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Der Mann hinter Robert De Niro – Synchronsprecher Christian Brückner

Vor bald 10 Jahren gründete Brückner zusammen mit seiner Frau Waltraut einen eigenen Verlag

© Die Berliner Literaturkritik, 24.06.08

 

Von Elke Vogel

BERLIN (BLK) – Christian Brückner ist ein Mann, der ganz beredt schweigen kann. Der Berliner ist seit mehr als 30 Jahren die deutsche Stimme von Robert De Niro. Als einer der meistbeschäftigten Hörbuchsprecher erweckte er in den vergangenen Jahrzehnten außerdem unzählige literarische Texte zum Leben. Seine raue, brüchige und mit gelegentlichen Seufzern versetzte Stimme ist zum Markenzeichen des 64-Jährigen geworden – der auch ganz schlicht „The Voice“ genannt wird. Vor allem aber sind es die Pausen und sein fast hörbares Nachdenken vor dem zögernden, leicht schleppenden Aussprechen der Sätze, die die Einzigartigkeit seiner Sprechweise ausmachen.

Auch jenseits des Synchron- und Hörbuchstudios wägt Brückner jedes Wort ab. Jedem Satz hört er nach, formuliert seine Gedanken konzentriert und ohne jegliche Schnörkel. Nie würde er sich verplaudern. Dass ihn damals US-Regisseur Martin Scorsese persönlich als Synchronsprecher für seinen Star De Niro ausgewählt hat, er den Schauspieler dann mehrmals getroffen hat und angenehm überrascht von dessen, entgegen der Gerüchte unkompliziertem Auftreten war – das ist Brückner alles gar nicht so wichtig.

Von „Taxi Driver“ und „Der Pate“ bis „Der gute Hirte“, von der 30-stündigen Komplettlesung von Melvilles „Moby Dick“ und Liebesgedichten aus sieben Jahrhunderten bis zu Noah Gordons Historienschmöker „Der Katalane“ und dem Kinderbuchklassiker „Tistou mit dem grünen Daumen“ als jüngstem Projekt – Brückners Bandbreite ist enorm. Welche Kriterien muss ein Text erfüllen, damit er ihn gerne liest? „Er muss uns erfüllen“, antwortet Brückner in seiner bedachten Art. „Es muss ein Text sein, der dem Leben der Menschen etwas hinzufügt, ihr Denken anregt oder erweitert.“ Stoffe also, die Dinge, die im täglichen Diskurs als völlig unbezweifelbar gelten, noch einmal hinterfragen. Ein Ziel, das sich meist nur jenseits des Mainstreams und der Bestseller-Listen erreichen lässt.

Vor bald 10 Jahren gründete Brückner deshalb zusammen mit seiner Frau Waltraut einen eigenen Verlag. Rund 100 Produktionen sind im Parlando Verlag bereits erschienen. Damit sei nicht das ganz große Geld zu machen, zumal der Hörbuchmarkt insgesamt stark eingebrochen sei, sagt Waltraut Brückner. Sie führt nicht nur Regie bei allen Eigenproduktionen ihres Mannes, sondern managt vom Büro im Haus am Schlachtensee alles vom Rechte-Erbwerb bis zu den Lesereisen des Starsprechers. „Wir machen unser Ding unabhängig von allen anderen. Wir sind frei. Das ist grandios!“, erklärt ihr Mann.

„Ich bin sicher einer der dienstältesten ‚Hersteller von Literaturprodukten’ und habe über Jahrzehnte unendlich viel Literatur gelesen für alle Rundfunksender der ARD – von klassischen Stoffen bis zu Neuerscheinungen“, sagt Brückner. Als Ende der 80er Jahre die Hörbuch-Manie begann, plünderten die Verlage in Wild-West-Manier die Archive der Rundfunkanstalten. Das ging nach den Worten von Brückner zu Lasten der Sprecher, die an den Verkäufen zunächst finanziell überhaupt nicht beteiligt wurden. „Zu dieser Zeit lebten wir außerdem zwei Jahre in Amerika und waren völlig verblüfft darüber, dass jedes Buch dort auch sofort als Hörbuch erschien. Dann sind wir beschwingt zurückgekommen und dachten, das machen wir auch!“, erzählt Waltraut Brückner über die Zeit der Verlagsgründung.

In der „Nische Hörbuch“ fühlen sich die Beiden sichtlich wohl. Und der Stoff geht ihnen nicht aus: „Es kann das Jahr 2500 gekommen sein und – angenommen – wir leben dann noch – dann werden wir immer noch nur den kleinsten Teil von dem gelesen und vertont haben, was uns interessiert“, sagt Christian Brückner. Demnächst wird aber wohl erstmal wieder der deutsche Filmverleih von De Niro bei Brückner anrufen. Dann kommen nämlich der Krimi „Righteous Kill“ mit De Niro und Al Pacino in den Hauptrollen und die Hollywood-Insider-Komödie „What Just Happened?“ in die Kinos – und Brückner ist wieder der Mann hinter dem Hollywoodstar.

Verlag


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