ERBSENZÄHLEN
AUTORIN: GERTRAUD KLEMM
Rezension von Wolfgang Kühn
Annika, die Protagonistin des neuen Romans der niederösterreichischen Autorin Gertraud Klemm, ist knapp unter dreißig und hat in ihrem Leben bislang wenig von dem erreicht, was gesellschaftlich anerkannt wäre - Karriere, Ehe, Kinder, eigenes Haus. Sie schlittert von einer Beziehung in die nächste, gelegentliche One Night Stands nicht ausgeschlossen.
Vom fast doppelt so alten Medienmenschen Alfred trennen sie nicht nur die Jahre, sondern auch dessen Sohn Elias, für den sie eine Art Ersatzmutter spielen soll und der sie hinter ihrem Rücken wenig schmeichelhaft als "Stieftussi" bezeichnet. Was Alfred für Annika dennoch interessant macht, ist der Umstand, dass er mit seinen fast sechzig Jahren "die Taschen schon voller Erbsen hat", sie mit ihm eine Beziehung ohne Arterhaltungstrieb pflegen kann.
Annika hat das Gefühl, dass die Beziehungen in ihrer Umgebung zu "profanen Werkzeugen des Kapitalismus" verkommen sind. Im Vordergrund geht es um Gemeinschaft und Sex, im Hintergrund wird an der nächsten Gesellschaft von Weicheiern und Versagern gebastelt, die es nicht erwarten können, sich vom Erwerbsleben versklaven zu lassen.
Immer nur verschrumpelte Erbsen
Das titelgebende "Erbsenzählen" verfolgt Annika ihr ganzes Leben, über ihre Mutter beispielsweise lesen wir, dass sie in ihrem Leben immer nur dieselben verschrumpelten Erbsen von der Soll- auf die Habenseite geschoben hat - eine Volksschullehrerin und Expertin für unoriginelle Lebensentwürfe.
In Gertraud Klemms neuem Roman geht es vordergründig viel um Liebe, mehr noch um Sexualität, aber vor allem um die Abgründe eines perspektivenlosen Lebens der Jetztzeit, das die heutige Gesellschaft, die von Regeln und Normen durchsetzt ist, ständig und kritisch hinterfragt.
Gertraud Klemm hat 2014 den Publikumspreis beim Ingeborg Bachmann Wettbewerb erhalten und war mit ihrem 2015 erschienenen Roman "Aberland" auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis. "Erbsenzählen" könnte diese Erfolgsstory durchaus weiterführen - dem Buch und der Autorin wäre es zu wünschen!
GERTRAUD KLEMM. ERBSENZÄHLEN. Droschl. 2017. ISBN 978-3-99059-006-5
Rezensierte AutorInnen
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AMANSHAUSER Martin
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ARZT Thomas
BALLARD James G.
BALLHAUSEN Thomas
BARBERO Alain
BARINGER Ewald
BARTA Dominik
BAUER Theodora
BAYER Xaver
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BIRNBACHER Birgit
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BRASCHEL Katherina
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BRÖDERBAUER David
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BUCHER Nadja
BÜSSER Martin
CAMENISCH Arno
CAPUS Alex
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DRAGOSITS Martin
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ERNST Gustav
ETTENAUER Clemens
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FEDERMAIR Leopold
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GLAVINIC Thomas
GLECHNER Wolfgang
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GRUNDTNER Markus
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HAGER Elisabeth R.
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HÖDL Lena Johanna
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HORN Ingeborg
JASCHKE Gerhard
JUNGMAIER Marianne
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KAISER-MÜHLECKER Reinhard
KAPPACHER Walter
KEGELE Nadine
KESZNER Mario
KLEMM Gertraud
KNACK Markus
KÖHLE Markus
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KUMPFMÜLLER Hans
LAGGER Jürgen
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LEJEUNE Sarah Maria
LEMKE Hanna
LIPUŠ Florjan
LUGBAUER Eva
LÜSCHER Jonas
MAAS Marcel
MACK Christine
MAGNUSSON Kristof
MARKOVIĆ Barbi
MEDUSA Mieze
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MILLESI Hanno
MOSHAMMER Bernhard
MUCH Theodor
NASTL Andreas
Der NINO aus Wien
NEUMEYER Jochen
NOISTERNIG Wilfried F.
NOVOTNY Franz
OBERMAYR Richard
OFENBÖCK Natalie
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PEICHL Martin
PESCHKA Karin
PETRICEK Gabriele
PLATZGUMER Hans
PODHOSTNIK Thomas
PODZEIT-LÜTJEN Mechthild
POIARKOV Rosemarie
PÖLZL Birgit
PRÄAUER Teresa
PREM Markus
PRINZ Martin
PROSSER Robert
RABINOVICI Doron
RAICH Tanja
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RATHGEB Eberhard
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REITZER Angelika
RIEGER Barbara
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RITTER Christian
ROSEI Peter
RÖSINGER Christiane
RUDIS Jaroslav
SADLON Magdalena
SALOMON Bernhard (Hrsg.)
SANDIG Ulrike Almut
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SCHACHINGER Tonio
SCHINDEL Robert
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SJÓN
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