HAMBURG (BLK) – Im März 2008 ist Meredith Haafs, Susanne Klingners und Barbara Streidls Sachbuch „Wir Alphamädchen. Warum Feminismus das Leben schöner macht“ bei Hoffmann und Campe erschienen.
Klappentext: „Wir wollen alles, und das ist nicht zu viel verlangt.“
Cool, schlau, schön – das sind die neuen Feministinnen. Sie wollen alles: Kinder und Karriere, Intellekt und Sex, Verantwortung und Freiheit. Nicht die Männer sind ihre Feinde, sondern die ungerechten gesellschaftlichen Strukturen; und die gilt es zu bekämpfen – mit den Männern.
Meredith Haaf, geboren 1983 in München, Studium der Geschichte und Philosophie.
Susanne Klingner, geboren 1978 in Berlin, Studium der Politik und der Journalistik. Sie lebt als freie Journalistinnen in München und ist seit Jahren begeisterte Feministin.
Barbara Streidl, geboren 1972 in München, Studium der Germanistik und Komparatistik. Sie lebt als freie Journalistin in München und ist seit Jahren begeisterte Feministin. (car/wip)
Leseprobe:
© Hoffmann und Campe Verlag GmbH ©
ÜBER DIESES BUCH
Eines muss gleich zu Anfang geklärt werden: Alphamädchen sind wir alle. Nicht nur die Autorinnen dieses Buches, sondern alle jungen Frauen, die mitdenken und Ziele haben; die sich für die Welt interessieren und frei und selbstbestimmt leben möchten, jede nach ihrer Art – das sind wir Alphamädchen.
Wir drei sind sehr unterschiedlich aufgewachsen. Zwei von uns haben ihre Kindheit in Westdeutschland verbracht – eine in den siebziger, eine in den späten achtziger Jahren – ,eine ist in den frühen Achtzigern in Ostdeutschland aufgewachsen. Keine von uns hat Genderwissenschaften studiert oder war in der links-alternativen Szene aktiv. Im feministischen Establishment wird man uns nicht kennen. Unser Feminismus ist aus dem Alltag entstanden und aus unserer journalistischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Tendenzen und Debatten.
Über uns Frauen wird nämlich viel geredet. In Deutschland fällen seit einiger Zeit viele ihre Urteile über junge Frauen und was sie alles anders machen sollten. Politikerinnen und Publizisten mittleren Alters, Erziehungsexperten und Soziologen, ja sogar kinderlose Geistliche haben dazu eine Meinung: „Akademikerinnen kriegen zu wenig Kinder“, „Junge Frauen lassen die Deutschen vergreisen oder gar aussterben“ oder „Rabenmütter“. Nur diejenigen, um die es geht, haben scheinbar nichts zu sagen. In dieser Debatte um Kinder, Karriere, Vorbilder und Verantwortung hatten sie bisher jedenfalls keine Stimme.
Und doch haben viele Tausend junge Menschen – Mädchen und Jungs, Frauen und Männer – das Gefühl, dass etwas schiefläuft. Sie beobachten, wie alte, längst überkommen geglaubte Rollenmuster wieder salonfähig werden. Sie kritisieren die Schönheitsideale der Medien und den alltäglichen Sexismus. Sie werden wütend, wenn über ihre Köpfe hinweg bestimmt wird oder – wie im Falle der jungen Männer – sie in der Diskussion sogar außen vor bleiben. Sie alle leiden darunter, ihren Lebensentwurf ständig auf die spätere Vereinbarkeit von Familie und Beruf überprüfen zu müssen.
Um all diese Dinge soll es hier gehen. Manche werden vielleicht die spezifischen Perspektiven lesbischer Frauen oder etwa Migrantinnen vermissen – weil die ja zum Thema Frauen und Gesellschaft gehören. Doch dieses Buch hat nicht den Anspruch, sämtliche Sichtweisen zu vereinen. Wir wissen, dass nicht alle jungen Frauen in Deutschland gleich leben; dass einige in ihrem Privatleben gern auf Männer verzichten können, dass viele aus finanziellen Gründen gar keine Wahl zwischen Kindern und Beruf haben und das Wort „Karriere“ dabei eine untergeordnete Rolle spielt. Uns ist auch bewusst, dass Einwanderinnen in diesem Land noch andere Probleme haben, von alleinerziehenden Müttern ganz zu schweigen. Wir konzentrieren uns hier allerdings erst einmal auf Themen, die einen Großteil der jungen Frauen, die heute in Deutschland leben, betreffen. Dieses Buch ist mit einer guten Portion Wut geschrieben. Da draußen passieren viele Dinge, die uns jungen Frauen ordentlich stinken: schlechtere Bezahlung, Sexismus im Alltag und die angeblich ganz normale Angst, wenn wir nachts allein durch die Straße laufen. Wir Frauen sollen schon alles erreicht haben? Wir wollen mehr!
Wir können und wollen nicht mehr so tun, als wäre alles in bester Ordnung und jede für sich müsste sich nur genug anstrengen. Es ist Zeit, dass wir jungen Menschen endlich selbst die Diskussion führen, wie Frauen und Männer im21.Jahrhundert miteinander leben wollen. Und dann müssen wir auch handeln – sonst wird sich nämlich nie etwas ändern. Wir haben lange genug den anderen zugehört – jetzt sind wir dran.
Dieses Buch soll ein Anfang sein. Wir glauben, dass Feminismus für alle Frauen – egal wo sie herkommen und unter welchen Bedingungen sie leben – und auch für alle Männer das Leben schöner macht. Und wir wollen zeigen, warum das so ist. Feminismus ist nicht alt oder überholt – er ist jung und cool und kann dabei helfen, jede Menge Fragen zu beantworten.
DARUM IST FEMINISMUS TOLL
Alle jungen Frauen wollen heute das Gleiche, nämlich: genauso viel verdienen wie Männer, die gleichen Aufstiegschancen, einen gleich großen Anteil an der Macht in unserem Land und nicht vor die Entscheidung „Kind oder Karriere“ gestellt werden. Wir wollen uns in keiner Lebenssituation mehr einreden lassen: „Das gehört sich nicht für eine Frau“ oder „Mädchen können das nicht“. All das sollte eigentlich selbstverständlich sein, und doch ist es das nicht. Wenn die Gleichberechtigung der Geschlechter in unserem Land schon Realität wäre, müssten wir nicht darüber reden. Realität aber ist, dass wir weiter um Emanzipation kämpfen müssen, in fast allen Bereichen des Lebens. Je weiter diese Erkenntnis wächst, desto absurder klingen die oft strapazierten Worte „Ich bin keine Feministin, aber…“ Schluss mit dem Quatsch! Wir sind Feministinnen. Alle. Weil wir doch alle genau das wollen, was auch der Feminismus will: gleiche Verhältnisse für Frau und Mann. Also sollten wir auch etwas dafür tun!
Das Problem: Viele halten Feministinnen für hässlich, spaß- und männerfeindlich, ironiefrei und unsexy. Das alles wollen wir uns natürlich nicht nachsagen lassen, und deswegen streiten die meisten von uns lieber ab, irgendetwas mit „den Emanzen“ zu tun zu haben. Dabei ist der Feminismus laut Definition der Encyclopedia Britannica nur:
„the belief in the social, economic, and political equality of the sexes“, also „der Glaube an die soziale, ökonomische und politische Gleichheit der Geschlechter“. Alles, was über diese Definition hinausgeht, ist oftmals Vorurteil, Klischee. Also etwas, das kluge Menschen kritisch hinterfragen sollten.
Der Feminismus wurde nicht in den siebziger Jahren erfunden und auch nicht von Alice Schwarzer oder anderen gepachtet. Und doch wird er fälschlicherweise immer wieder mit Thesen aus dieser Zeit gleichgesetzt: dass Männer zum Beispiel grundsätzlich gewaltbereit seien, dass Kinder uns von der Partizipation an unserer Gesellschaft abhielten, dass Frauen grundsätzlich die besseren Geschöpfe seien – reichlich fragwürdige Paradigmen, mit denen heute nicht einmal mehr die meisten der sogenannten Alt-Feministinnen etwas anfangen können.
Die Frauenbewegung hat uns ermöglicht, ein leichteres, angenehmeres Leben zu führen als die Generationen vor uns. Aber weil der Feminismus selbst nichts Leichtes an sich zu haben scheint, interessiert er viele Frauen nicht länger. Wir hören häufig, der Feminismus versage auch und vor allem deshalb, weil er die Probleme junger Frauen von heute nicht lösen könne. Diese Kritik kommt nicht nur aus der zu erwartenden konservativen Ecke, sondern auch von post-feministischen Publizistinnen, die behaupten, der Feminismus sei tot. Auf die Idee, dass der Feminismus einfach nur mal auf den neuesten Stand gebracht werden muss, ist bislang offenbar niemand gekommen.
Dabei haben wir freie Hand: Wir können uns den Feminismus doch zurechtzimmern, wie wir es für die heutigen Umstände als angemessen und sinnvoll erachten. Der alte Feminismus hat keine Lösung für das Dilemma „Beruf oder Familie“? Dann muss der neue Feminismus eine finden! […]
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Literaturangaben:
HAAF, MEREDITH / KLINGNER, SUSANNE / STREIDL, BARBARA: Wir Alphamädchen. Warum Feminismus das Leben schöner macht. Hoffmann und Campe Verlag GmbH, Hamburg 2008. 256 S., 19,95 €.
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