Neue Gräueltat der Dschihadisten in Syrien | ISIS-Terroristen richten<br />15 junge Christen hin
Bis zu 373 assyrische Christen noch in der Gewalt der Islamisten ++ 1200 Familien auf der Flucht

Die ISIS-Terrormiliz hat offenbar 15 assyrische Christen hingerichtet. Das berichteten christliche Nachrichtenportale unter Berufung auf örtliche Geistliche.
Den Berichten zufolge hatten die Opfer nach dem Überfall auf ihre Dörfer gegen die Dschihadisten gekämpft und wurden gefangen genommen. Unter den Opfern seien auch zwei Frauen gewesen, eine sei enthauptet worden, berichtet die katholische Nachrichtenseite „Aleteia“.
Schicksal und genaue Zahl der restlichen verschleppten Christen sind noch immer unklar. Nach Berichten des christlichen Pressedienstes „Aina” sind die Namen von 150 Entführten bestätigt; insgesamt könnten aber bis zu 373 Christen der nordsyrischen Region Al-Hassaka in der Gewalt der Islamisten sein.
Überfall auf assyrische Dörfer im Morgengrauen
Die Terrormiliz hatte am Dienstag im Nordosten des Landes elf Dörfer entlang des Khabour-Flusses überfallen.
1200 Familien flohen im Morgengrauen aus ihren Dörfern in die sicheren Kurdengebiete oder versuchten, über die Grenze in die Türkei zu gelangen. Eine Kirche sei niedergebrannt worden, berichtete ein Augenzeuge dem assyrischen Aktivistenportal Demand for Action.
Assyrische Christen in Lebensgefahr
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Politik Ausland
Syrien ISIS-Terroristen verschleppen mehr als 200 Christen
220 assyrische Christen wurden von der Terrormiliz entführt, einige von ihnen sollen in die ISIS-Hauptstadt Rakka verschleppt worden sein.
Der syrisch-katholische Erzbischof von Hassake-Nisibi, Jacques Behnan Hindo, berichtete dem vatikanischen Pressedienst Fides von mehr als 250 entführten Bewohnern der assyrischen und chaldäischen Dörfer entlang des Flusses Khabour.
Die Opfer seien von ISIS in die Stadt Sheddadi, 40 Kilometer südlich von Hassaka, verschleppt worden. Unter ihnen befänden sich viele Alte, Frauen und Kinder.
Christliche Milizen haben gemeinsam mit kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) die Terrormiliz schon aus einigen Dörfern vertrieben, doch die Bewohner zögern mit der Rückkehr aus Angst vor Sprengfallen.
In dem Gebiet entlang des Khabour-Flusses lebt die Minderheit der Assyrer. Bei Twitter wird unter dem Hashtag #SaveKhabour Hilfe für die Entführten gefordert. Ihr Schicksal wird mit dem der Jesiden verglichen, die im Sommer 2014 von ISIS überfallen, ermordet und verschleppt wurden.
Aktuell setzen sich lokale Stammesführer für die Freilassung der Geiseln ein. „Wir sind hinsichtlich der laufenden Verhandlungen hoffnungsvoll”, sagte Osama Edward, Leiter des Assyrischen Netzwerks für Menschenrechte.
Woran glauben „assyrische Christen“?
Die syrisch-orthodoxe Kirche, in der bis heute die aramäische Muttersprache Jesu verwendet wird, zählt zu den ältesten Kirchen weltweit.
Sie sind Teil eines wahren Flickenteppichs christlicher Kirchen im Vorderen Orient und sehen sich als Nachfahren der Assyrer. Diese lebten im alten Mesopotamien – dem heutigen Irak – bevor das Christentum und später der Islam dort Fuß fassten.
Im Gegensatz zu dem Glauben, Jesus vereine in einer Person sowohl seine menschliche wie auch seine göttliche Natur, gingen assyrische Christen davon aus, es müsse Jesus in zweierlei Gestalt gegeben haben.
Ein Teil der Assyrer blieb bis heute diesem Glauben treu, der andere schloss sich Rom an. Dieser Teil, die Chaldäische Kirche, ist heute vorwiegend im Irak vertreten.
Syrien zählte vor Beginn des Bürgerkriegs vor rund vier Jahren etwa 30 000 christliche Assyrer. In Deutschland gehören zu ihr nach eigenen Angaben rund 100 000 Gläubige in 60 Gemeinden.
UN soll Kunst-Zerstörung verurteilen
Unesco-Chefin Irina Bokova pocht auf eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats. Dort solle es um Wege zum Schutz des irakischen Kulturerbes gehen, sagte Bokova.
Sie sei „zutiefst schockiert” über den Vandalismus der Dschihadisten. Die Zerstörung sei ein Verstoß gegen eine Resolution des Sicherheitsrats zum Schutz von Kulturgütern in Konfliktgebieten im Irak und Syrien.
Ein diese Woche veröffentlichtes ISIS-Video zeigt Extremisten, wie sie im nordirakischen Mossul mit Hämmern und Bohrern Jahrtausende alte Statuen zerkleinern. Darunter ist offenbar auch die Figur einer assyrischen Schutzgottheit aus dem siebten Jahrhundert vor Christus.
Hohe Islamische Rechtsgelehrte warfen den Dschihadisten völlige Unkenntnis des Islam vor, die Arabische Liga sprach von einem „abscheulichen Verbrechen”. Archäologen warnten, die Zerstörungen im Museum von Mossul könnten erst der Anfang sein.
ISIS zerstört assyrische Kunstschätze
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Politik Ausland
Weltkulturerbe zerstört So führt ISIS Krieg gegen die Kultur
Mit Vorschlaghämmern hauen die Terroristen auf 2600 Jahre alte Statuen ein, zertrümmern Reliefs von unschätzbarem Wert.
Die Gräueltaten der Dschihadisten erfüllen nach Einschätzung von UN-Experten inzwischen den Tatbestand des Völkermords.
Der UN-Menschenrechtsrat warf den Extremisten diese Woche vor, systematisch Angehörige bestimmter ethnischer und religiöser Gruppierungen anzugreifen, um sie zu vernichten. Dazu gehörten Jesiden, Kurden, Turkmenen und Christen.
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