LONDON (BLK) –Schauspieler Sean Connery (78) spielte in mehr als 70 Kinofilmen mit. Er gilt als der beste James-Bond-Darsteller aller Zeiten und ist vor allem eines: Schotte mit Leib und Seele. „Mein Schottland, mein Leben“ heißt deshalb folgerichtig die Autobiografie des Weltstars, die am kommenden Freitag (13. März) auf Deutsch in die Buchläden kommt. Der Schauspieler im Interview mit Annette Reuther und Thomas Pfaffe.
Sie sind in der schottischen Hauptstadt Edinburgh während der Depression aufgewachsen. Sehen Sie Parallelen zur jetzigen Finanzkrise? Kann man daraus irgendetwas Positives ziehen?
Sean Connery: „Meine Familie hatte wenig Geld, aber es gab immer Arbeit. Ich hoffe, wir sehen keiner ebenso schlechten Zeit entgegen wie damals, als ich ein Kind war. Ich würde nie sagen, dass es Chancen bietet, in einer Depression zu leben. Die Menschen überleben, weil sie stark sind. Es gibt nichts Erbauliches, wenn Menschen arbeiten wollen, aber keine Jobs finden.“
Sie haben als Milchmann, Sargpolierer, Model und Bodybuilder gearbeitet. Welcher Job war denn der anspruchsvollste?
Sean Connery: „Ich ging zur Marine, als ich 16 Jahre alt war. Das war harte Arbeit. Also hatte ich immer einen Heidenrespekt vor Menschen, die beim Militär sind. Etwa fünf Jahre später habe ich einen Seemann in (dem Musical) „South Pacific“ gespielt. Das war toll.“
Sie haben mit so vielen schönen Frauen gespielt. Wer war denn die Schönste?
Sean Connery: „Sie sind alle wunderschön!“
In Ihrem Buch schreiben Sie, „wie kann man eine intelligente Person spielen, wenn man dumm ist?“. Haben Sie sich jemals dumm gefühlt? Sean Connery: „Der Produzent von ‚South Pacific’sagte mir, wenn es mir ernst mit der Schauspielerei sei, dann müsste ich zwei Dinge tun: An meinem Akzent arbeiten und zu Lesen beginnen. Offenbar war mein schottischer Akzent aus Edinburgh so stark, dass ich wie ein Pole geklungen habe. Und was das Lesen betrifft, gab er mir eine Liste. Schweres Zeug wie Tolstoi und Proust. Ich habe mit 13 die Schule verlassen. Es war also nicht leicht, mich in die russische Literatur zu stürzen. Ich habe die Hälfte der Zeit nicht verstanden, was ich da lese. Aber ich habe weitergemacht. Es war also nicht so, dass ich mich dumm fühlte – ich hatte bloß keine gute Ausbildung.“
Nächstes Jahr werden sie 80. Was bedeutet das Älterwerden für einen Mann, der einst als der „erotischste Mann des Jahrhunderts“ bezeichnet wurde?
Sean Connery: „Bitte, ich wurde zum ‚sexiest’ Mann des Jahrhunderts ernannt... Das Leben ist gut, ich kann mich nicht beklagen. Das einzige, was ich wirklich vermisse, ist mein einstiges Handicap im Golfspielen.“
Sie haben in mehr als 70 Filmen mitgespielt. Welcher war der wichtigste? Und für welchen schämen Sie sich ein bisschen?
Sean Connery: „Es gibt nichts Besseres, als an einem tollen Film mit Profis zu arbeiten. Das Gegenteil ist der Fall, wenn man mit jemanden arbeitet, der nicht weiß, was er tut. Den meisten Spaß am Set hatte ich mit Michael Caine und John Huston in ‚Der Mann, der König sein wollte’. Filme auf die ich nicht stolz bin? Ich könnte den letzten, den ich gemacht habe, gerne vergessen. Das kann ich Ihnen sagen.“
(Anmerkung: Es handelt sich um „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“)
Was lieben beziehungsweise hassen Sie am Filmgeschäft?
Sean Connery: „Ich liebe eine gute Story und die Chance, mit Leuten zu arbeiten, die diese gut erzählen können. Das Schlimmste ist, wenn jemand ein großes Budget hat, aber nicht weiß, was er machen will und davon besessen ist, einen Blockbuster zu drehen – und das ohne Kreativität. Klar, das ist das Geschäft. Aber wenn es gut ist, sollte es auch Kunst sein.“
Spielen Sie nicht mit dem Gedanken, wieder mal vor die Kamera zu treten?
Sean Connery: „Nach ‚Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen’ habe ich beschlossen, dass es das war. Es war eine tolle Zeit und es gibt nicht viel, das ich ändern würde. Ich lese gelegentlich noch ein Drehbuch, aber ich habe nicht das Verlangen, wieder vor die Kamera zu treten. Der Ruhestand macht einfach zu viel Spaß.“
Was halten Sie denn von den Oscars. Treffen die immer die richtigen Entscheidungen?
Sean Connery: „Ich habe nie viel von dem Trubel in Hollywood gehalten. Aber es war toll, als ich verkünden konnte, dass Catherine Zeta Jones für ‚Chicago’ einen Oscar gewann. Das war wirklich verdient und es ist großartig, wenn Talent ausgezeichnet wird. Aber man arbeitet der Arbeit wegen, nicht für Preise. Der Maßstab ist, dass die Leute, die ihr hart verdientes Geld für Deine Filme ausgeben, diese mögen. Trophäen sind nett, aber am Ende des Tages ist es nicht das, an was sich die Menschen, die nicht aus dem Geschäft kommen, erinnern.“
In Ihrem Buch geben Sie nichts Privates preis. Waren Sie nicht versucht, ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern?
Sean Connery: „Ein wenig habe ich ja erzählt. Aber ich hatte nie besonderes Interesse, Privates in der Öffentlichkeit auszuplaudern. Es gibt interessantere Dinge in der Welt, als wer vor vielen Jahren wem was an welchem Drehort gesagt hat.“
Wollten Sie mit ihrem Buch auch das ewige Image des James Bond abschütteln?
Sean Connery: „Das Buch ist voll von Bildern mit Menschen und Orten, die mir wichtig sind. James Bond ist ein Teil meiner Geschichte, aber eben nur einer. Der Sinn des Buches ist, etwas von Schottland zu erzählen und was es der Welt gegeben hat.“
Was ist denn so besonders daran, ein Schotte zu sein?
Sean Connery: „Ich habe niemals behauptet, dass Schotten besser als andere Menschen sind. Aber wir sind genauso gut wie andere. Wir haben eine interessante Geschichte. Schottland ist ein Land der Erfinder, Entdecker, Unternehmer und Architekten.“
Warum argumentieren Sie für ein unabhängiges Schottland?
Sean Connery: „Schottland ist eine Nation. Ich will keine Privilegien für Schottland, ich will Gleichberechtigung. Genauso wie sie Irland, Norwegen oder Deutschland haben. Alle Nationen, auch Deutschland, wollen eine unabhängige Vertretung.“
In Ihrem Buch nennen Sie Deutschland oft als positives Beispiel für den Umgang mit seinem Kulturerbe? Warum?
Sean Connery: „Ich habe ‚Der Name der Rose’ in Deutschland gedreht. Das war eine fabelhafte Erfahrung. Jean-Jacques Annaud hat arrangiert, dass wir in Klöstern drehen konnten, die seit Jahrhunderten unberührt waren. Es ist wunderbar, dass Deutschland so viel seiner Architektur-Geschichte bewahrt hat.“ (dpa/mon)