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Das Böse trägt Tracht

Der dritte Fall des Kommissar Jennerwein

© Die Berliner Literaturkritik, 23.11.11

FRANKFURT/MAIN(BLK) – Im Fischerverlag ist im März 2011 „Niedertracht“ von Jörg Maurer erschienen. Der dritte Alpenkrimi mit Kommissar Jennerwein ist als Taschenbuch herausgekommen.

Klappentext: Hier trägt das Böse Tracht: Der dritte Alpenkrimi mit Kommissar Jennerwein. In der Gipfelwand hoch über einem idyllischen alpenländischen Kurort findet die Bergwacht eine Leiche. Wie kam der Mann ohne Kletterausrüstung überhaupt dort hin? Kommissar Jennerwein ermittelt mit seinem Team zwischen Höhenangst und Almrausch, während sich die Einheimischen in düsteren Vorhersagen über weitere Opfer ergehen. Was hat derweil die merkwürdige Mückenplage in Gipfelnähe zu bedeuten, warum besitzt ein grantiger Imker auf einmal viel Geld, und wieso hilft ein Mafioso, ein Kind aus Bergnot zu retten? Jennerwein hat einen steilen Weg vor sich. Nach den Bestsellererfolgen „Föhnlage“ und „Hochsaison“ der dritte Alpemkrimi von Jörg Maurer.

Jörg Maurer stammt aus Garmisch-Partenkirchen. Er studierte Germanistik, Anglistik, Theaterwissenschaften und Philosophie und ist Krimiautor und Musikkabarettist. Eine feste Größe in der süddeutschen Kabarettszene, leitete er jahrelang ein Theater in München und wurde für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Kabarettpreis der Stadt München (2005) und dem Agatha-Christie-Krimi-Preis (2005 und 2006). Sein Krimi-Kabarettprogramm ist Kult.

Leseprobe:

©Fischer Verlag©


jädi-ü-ho jodi-ü-hö

jädi-ü-hö hollaradi ri-hö

Jodler aus dem Werdenfelser Land

Die beiden Wanderer bogen um die Kurve und blieben stehen. Sie waren jetzt auf zweieinhalbtausend Meter Höhe, die Luft war merklich kühler als unten im Kurort, wo die Touristen schon in kurzen Hosen von Eisdiele zu Eisdiele schlenderten. Hier oben wurden die beiden Wanderer von bösen Winden attackiert. In der Ferne bäumten sich zwei unförmige Gebirgskegel mit windschiefen, gezackten Gipfeln auf: links die Gatterlköpfe, rechts die Plattspitzen.

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„Was sind denn das für Berge?”, fragte der eine der Wanderer.

„Links, das ist der Brunntalstein, rechts der Blassenkopf”, entgegnete der andere.

„Ist das rechts nicht eher das Schroffkogeleck?”

„Das Schroffkogeleck auf keinen Fall.”

„Es muss das Schroffkogeleck sein. Der Blassenkopf ist doch ganz woanders.”

Der Blassenkopf lag wirklich ganz woanders. Der Brunntalstein und das Schroffkogeleck aber auch.


Die beiden Wanderer sahen sich um. Notgedrungen mussten sie denWeg räumen. Kopfschüttelnd machten sie Platz für ein eiliges Trio, zwei Männer und eine Frau, die durch das Karstgelände marschierten, als wäre es ein Polizeieinsatz.

„Idioten", sagte der eine der Wanderer.

Es war ein Polizeieinsatz. Drei Mitglieder der Mordkommission IV, nämlich Hauptkommissar Hubertus Jennerwein, die Polizeipsychologin Dr. Maria Schmalfuß und der Polizeiobermeister Johann Ostler, waren, wie die vielen Touristen auch, mit der Gondel auf den Zugspitzgipfel, dann mit der Gletscherseilbahn aufs Platt gefahren, den Rest der Strecke mussten sie zu Fuß gehen. Sie waren von der Bergwacht alarmiert worden.

„Da stimmt was net!”, hatte der Bergwachtler gesagt.

„Es ist wirklich ein ungewöhnlicher Fundort”, schrie Polizeiobermeister Ostler gegen den jaulenden Wind an, der jetzt aufkam. Kommissar Jennerwein sprang auf einen unförmigen, riesigen Stein, er bot Maria Schmalfuß die Hand. Hier auf dem Zugspitzplatt taten sich rechts und links schon einmal Spalten mit zehn, zwanzig Meter Tiefe auf. Es war Ende Juni, und nur noch einzelne schmutzige Schneerestchen waren von dem einst prächtigen Gletscher übrig geblieben. Das karstige Gelände war jedoch ausgesprochen belebt, immer wieder mussten ihnen Wanderer verschiedenster Leistungsstufen den Weg frei machen: Jogger, Gletscherforscher, Nordic Walker, Wandernadelsammler, Geocacher und andere Schatzsucher, Hardcore-Trekker mit unbezahlbarer Bergausrüstung und Japaner in Halbschühchen spritzten links und rechts weg. Manche schimpften, dass man selbst hier oben auf dem Schneeferner keine Ruhe hätte vor den neureichen Rabauken, die sich unten im Tal eine Zweitwohnung gekauft hatten und sich hier oben mit riesigen Walkie-Talkies wichtigmachten.


„Hier war früher alles meterhoch mit Eis bedeckt”, rief Ostler und sprang zum nächsten Stein.

„Wie eigentlich ganz Bayern”, schrie Jennerwein zurück. Der Scherz wurde ihm von einem Windstoß weggerissen, der aus dem Tschechischen herübergekommen war, einem czesky vzduch.

„Es gibt viele Geschichten rund um die Zugspitze, vor allem um das Zugspitzplatt. Wenn der Hölleisen jetzt hier wäre”, fuhr Ostler fort,  „dann würde er gleich eine passende Anekdote dazu erzählen. ”

Franz Hölleisen war wie Johann Ostler ebenfalls Polizeiobermeister im Kurort. Er kannte jeden Grashalm, seine Familie war seit dem Mittelalter hier ansässig. Sein Vater war Gendarm in der Gemeinde gewesen, sein Großvater ebenfalls. Und der Enkel hatte immer mit einem Sack voller Schnurren und Schmarren aus dem Polizei- und Bergsteigerleben aufzuwarten. Er musste gleich eintreffen, er war sicherlich schon mit ähnlich strammem Schritt nach oben unterwegs. Der Wind ließ etwas nach, man musste immerhin nicht mehr schreien.

© Fischer Verlag©

Literaturangabe:

MAURER, JÖRG: Niedertracht. Alpenkrimi. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2011. 377 S., 8,99 €.

Weblink

Fischer Verlage


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