Werbung

Werbung

Werbung

Die da oben gibt es nicht

Buchautorin Heike Faller im Gespräch

© Die Berliner Literaturkritik, 29.06.09

Von Karolin Köcher

MÜNCHEN (BLK) — Ein Jahr lang nahm sich die „Zeit“-Journalistin Heike Faller eine Auszeit vom Job und versuchte ihr Glück in der Finanzwelt. Die 38-Jährige traf sich mit Risikoinvestoren, Kunstsammlern und Börsenhändlern. Um ihr Ziel zu erreichen, 10.000 Euro zu verdoppeln, spekulierte sie unter anderem an der Börse in Bagdad. Am Ende des Jahres ist sie vor allem reicher an Erfahrung.

Hat sich Ihr Leben nach Ihrem Selbstversuch verändert?

Faller: „Zum einen bin ich derzeit öfter mal Gast in einer Radio-Morning-Show während ich noch im Schlafanzug durch die Wohnung tapse. Zum anderen interessiere ich mich mehr für Wirtschaft.“

Welches war in diesem Jahr ihr stärkstes Erlebnis, welches Ihre größte Erkenntnis?

Faller: „Dass es auf der Welt nicht „die da oben gibt“, also Menschen, die erwachsener, verantwortungsbewusster, ordentlicher sind als man selbst und die dafür sorgen, dass alles seinen guten Gang gehen wird. Wahrscheinlich waren diese wohlgeordneten Jahrzehnte, die wir für Normalität gehalten haben, ein historischer Ausnahmezustand. Und ich habe endlich begriffen, was dieser abgegriffene Spruch von der ,dünnen Firnis der Zivilisation’ meint.“

Was denn?

Faller: „Wie wenig selbstverständlich es eigentlich ist, dass Menschen zivilisiert miteinander umgehen. Besonders jetzt, wo vielen klar geworden ist, wie schnell alles in eine totale Katastrophe kippen kann.“

Was würden Sie einem Kleinanleger, der verunsichert und ohne Erbtante ist, heute raten?

Faller: „Ein Drittel Rohstoffe oder Edelmetalle, ein Drittel breitgestreute Aktien, ein Drittel Geld. Und aufs Geld besonders gut aufpassen!“


Bookmark and Share

BLK mit Google durchsuchen: