Elena Messner
Das lange Echo
Als nun der Mann vor ihm so überzeugend sprach, machte sich in seinem Kopf undeutlich die Vorstellung breit, dass es ein großes Wir gab, das er nicht mehr ganz fassen konnte, seit das Mütterchen am Galgen seinen Namen gejammert hatte, und dass es dann noch ein kleines Ich gab, das er zwar besser fassen konnte, an das er aber kraft seines Ranges und seiner Moral nicht glauben durfte. Es war eine ganz primitive Todesangst, die ihn stutzig gemacht hatte. Seit damals murmelte es in ihm immer wieder, ein auf das andere Mal, tage- und wochenlang, besonders wenn jemand das Wort Wir in den Mund nahm, leise, aber immerzu, es murmelte wiederholt seinen Namen, Milan, Milan, hör her, hör doch mal, hör zu, du!
INHALT
Ein österreichisch-ungarischer Offizier im Ersten Weltkrieg, seit 1916 im besetzten Belgrad stationiert, erlebt in bitterer Verzweiflung den Zusammenbruch seines Reiches. Hundert Jahre später sitzen die Direktorin des Wiener Heeresgeschichtlichen Museums und ihre Assistentin einander im Streitgespräch über Moral und Mitleid, Verbrechen und Verantwortung gegenüber.
Ein Roman über sinn- und schamlos vergeudetes und zerstörtes Leben, über ein finsteres Kapitel der österreichischen Geschichte und über die Sehnsucht nach Aussöhnung.
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ÜBER DIE AUTORIN
1983 in Klagenfurt geboren, aufgewachsen in Ljubljana und Salzburg, Studium der Komparatistik und Kulturwissenschaften in Wien und Aix-en-Provence. Abgeschlossene Dissertation zu südslawischer Literatur, Literatursoziologie und interkulturellem literarischen Transfer. Mitarbeit beim wissenschaftlichen Internetprojekt Kakanien Revisited (www.kakanien.ac.at). Mitbegründerin der Kulturplattform www.textfeldsuedost.com, übersetzt aus dem Slowenischen und dem Kroatischen/Serbischen. Lehrtätigkeit an Universitäten in Wien, Berlin, Klagenfurt und Innsbruck. Lebt derzeit in Marseille und unterrichtet am Institut für Germanistik an der Universität Aix/Marseille.
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PRESSESTIMMEN
„Was für ein Debut.“
– Passauer Neue Presse
„... ein gewaltiges Unterfangen, ein mutiger Versuch anders über den Krieg zu schreiben, der seine Absicht, ein Stück Gegenerinnerung zu sein, ganz bewusst nicht verstecken will. Und das ist gut so.“
– Michaela Monschein, Ö1
„Hier verbinden sich Vergangenheit und Gegenwart, Wissenschaft und Literatur zu einem leidenschaftlichen Plädoyer für Widerstand gegen Nationalismus und Kriegshetzerei.“
- Mascha Dabić, dastandard.at
„Die Lektüre von Elena Messners erstem Roman – 190 Seiten Historie, Diskurskritik und spannende Prosa en suite – erspart einem einen Großteil der jubiläumsbeflissenen Bücher zum I. Weltkrieg – wissenschaftlicher wie belletristischer.“
- Richard Schuberth, Versorgerin
„Eine junge Literaturwissenschaftlerin schafft mit ihrem literarischen Debüt einen bedeutenden Beitrag zur offiziellen Erinnerungskultur“
- Maria Nowotnick, Kultürlich
„Ein Buch im Widerstand gegen die k.u.k-Nostalgie: die raffinierte Aufarbeitung der Gräuel, die ein Offizier im besetzten Belgrad erlebt.“
- Wiener
„Der Text ist brillant geschrieben, hält atemlose Spannung bis zur letzten Seite und schreibt die kulturelle und politische Perspektive auf das Kriegsgedenken völlig um.“
- Meike Lauggas, WeiberDiwan
„... die hochbegabte junge Autorin [hat] für ihre[n] Roman gründlich recherchiert ...“
- Marie Gödl, Literatur+Kritik
„Elena Messner schaffte 2014 mit dem Erstlingsroman „Das lange Echo“ ein gelungenes Debüt, dass über den Unsinn des Ersten Weltkrieges nachdenkt und gleichzeitig die 100 Jahre später stattfindende Jubiläums- und Erinnerungsgeschichte mitdenkt.“
- Ronald Posch, Die Presse
„... Elena Messners großartige[r] Roman „Das lange Echo“, das hauptsächlich eine, nicht einmal bösartige oder zynische, sondern treffende und realistische Beschreibung dieses [Heeresgeschichtlichen] Museums und des dahinter stehenden Denkens von Geschichte als Aneinanderreihung von Sachzwängen, Loyalitäten, Opferbereitschaften und Kriegsmanövern ist, ...“
- Nikola Staritz, Malmoe
„Elena Messner hat die Geschehnisse zu einer spannenden, sprachlich unglaublich starken, psychologisch durchgearbeiteten Erzählung verbunden. Sie hat ein Literaturdebut geschrieben, das kompositorisch, sprachlich und inhaltlich überzeugt.“
- Novice (auf Slowenisch)
„Mit Einfühlungsvermögen gelingt es Messner, die Atmosphäre am Schlachtfeld ebenso düster und beklemmend zu schildern wie auch die Auswirkungen der zivilen Menschenrechtsverletzungen im Umfeld des Krieges.“
- Büchereien Wien
„... bemerkenswerte Verbindung aus Tatsachen und Fiktion ...“
- Alma Hannig, Die Presse