Rock aus dem Olymp - The Rolling Stones 12. September 2017 in München, Olympiastadion


Bereits zum fünfzehnten Mal trat die dienstälteste Band der Welt in der bayerischen Landeshauptstadt auf, das neunte Mal im Olympiastadion, was Mick Jagger in gebrochenem Deutsch durchaus treffend kommentierte: "Das ist ein olympischer Rekord!“

The Rolling Stones zeigten auf ihrer vielleicht tatsächlich letzten „Stones – No Filter“-Europatour 2017 allen Live-Acts einmal mehr, wie ein proppenvolles Stadion zu begeistern ist: "Servus in Minga", begrüßte der gut gelaunte Mick die Fans in München zu einer Show der Superlative. Auch wenn die Eintrittspreise noch so gesalzen waren, als echter Fan musste man einfach dabei gewesen sein!

Hauptsächlich mit Klassikern und erdigem Blues aus ihrem letzten Studioalbum "BLUE AND LONESOME" rissen die Rock-Urgesteine über 70 000 Konzertbesucher zu Begeisterungsstürmen hin.

Optisch begleitet von vier Videowalls in Hochhausgröße wurde bei dieser neuen Produktion wieder geklotzt und musikalisch in voller Dröhnung gerockt, dass es zeitweise auch schepperte. Nach dem Abgang von Bill Wyman 1993 zeigten sich alle vier verbliebenen festen Stones-Mitglieder in den bekannten Rollenklischees:
Charlie Watts (76) als Stoiker an den Drums, Urgroßvater Mick Jagger (74) als stets quirliger Springteufel mit ungebrochen starker Stimme, der zerklüftete Keith Richards (73) an der tief hängenden R´n´B-Gitarre und Ronnie Wood (70) als Saitensolitär mit noch fahlerem Pokerface als eh schon nach überwundenem Lungenkarzinom.

Sensationell, was diese Herren immer noch abzuliefern verstehen und wenn´s mal bei solistischen Ausflügen etwas anarchisch zu werden droht oder im Zusammenspiel etwas hakt, springen eben die sechs Tour-Begleitmusiker in die Bresche, allen voran Keyboard-Direktor Chuck Leavell (u.a. auch bei Eric Clapton) und Bassist Darryl Jones als Fels in der Brandung.

Die nasskalte Witterung wärmten die Stones gleich beim in Rotlicht getauchten Opener „Sympathy For The Devil“ auf. Und alle: „Huh-huh“! Trotz des Wissens um den Gehalt des zweiten Statements „It´s Only Rock And Roll, but we like it“, lieben es immer noch alle, auch wenn sich die wildesten Hardcore-Fans heutzutage nicht mehr so „Out Of Control“ benehmen wie zu Beginn der Sixties. Gänsehautfeeling überkam bei der Rückblende in die Jugendzeit dann so manchen Oldie beim wehmütigen „You Can´t Always get What You Want“.

Auch Wolfgang Niedecken war aus Köln angereist, um die Band nochmal live zu erleben, bei der er schon selbst als Supportact dabei war. Zwischendrin wurde das Publikum immer wieder dynamisch aufgemischt und zum Tanzen aufgefordert wie beim etwas schleppend vorgetragenen „Dancing With Mr. D“ und vor allem beim fordernden „Start Me Up“.

Die grandiose Set-Liste hatte wieder viele Klassiker zu bieten, darunter „Beast Of Burden“, „Honky Tonk Woman“ und „Paint It Black" als Soundtrack einer ganzen Generation. Immer wenn dazwischen der Blues - das Fundament der Stones - aus der unermesslichen Fundus-Kiste gezogen wurde, switchten die bunten LED-Wände in schwarz-weiße Bilder um und die Bühne tauchte in blaues Licht.

„Ride´Em Down“ im Original von Jimmy Reed und „Just Your Fool“ von Buddy Johnson verwiesen auf die Ursprünge ihres musikalischen Schaffens, wobei Keith auch mal aus der Spur rutschte – just „Slippin´ Away“. Egal, wenn nicht jeder Ton da sitzt, wo er eigentlich soll, es sind die Stones.

Schade, dass bei "Brown Sugar" Mick Taylor nicht mehr mit von der Partie war, wie 2014 - „Miss You“! Doch wusste Tim Ries den 2014 verstorbenen Saxophonisten Bobby Keys überzeugend zu ersetzen und DarryI Jones gab auf dem Bass den Funky Man, währenddessen sich Ron mit Keith solistisch auf den sechs Saiten duellierten und sogar Mick in die Saiten griff. Auch wenn der „Streetfighting Man“ schon lange nur noch für die Bühne taugt, gelang es den Stones, das Gefühl des ungebügelten Rock´n´Roll der Sixties in unsere Zeit zu transportieren, auch im Bewusstsein der Diskrepanz von Fiktion und Realität.

Der Spannungsbogen hielt und die Stimmung steigerte sich bei diesen energetischen Rockveteranen sogar noch im Laufe der zweieinhalb Konzertstunden. Alle stimmten zur ersten Zugabe voll mit ein: „Gimme Shelter“! Elektrisiert tanzten die bis zum letzten Ton ausharrenden Konzertbesucher euphorisch im proppenvollen Olympiastadion zum großen Pyro-Fireworks-Finale. „Bis bald“ erscheint tatsächlich auf der Digitalwand.

Fotos + Text: Helmut Ölschlegel

 

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Mit Texten von Horst Fascher, Lisa Fitz, Chuck Hermann, Jürgen Herrmann, Chris Howland, Klaus Kreuzeder, Gabriele Krone-Schmalz, Uschi Nerke, Abi Ofarim, Brian Parrish, Helmut Schmidt, Manfred Sexauer, Tony Sheridan, Pete York uvm.
Fotos von Bubi Heilemann, Werner Kohn, Ulrich Handl, Rainer Schwanke, Frank Seltier, Günter Zint u.a.