MÜNCHEN (BLK) - Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. Komiker Wigald Boning nimmt das Dichterwort ganz genau und hat über seine Ausflüge auf mehrere Kontinente gleich ein Buch geschrieben. „Das war eine Fülle von Eindrücken - die kann man nicht für sich behalten, sonst würde man ja platzen“, sagt der Meister des Privatfernsehklamauks.
Auf der Mattscheibe ist es mit dem Aus der Sat.1-Wissensshow „Clever“ ruhig um Boning geworden. Dafür hat er rund drei Jahre nach seinen „Bekenntnissen eines Nachtsportlers“ wieder in die Tasten gegriffen: In seinem neuen, gut 250-seitigen Buch „In Rio steht ein Hofbräuhaus“ schreibt der 43-Jährige über das Reisen.
Natürlich handelt es sich nicht um nüchterne Berichte. Vielmehr kommentiert Boning seine skurrilen Beobachtungen „auf gewohnt trockene Art“, wie es im Klappentext des Buchs heißt. Im Kapitel über eine Silvesterparty im Zillertal zum Beispiel sinniert der 43-Jährige darüber, dass das namensgebende Flüsschen „der Ziller“ heißt, obwohl „die Ziller“ viel besser klingen würde. „Aber was geht mich das überhaupt an“, ermahnt sich Boning. „Sollen die Österreicher doch entscheiden, wie sie wollen.“
Wenn man sich fragt, weshalb man Geld für solch ein Buch ausgeben sollte, antwortet Boning: „Ich denke, dass Reisen alle Menschen interessiert.“ Es gehöre zum Menschsein, von Zeit zu Zeit den Ort zu wechseln - das sei schon bei Ötzi so gewesen, dem Steinzeitmenschen aus dem Eis. Über sich selbst schreibt Boning, dass er als Weltreisender ein Spätentwickler sei. Begonnen habe sein Entdeckerdrang mit der Teilnahme an einem arktischen Wettkampf im kanadischen Yukon vor gut drei Jahren.
Seitdem folgten Reisen nach Rio de Janeiro, Paris, in die Türkei, nach Thailand, Georgien oder ins westafrikanische Gambia. Und nach Afghanistan. „Ich hatte den Eindruck, dass ich da in ein doppeltes Paralleluniversum eintauchte“, erzählt Boning über seinen Ausflug an den Hindukusch. Zum einen sei er als früherer Zivildienstleistender erstmals intensiv mit der Bundeswehr in Kontakt gekommen. Zum anderen sei Afghanistan für ihn wie eine Zeitreise ins Mittelalter gewesen. Die Uhr am Handgelenk des Sicherheitschefs, die Gummistiefel an den Füßen – „sonst wird man nicht viel finden, was auf das 21. Jahrhundert hindeutet.“
Und trotzdem: Kulturell sei Afghanistan von Deutschland gar nicht so verschieden. „Ich wohne auf dem Land im Allgäu, und die Leute ticken so ähnlich“, sagt Boning. Halb im Scherz, halb im Ernst fügt er hinzu: „Die haben auch lange Bärte und sind fromm. Und es gibt Nachbarschaftstreitigkeiten mit den anderen Bergdörfern, die mich fatal an die Situation im Allgäu erinnern.“
Fürs Erste ist Boning wieder zu Hause. Statt Kunstflug in Brasilien, Kreuzfahrt auf dem Atlantik oder Blind Date in Paris stehen Fahrten wie Leipzig-Erfurt, Essen-Köln und Hamburg-Hannover an. „Ich habe eine gewisse nomadische Natur und im Moment Schwierigkeiten damit, einfach zu Hause zu bleiben“, sagt Boning. Die bevorstehende Lesereise durch Deutschland könne daher zu einer Art Ersatzdroge für seine neue Sucht nach dem Reisen werden. Und für die Zeit danach sei wieder ein Fernsehprojekt im Gespräch, aber auch ein neues Buch denkbar. „“Im Kopf habe ich vieles, aber ich habe mich noch nicht entschieden.“ (dpa/wer)
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