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Streit um Anne-Frank-Kastanie

In den nächsten Tagen werden 150 Keimlinge gepflanzt

© Die Berliner Literaturkritik, 04.12.09

AMSTERDAM (BLK) - Um die weltbekannte Kastanie vor dem einstigen Kriegsversteck des jüdischen Mädchens Anne Frank in Amsterdam ist ein Streit ausgebrochen. Eine Bürgerinitiative, die sich einst erfolgreich für die Rettung des von Schimmelpilzen befallenen Baumes einsetzte, wirft der Anne-Frank-Stiftung „Diebstahl“ vor. Das berichtet die Zeitung „de Volkskrant“ am Freitag (4.12.).

Auslöser war eine am selben Tag gestartete Aktion zur „Vermehrung“ der Kastanie im Amsterdamse Bos, dem Waldpark im Südwesten der niederländischen Hauptstadt. Dort werden in den nächsten Tagen 150 Keimlinge des mehr als 150 Jahre alten Baums gepflanzt, den Anne Frank aus dem Hinterhausversteck ihrer Familie in der Prinsengracht sehen konnte und in ihrem berühmten Tagebuch beschrieben hat.

Die Keimlinge seien der Kastanie „heimlich“ und ohne Absprache mit der Gruppe „Support Anne Frank Tree“ entnommen worden, kritisierte der Sprecher dieser privaten Stiftung Arnold Heertje. „Das ist reiner Diebstahl.“ Stiftungsdirektor Hans Weestra wies die Anschuldigungen zurück. Er räumte aber ein, dass die Baumretter um Heertje nicht vorab über die Aktion informiert worden seien. „Von Diebstahl kann jedoch keine Rede sein.“

Der pensionierte Hochschullehrer Heertje nannte das Vorgehen der Anne-Frank-Stiftung dennoch „dubios“. Vor mehr als zwei Jahren habe sie sich mit dem Fällen der Kastanie einverstanden erklärt „und jetzt tut sie so, als habe sie den Baum gerettet“, sagte er der Zeitung.

Die Stadt Amsterdam hatte 2007 die Genehmigung gegeben, die Kastanie zu fällen, nachdem Gutachter erklärt hatten, der Stamm des fast 30 Tonnen schweren Baums drohe zu verrotten und umzustürzen. Nach einem internationalen Proteststurm, den maßgeblich die Gruppe „Support Anne Frank Tree“ ausgelöst hatte, entschied man sich jedoch, die Kastanie durch ein Korsett zu stützen und den Pilzbefall zu bekämpfen.

Anne Frank starb im März 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen an Typhus. Bis heute ist unklar, wer die Familie, von der allein der Vater das KZ überlebte, damals an die deutschen Besatzer verriet. (dpa/olb)


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