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„Der Zauberer“ von Ugo Riccarelli

Ein neuer Roman von Ugo Riccarelli

© Die Berliner Literaturkritik, 12.01.10

Von Julia Wittmann

Er zaubert kein Kanninchen aus dem Hut, aber ein Lächeln auf das Gesicht. Ein Vater, der seinen Sohn belügt. Dabei ist es nicht böse gemeint, nein, es dient eher der Verrätselung der Geschichten – ein bisschen darf man doch flunkern, oder?

Der Ich-Erzähler des Buches berichtet uns von seiner Familie, allen voran von seinem Vater, dem Zauberer, der in diesem Roman nie anders als „Zauberer“ oder „Vater“ heißt. Es handelt sich hierbei allerdings um keinen Houdini, auch wenn sich der Vater mehrfach mit diesem vergleicht, da er schließlich einfach jeden Knoten und jedes Schloss öffnen kann, wenn von Nöten. Und das ist gleich mehrfach der Fall in seinem Leben als Abenteurer, Soldat, Bäcker, Mechaniker, Händler - aber in erster Linie als Sohn der liebevollen Großmutter und als Vater des Erzählers.

Dennoch haben wir es bei diesem Buch nicht mit einem Familienepos zu tun, sondern eher mit einem 'Hineinschnuppern' in die Familiengeschichte des Zauberers, mit Fokus auf ihn selbst. Doch da sind noch die anderen: Die Mutter des Zauberers, die den frühen Tod des Vaters nie wirklich verkraftet hat und von da an bei den Schwägern Attilio und Tonio, sowie deren mitunter etwas schwierigen Frauen Marianna und – von Gadda entlehnt - Adalgisa leben muss. Und der Großvater des Zauberers, genannt Mondo, der Seefahrer, der die Kunst der Seemannsknoten auf einen Enkel übertragen hat – ein Motiv, das ebenfalls an Gadda erinnert und sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht, als Metapher für die schwierigen Situationen, die es zu lösen gilt und die neuen Beziehungen, die geknüpft werden.

Im Hinblick auf den Erzählstil findet das Buch einen guten Mittelweg: Beschreibungen, die uns das Schmecken und Riechen der Handlungsorte und den direkten klaren Blick in die Gesichter der beteiligten Charaktere erlauben, ohne mit Details zu langweilen. Das Buch ist spannend, im Sinne des Wunsches weiter zu lesen und mehr zu erfahren, und gleichzeitig entspannend, da es uns mit seinen Geschichten aus dem Alltag holt. Die „natürliche Begabung, die Wünsche der Menschen zu fesseln“ und ihnen Geschichten zu erzählen, die dem Zauberer innewohnt, scheint auch Riccarelli zu besitzen. Seinem Lebenslauf und auch der Widmung des Buches kann man entnehmen, dass einige Teile der Geschichte wohl von der historischen Realität inspiriert oder sogar biographisch geprägt sind. Mit dem „Zauberer“ hat Riccarelli nun also einen Roman geschaffen, der bewegt und träumen lässt.

Vielleicht lässt er den Leser sogar ein bisschen über die Worte des Protagonisten philosophieren, der seine ganz eigene metaphernreiche Theorie zum Schicksal entwickelt hat: „Leben ist der fortwährende Versuch, die Segel straff gespannt zu halten und das Toben des Meeres in Hanfseile zu knoten, während man sich der Illusion hingibt, den Kurs und das eigene Schicksal zu kennen, obwohl man doch nichts ist als ein einfacher Matrose, ein Spielball für die erstbeste Laune des Windes.“

Diese Rezension ist in Zusammenarbeit mit Studenten des Romanischen Seminars der Uni Bayreuth entstanden. Außerdem danken wir dem Paul Zsolnay Verlag für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.

Literaturangabe:

RICCARELLI, UGO: Der Zauberer. Aus dem Italienischen von Karin Krieger. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2009. 208 Seiten, 19,90 €.

Weblink:

Paul Zsolnay Verlag

 

 


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