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27.11./28.11.98
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Aktuell |
Stimmen für Arno Schmidt
Die Bedeutung des Schriftstellers Arno Schmidt steht
- bezogen auf die Literatur nach 1945 - nicht nur für Bewunderer
seit mehreren Jahrzehnten außer Frage. Einer der Schmidts
Werke früh schätzen lernte und zu würdigen wußte,
war neben Alfred Andersch der weniger bekannte Schriftsteller
Werner Riegel. 1955 schrieb Riegel in der von ihm herausgegebenen
Zeitschrift `Zwischen den Kriegen´ : "Wer ist Arno Schmidt?
Ich will mein Ergebnis vorweg nehmen: Schmidt ist der bedeutendste
deutsche Erzähler der Gegenwart. Ich wüßte ihn
nicht anders zu bezeichnen, obwohl keiner seiner Erzählungen
Erzählungen genannt werden kann; es ist eine Belletristik,
so paradox modern, daß man ihr nur mit barocken Begriffen
beikommen kann."
Arno Schmids Leserkreis ist längst über
den jener kleinen elitären Gemeinde in der 50er und 60er
Jahren hinausgewachsen: die Auflagen seiner Bücher sind heute
so hoch, wie sie sonst nur von klassischen Volksschriftstellern
oder aktuellen Bestseller-Autoren erreicht werden. Dieser Erfolg
freilich kam posthum. Arno Schmidt war keine Hörspielautor.
Für verschiedene Hörfunk-Nachtprogramme schrieb er statt
dessen über `vergessene Kollegen´ wie James Fenimore
Cooper, Gustav Frenssen, Heinrich Albert Oppermann, Johann Karl
Wezel, Karl Philipp Moritz, Christoph Martin Wieland, Karl Ferdinand
Gutzow und andere. Das alles ist Literaturgeschichte. Warum aber
beschäftigen sich akustische Medien im Jahr 1998 mit Arno
Schmidt?
Eine Antwort lautet: es gilt, einen Erzähler
für diese Medien zu entdecken oder auch wiederzuentdecken.
Eine weitere Antwort: Arno Schmidts Erzählkunst präsentiert
sich in den akustischen Medien, die sich für Sprachkunstwerke
eignen, auf neue und ganz eigenständige Weise. Hier wird
deutlich, daß Arno Schmidts erzählerische Qualität
erheblich auf geschriebener, verdichteter Sprechsprache basiert.
Herbert Kapfer in: Begleitheft zu:
Schmidt hören!
Auch (oder vielleicht: gerade) der Nicht-Schmidt-Leser
weiß von Arno-Schmidt-Texten zumindest soviel: sie wimmeln
von Kommata, Doppelpunkten, Ausrufe- und Fragezeichen, Semikolons
und Punktfolgen und Gedankenstrichen, und kaum ein Wort wird so
geschrieben, wie es laut Duden `richtich´ sein soll. Texte
also, die man weder vorlesen noch hören kann, ohne daß
Entscheidendes verlorengeht. Richtig? - Gemach.
Zum einen hat Arno Schmidt selbst oft (und hervorragend)
im Radio gelesen, und somit die rein akustische Darbietung seiner
Texte sanktioniert. Zum anderen gewinnt der Hörer auch etwas:
die Erkenntnis, daß Schmidts Texte alles andere als spröde
oder schwer verständlich sind, egal wie abschreckend ihm
das Druckbild auf den ersten Blick erscheinen mag. Er hört
plötzlich die Musikalität der Schmidtchen Sprache, hört,
wie lebendig und nah am gesprochenen Wort sie ist. Und wenn er
dann einmal die Lesung im gedruckten Buch verfolgt, wird der lesende
Hörer bemerken, daß Schmidts exzessive Zeichensetzung
in Wirklichkeit gar kein Lesehindernis als vielmehr Hilfsmittel
zur Artikulation und damit auch zum Verständnis des Textes
ist. Mit der Interpunktion bestimmt Schmidt Tempo, Pausen, Rhythmus,
Betonung, Lautstärke und sogar Tonfall und Melodie seiner
Sätze, ja bisweilen selbst die Mimik der Sprechenden. - Es
soll Schmidt-Leser geben, die (nachdem sie einmal andere Schmidt
haben vorlesen hören) - ihre Schmidt-Lektüre daheim
im stillen Kämmerlein laut betreiben. Das wäre zumindest
nicht der falscheste Weg, sich Schmidt zu nähern.
Bernd Rauschenbach im Begleitheft zu Arno Schmidts
Hörbuch NOBODADDY´S KINDER
Arno Schmidt im Internet
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