MÜNCHEN (BLK) – Nach „Die Welt in den Wolken“ ist ein weiteres Buch des erfolgreichen britischen Sci-Fi Schriftstellers Jay Amory im Blanvalet Verlag erschienen.
Klappentext: Die Erdlinge sehen sich unablässig Angriffen durch geflügelte Piraten ausgesetzt. Diese überfallen ihre Eisenhütten und plündern ihre Fabriken. Die Erdlinge machen dafür das gesamte Volk der Luftlinge – die geflügelten Menschen – verantwortlich und rüsten sich zum Vergeltungsschlag. Doch die Geflügelten sind sich dieser Bedrohung für den Frieden zwischen Erd- und Luftlingen absolut bewusst und entsenden einen Botschafter zu den Piraten in der Hoffnung, die Angelegenheit friedlich beilegen zu können. Als Eskorte des Gesandten begleitet ihn das bewaffnete Luftschiff Cerulean unter dem Kommando von Az Gabrielson, dem einzigen Luftling, der ohne Flügel geboren wurde und der auch bereits Kontakt zu den Erdlingen gehabt hat. Doch an Bord herrscht keine Einigkeit. Az’ Autorität – als flügelloser „Krüppel“ von den Luftlingen verlacht – wird ständig untergraben. Und wie sollen die Piraten der Lüfte davon überzeugt werden, dass sie mit ihrem kriegstreiberischen Tun aufhören, wenn nicht einmal die Gesandten der Luftlinge untereinander Frieden halten können …?
Jay Amory ist ein Pseudonym des Schriftstellers James. M. H. Lovegrove, der 1965 in England geboren wurde. Er scheibt vorwiegend Science-Fiction, aber auch Fantasy. Lovegrove lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Eastbourne, Sussey.
Leseprobe:
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Die schwarze Wolke
Der Nachthimmel über der Unerbittlichen Wüste brachte eine neue Wolke hervor. Zuerst war da noch das gewohnte, tiefschwarze Wirbeln der Wolkendecke zu sehen, schwach marmoriert vom Mondlicht. Dann jedoch tauchte an der Unterseite der Wolken ein rundlicher Schemen auf und drückte sich nach unten, eine schwarze Gestalt vor schwarzem Hintergrund. Schließlich löste sich der Schemen, machte eine volle Kehrtwende und bewegte sich mit einem tiefen, dröhnenden Summen in gemäßigtem Tempo nach Norden. Ganz allmählich sank er tiefer, während der blasse, zigarrenähnliche Schatten, den er auf dem Sand erzeugte, länger und länger wurde. Ein paar Kilometer weiter weg auf der Erde schimmerte mitten in der leeren Wüste ein von Menschenhand geschaffener Funke. Es handelte sich um eine Anhäufung von Lichtern, die von einem Gewirr kreuz und quer verlaufender Straßen ausging, die zwischen Bohrtürmen, Destillationskolonnen, Pferdekopfpumpen, Sammelbehältern, Leitungen, Kränen und eingeschossigen Häuserblocks verliefen. Die Lichter gehörten zur Westöl Förderungs- und Raffineriestelle Nummer 137, auch bekannt als Trostloses Bohrloch, und sie brannten die ganze Nacht hindurch, selbst dann, wenn die gesamte Belegschaft in tiefem Schlaf lag. Sie brannten, um die Dunkelheit in Schach zu halten, die riesige, schreckliche Dunkelheit, die nachts in der Wüste herrschte und so rein und endlos war wie das Vergessen und einen Menschen in den Wahnsinn treiben konnte. Die Lichter waren wie ein Leuchtfeuer, das die schwarze Wolke anzog. Unbeirrbar hielt sie auf die Ölanlage zu, wie ein Jäger, der von seiner Beute angelockt wird.
Als die schwarze Wolke die Anlage des Trostlosen Bohrlochs erreichte, verharrte sie, und das Summen versiegte zu einem Flüstern. Dutzende geflügelter Gestalten lösten sich plötzlich nacheinander von ihr. Sie strömten heraus und sammelten sich, bis sie wie auf ein zuvor vereinbartes Zeichen hin auseinanderstoben. Mit beinahe lautlosen Flügelschlägen verteiltensie sich über der Ölförderungsstelle. Ein paar hielten auf die Häuserblocks zu. Die Übrigen hatten es auf die Lagerhäuser mit den Stahlfässern abgesehen, in denen sich das raffinierte Öl befand, das zum Transport durch die Unerbittliche Wüste bereit war.
Die Lagerhäuser waren unverschlossen. An diesem Ort, der zwei Tagesmärsche von allem entfernt war, was man als Zivilisation hätte bezeichnen können, gab es keine Diebe. Das heißt, zumindest gab es keine Diebe, mit denen die Eigentümer von Westöl hätten rechnen können. Die geflügelten Gestaltenmussten nur heimlich die Türen des Lagerhauses öffnen, um Zugang zu den hunderten von vollen Fässern zu bekommen. Und sie begannen, so viele wie möglich zu entfernen. Jedes Fass wog mehrere hundert Kilogramm und erforderte die Kraft von dreien, um sie zu heben. Und so beförderten die geflügelten Gestalten die Last, mit der sie schwer zu kämpfen hatten, in Dreiergruppen zu der hängenden schwarzen Wolke und verstauten sie in ihrem Innern. Die Wolke – das Piraten-Luftschiff Behemoth – füllte sich allmählich mit gestohlenem Treibstoff.
Im Laufe einer Stunde wurden die Frachträume des Luftschiffes bis zur Höchstgrenze des Fassungsvermögens beladen. Wasser wurde leise abgelassen, um einen Ausgleich für das zusätzliche Gewicht zu schaffen. In der Zwischenzeit standen einige der geflügelten Gestalten bei den Eingängen der Häuserblocks Wache.
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Literaturangabe:
AMORI, JAY: Piraten der Lüfte. Blanvalet Verlag, München 2010. 512 S., 8,95 €.
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