Von Sabine Glaubitz
PARIS (BLK) - Seine „Reise ans Ende der Nacht“ hat Louis-Ferdinand Céline zwar weltberühmt gemacht und zu einem der meistgelesenen Autoren Frankreichs, dennoch darf sein Name nicht neben den bedeutenden Persönlichkeiten Frankreichs stehen. Frankreichs Kulturminister Frédéric Mitterrand hat entschieden, Céline (1894-1961) wegen dessen antisemitistischen Hetzschriften aus dem diesjährigen Jahrbuch nationaler Gedenktage streichen zu lassen, in dem sein 50. Todestag am 1. Juli bereits vermerkt war.
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„Man kann im Namen republikanischer Werte keinen Kranz auf den Grabstein Célines legen“, erklärte Mitterrand seine Entscheidung. Er habe „Bagatelles pour un massacre“ aufmerksam durchgelesen. In dem 1937 erschienen Text kommt erstmals Célines spektakulärer Hass gegen das Judentum zum Ausdruck.
Ausgelöst wurde die Diskussion durch den Anwalt Serge Klarsfeld. Im Namen der „Vereinigung der Söhne und Töchter der deportierten Juden Frankreichs“ verlangte er die Streichung des Schriftstellers. Célines Antisemitismus verurteile diesen sowohl als Menschen wie auch als Schriftsteller. Sein Talent dürfe nicht den Menschen vergessen lassen, der dazu aufrief, Juden zu töten, erklärte Klarsfeld.
Einer, der sich bis zuletzt für den Autor der „Reise ans Ende der Nacht“ eingesetzt hat, war der Literaturwissenschaftler Henri Godard. Der Céline-Spezialist sprach von Zensur: „Die künstlerische Kreativität ist ein Wert geworden, den wir anerkennen, auch in solchen Fällen, in denen unsere moralischen Werte nicht mit denen des Künstlers übereinstimmen und sogar widersprechen.“
Célines Werk wurde schon zu Lebzeiten des Autors ebenso leidenschaftlich verteidigt wie es gehasst wurde. In den letzten 16 Jahren seines Lebens herrschte jedoch Schweigen über den Schriftsteller, der nach der Befreiung Frankreichs über Deutschland nach Dänemark floh und in seiner Abwesenheit wegen Kollaboration zum Tode verurteilt wurde. Nach dem Amnestie-Gesetz im Jahr 1951 kehrte er nach Frankreich zurück, wo er völlig zurückgezogen in seinem Landhaus in Meudon bei Paris lebte. Auf dem Messingschild stand sein bürgerlicher Name: „Henri-Louis Destouches“. Céline starb am 1. Juli im Alter von 67 Jahren.