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Neue Bilder zum Pippi-Jubiläum

Pippi Langstrumpf neu illustriert

© Die Berliner Literaturkritik, 22.09.09

Von Dorit Koch

HAMBURG (BLK) - Das berühmteste Mädchen der Kinderliteratur hat ihr seinen neuen Look zu verdanken: In fröhlichen Farben, mit breiten Zähnen und frech grinsend kommt Pippi Langstrumpf in den jüngsten Ausgaben daher - gezeichnet von der Hamburger Illustratorin Katrin Engelking. Als eine Mischung aus den Beschreibungen Astrid Lindgrens und der Film-Pippi Inger Nilsson hat sie das stärkste Mädchen der Welt geschaffen. Gerade ist ihr Bilderbuch „Pippi findet einen Spunk“ mit dem berühmten Abenteuer aus dem dritten Band in die Buchläden gekommen. Der Zeitpunkt ist kein Zufall: Vor 60 Jahren, am 25. September 1949, erschienen die Geschichten über die sommersprossige Göre mit den roten Zöpfen erstmals in Deutschland.

„Die ganze Welt ist voll von Sachen, und es ist wirklich nötig, dass jemand sie findet“, schreibt Lindgren (1907-2002) in „Pippi Langstrumpf“. Ein solcher Sachensucher, wie die schwedische Autorin sie nennt, war wohl der Verleger Friedrich Oetinger. Er entdeckte das Buch, das fünf deutsche Verleger abgelehnt hatten, in Lindgrens Heimat. Dort war Pippi 1945 erstmals erschienen und auf Anhieb ein Erfolg. Lindgren hatte die Geschichten über die herrlich unerzogene Neunjährige, die sich die Welt macht, wie sie ihr gefällt, für ihre Tochter erfunden. Oetinger sorgte dafür, dass Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf samt Pferd und Affen Herr Nilsson auch in deutsche Kinderzimmer einziehen konnte.

Dass in der Villa Kunterbunt ein Kind ohne Eltern lebt, gnadenlos lügt, über Erwachsene triumphiert und überhaupt tun und lassen kann, was es will, begeisterte zwar längst nicht alle. „Kein normales Kind“, wetterte etwa Professor John Landquist in Schweden, „isst eine ganze Sahnetorte auf oder geht barfuß über Zucker. Beides erinnert an die Phantasie eines Irren.“ Den jüngsten Lesern jedoch war die Meinung der Kritiker völlig egal, Pippi erfüllte Kinderträume in aller Welt: In mehr als 60 Sprachen wurden die Bücher seither übersetzt, rund 20 Millionen Exemplare umfasst die weltweite Ausgabe. Allein in Deutschland haben sich die Geschichten, zu deren Erfolg die Verfilmungen beitrugen, bislang 7,5 Millionen Mal verkauft.

Einer Ikone der Kinderliteratur ein neues Gesicht verleihen zu dürfen, kam für Illustratorin Engelking einer Sensation gleich. Schon während ihres Studiums in Hamburg wurde der hiesige Verlag Friedrich Oetinger auf sie aufmerksam. Zunächst zeichnete sie für andere Lindgren-Bücher wie den Geschichten aus Bullerbü oder „Rasmus und der Landstreicher“, dann bekam sie auch den Zuschlag für die Hauptrolle: „Pippi feiert Weihnachten“. Inzwischen hat sie alle drei Pippi-Bände mit ihren farbigen Bildern versehen. „Etwa drei Monate benötige ich für solch ein Buch“, erzählt die 39-Jährige, die mit ihrem Mann und den zwei Söhnen in Blankenese lebt und längst Aufträge aus Zeitgründen ablehnen muss.

Für mehr als 40 Bücher hat sich Engelking die Illustrationen ausgedacht, für etwa ebenso viele die Titelbilder geschaffen. Derzeit arbeitet sie an einer neuen Folge aus Kirsten Boies „Möwenweg“ -Reihe. Auf Lindgrens Bücher stieß die gebürtige Bückeburgerin als Kind: „Damals habe ich vor allem die wahnsinnig melancholischen Bücher wie ‚Die Brüder Löwenherz’ verschlungen.“ Pippi gehört heute zu ihren „totalen Lieblingsfiguren“. Die „kleine, kleine Stadt“ am Anfang habe sie genauso gern gezeichnet wie die Szenerien im „Taka-Tuka-Land“ – „und überhaupt Pippi in allen Lebenslagen“.

Der Verlag feiert das Jubiläum seiner Heldin in diesem Herbst mit diversen neuen Veröffentlichungen. So sind nun erstmals alle Geschichten aus den Büchern als Hörspiel umgesetzt, neu dabei Abenteuer wie „Pippi Langstrumpf bekommt feinen Besuch“. Engelking ist mit ihrem neuen Bilderbuch vertreten. Auf 24 Seiten zeigen ihre Bilder auch schon kleinen Kindern, wie Pippi, Tommy und Annika nach etwas suchen, was sich das Mädchen mit den roten Zöpfen gerade ausgedacht hat. Darin erfahren auch jene, die es fast 60 Jahre nach dem Erscheinen des letzten Bandes immer noch nicht wissen, was es mit dem Spunk auf sich hat.



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