Werbung

Werbung

Werbung

Halbzeit auf der Leipziger Buchmesse

Der Besucher-Andrang noch größer als 2009

© Die Berliner Literaturkritik, 19.03.10

LEIPZIG (BLK) - Das Buch lockt Tausende: Mit großem Publikums-Andrang ist am Freitag die Leipziger Buchmesse (bis 21.3.) fortgesetzt worden. An den ersten beiden Messetagen strömten nach Angaben der Organisatoren bereits rund 61.000 Besucher in die Messehallen und damit 2000 mehr als vor einem Jahr. Traditionell kamen viele junge Leute in aufwendigen Fantasy-Kostümen, etwa mit überdimensionalen blauen Flügeln oder riesigen Plaste-Ohren. Auf dem Fußböden der Gänge und auf Sitzgelegenheiten in den Messehallen schmökerten viele Besucher in soeben gekaufter Lektüre. In den Lesungen standen am zweiten Tag Autobiografien und Biografien im Mittelpunkt; etwa von Nina Hagen und der Gruppe Karat sowie am Abend Martin Walser und Günter Grass.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) verlieh zudem den mit 26.000 Euro dotierten Kurt-Wolff-Preis - an den Berliner Verleger Klaus Wagenbach, der für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Den mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis erhielt der Dresdner Verlag Voland&Quist für sein Engagement im Bereich „Junge Literatur“.

Zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit wies der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker die Kritik an einer überschnellen Wiedervereinigung zurück. „Wir hatten doch keine Zeit“, sagte der Autor des Buches „Der Weg zur Einheit“ (C.H. Beck, München) auf der Buchmesse. Im Nachhinein betrachtet sei es „sehr erstaunlich, wie in kurzer Zeit überhaupt die Chance zur Deutschen Einheit aufkam“.

Die Historikerin Gabriele Katz stellte auf der Messe ihr Buch „Käthe Kruse. Die Biografie“ (Osburg Verlag, Berlin) vor. Sie wertete erstmals den privaten Nachlass der berühmten Puppen-Schöpferin Kruse (1883-1968) aus und sagte der dpa: „Käthe Kruse war eine total emanzipierte Frau. Sie ist immer selbst für sich eingestanden, war immer beruflich aktiv und hat ihren Lebensunterhalt selbst verdient“, sagt Katz. Ihr Leben lang habe Kruse Kalender und tagebuchartige kleine Hefte geführt.

Der Leipziger Autor Clemens Meyer, dessen neues Werk „Gewalten. Ein Tagebuch“ (S. Fischer, Frankfurt am Main) heißt, sagte, er schreibe normalerweise kein Tagebuch: „Das interessiert mich nicht, weil ich Literatur mache und meine Kraft nicht verschwenden will in irgendwelche Aufzeichnungen, was ich heute und gestern gemacht habe. Mein Tagebuch ist mein Gedächtnis - und sind meine Romane. Dieses Buch ist ein Experiment, was ich für ein Jahr gemacht, ein literarisches Tagebuch.“

Erstmals bietet die Messebuchhandlung in Halle 4 E-Books und Lesgeräte dafür an. Auf einem kleinen Stehtisch steht ein Computer mit Internetzugang, zwei Mitarbeiter warteten auf Kundschaft. „Wir nehmen dem Kunden den Bestellvorgang bei libri.de ab. Er bezahlt bei uns für einen Link und kann das gekaufte E-Book dann auf bis zu sechs Geräte laden“, erklärte Max Örtl. Während sich die Leser aber vor den Regalen mit den gedruckten Büchern drängelten, kam am E-Book-Tisch nur ab und an jemand vorbei. „Viele suchen nur das Gespräch oder wollen ein Lesegerät in die Hand nehmen. Wir haben noch nicht so viel verkauft“, sagte Örtls Kollege.

Für den Abend des zweiten Buchmessetages waren große Namen der deutschen Literatur angekündigt: Martin Walser wollte seine Erinnerungen „Leben und Schreiben“ präsentieren. Zeitgleich stand eine Lesung seiner Tochter Alissa auf dem Programm. Sie präsentiert ihr Roman-Debüt „Am Anfang war die Nacht Musik“ über den in Vergessenheit geratenen Wiener Mediziner Franz Anton Mesmer. Im alten Leipziger Rathaus wollte Nobelpreisträger Günter Grass die Dokumentation „Günter Grass im Visier. Die Stasi-Akte“ vorstellen. (dpa/har)


Bookmark and Share

BLK mit Google durchsuchen: