High-End München, 14. bis 17. Mai 2015


(If Paradise Is) Half As Nice.

Ausgerechnet an Himmelfahrt! Erlebe ich auf der diesjährigen High-End Messe tatsächlich den Klanghimmel auf Erden? OK, der Termin war pragmatisch gewählt. Durch meinen Job konnte ich als „Fachbesucher“ den Feiertag nutzen, um mir vor dem Einfallen der Massen an den darauffolgenden Tagen einen Überblick über die aktuellen Trends hochwertiger Musikwidergabe zu verschaffen. Und wie inzwischen bestätigt wurde, waren es tatsächlich Massen. Die High-End Organisatoren konnten den kontinuierlichen Zuwachs an Besuchern mit einer stolzen Steigerung von 16% gegenüber 2014 bestätigen. Was sind also die aktuellen Trends?

Streaming
Der Trend zur Musikwidergabe über Streaming setzt sich verstärkt fort. Ging es anfangs um das mobile „Abgreifen“ von Musikfiles in teils lausiger Klangqualität, hat Streaming in der Zwischenzeit die Wohnzimmer erreicht, und zwar in guter bis sehr guter Qualität. Neben dem Abspielen von CDs gerippter Titel gibt es nun auch die ersten Streaming Portale, die CD-Qualität anbieten. Die Vorreiter Tidal (vormals Wimp) und Qobuz waren nicht zufällig ebenfalls auf der High-End vertreten. Die Kehrseite der Medaille: es waren weniger neue CD-Player zu sehen, als je zuvor.

Vinyl
Von derlei Entwicklungen völlig losgelöst, entwickelt sich der Markt für Plattenspieler und Vinylplatten weiterhin sehr positiv. Traditionelle Marken wie PE, Dual und Thorens bringen neue Spieler auf den Markt. Das Angebot an neuen und gebrauchten Platten war nicht nur auf dieser Messe beeindruckend reichhaltig.

Retro
Dem noch eins drauf setzen Bewegungen mit Uralt-Audio, wie es die Koreanische Firma Silbatone Acoustics im Extrem zelebriert. In München präsentierten die Silbatoner Western Electric Kinolautsprecher aus den 30er Jahren in einer Pracht, dass man sich fragen muss, was die Lautsprecherentwickler in den letzten 80 Jahren so getrieben haben. Ok, die Kinolautsprecher sind nicht ganz wohnzimmerfreundlich.

Nicht ganz so verrückt sind Hersteller von an die 50er-Jahre erinnernden Musiktruhen, die, in zeitgemäßem Retro-Design gewandelt, modernste Technik mit großem Klang bieten. Herausheben möchte ich hier einmal die in Hamburg ansässige Firma Lyravox, die mit ihrem Stereomaster SM2 ein prächtiges Stück deutscher Handwerksarbeit abliefert (zum prächtigen Preis allerdings), und das englische Familienunternehmen Ruark Audio, dessen wunderhübsche Musiktruhe „Ruark High Fidelity Radiogram R-7“ sogar den Messestand des Bayerischen Rundfunks zierte.

Und sonst?
Caraudio erlebt eine Renaissance. Wobei ich mich frage, wer heute noch selbst sein Auto audiomäßig pimpt. Das auf der High-End Dargebotene befand sich fast ausschließlich in Luxuskarossen bzw. in deren nicht unerheblichen Aufpreislisten.

Mobiles Hören war zwar nie weg, hat aber nun auch Qualitäts- und Preisregionen erreicht, dass einem schwindelig werden kann. Allerdings steigt die Bereitschaft, für einen mobilen High-Resolution Musikspieler von Astell & Kern einen vierstelligen Betrag hinzublättern. Erstklassige Kopfhörer not included.

Neues Musik File Format MQA: Bob Stuart, Chef des angesehenen britischen HiFi-Geräte-Herstellers Meridian, hat ein neues Fileformat vorgestellt, dass, kurz gesagt, durch seinen Fokus auf Timing statt auf Frequenzgang, das Zeug zum mobilen Format der Zukunft hat, da es hohe Klangqualität (im Gegensatz zu MP3) mit Platzersparnis (im Gegensatz zu nicht komprimierten Musikfiles wie WAV und AIFF) miteinander vereint. Die ersten Hörproben auf dem Meridian/MQA-Stand waren auf jeden Fall schon mal sehr vielversprechend. Ich bin mir ziemlich sicher, dass uns demnächst MQA beim Musikgenuss hilfreich zur Seite stehen wird.
Was bringt mir der Besuch einer High-End Messe als bekennender Musik- und weniger als Abspielgerätefreund?

Ich besuche diese Veranstaltung, um mich anmachen zu lassen, und zwar zum Musikgenuss. Deshalb sind mir alle Aussteller suspekt, die mit sogenannter Vorführmusik Eindruck schinden wollen. Durch das auf den Messeständen dargebotene Musikprogramm sowie durch direkten Dialog über Musik (nicht über Geräte) merke ich schnell, wie ein Hersteller tickt.

In diesem Sinne: lieber deine abgenudelte Lieblingsplatte auf einer mittelmäßigen Anlage hören als eine „Referenzplatte“, mit der du emotional nichts anfangen kannst, auf einer Superanlage. Oder aber meine Kompromissinterpretation: geile Musik hören auf einer guten Anlage.

The Beat Goes on.
Michael Engstfeld

Beatlemania!
50 Jahre Beatles! Wir feiern mit einem sensationellen Bildband von Fans für Fans, mit Insider-Stories, fantastischen Fan-Fotos, Dokumenten und Faksimiles.

1. Auflage 2010, ca. 140 Seiten, mit über 100 Fotos, Dokumenten u. Faksimiles
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LangenMüller

Als sie noch live auftraten, wurden sie von ihren Fans in einem Maße verehrt, wie es keiner anderen Popgruppe je zuteil wurde. Der Kult um die vier Jungs aus Liverpool hält bis heute ununterbrochen an. Die Beatles haben die Musik revolutioniert und die Menschen begeistert. Die Beatles und ihre Fans – das ist ein seit damals andauerndes Liebesverhältnis, fast schon eine Weltanschauung. In diesem aufwändig und liebevoll gestalteten Album wird diese besondere Beziehung dokumentiert – mit vielen raren, zum Teil unveröffentlichten Fotos und Texten. Ein Buch von Fans für Fans.

Mit Texten von Horst Fascher, Lisa Fitz, Chuck Hermann, Jürgen Herrmann, Chris Howland, Klaus Kreuzeder, Gabriele Krone-Schmalz, Uschi Nerke, Abi Ofarim, Brian Parrish, Helmut Schmidt, Manfred Sexauer, Tony Sheridan, Pete York uvm.
Fotos von Bubi Heilemann, Werner Kohn, Ulrich Handl, Rainer Schwanke, Frank Seltier, Günter Zint u.a.