Poetische Feldforschung

Totsein ist kein Wunschkonzert. (Walter Benjamin)

Grafik: Uwe Albert

Holger Benkel beweist als Lyriker in seinem Band Seelenland ein Gespür für das Unvertraute im Vertrauten, das Unheimliche des Alltäglichen, das Scheinhafte des Realen. Seine Gedichte amalgamieren Mythologisches mit Gegenwärtigem, verbinden die Frage nach der Vernunft oder deren Abwesenheit. Benkels Beharren auf der ehemals kultischen oder liturgische Funktion der Poesie ist wohltuend.

Holger Benkels Gedanken, die um Ecken biegen gehen weiter als der geschriebene Text; sie sind kein Ende, sondern ein Anfang. Sie versuchen, diesen kleinen Rest an Sprache etwas aufzuhellen, und wagen es seine Ränder verstehbar zu machen. Benkels Aphorismen sind dort am eigenwilligsten, wo sie die Realität der Dichtung beweisen helfen.

Wir begreifen die Gattung des Essays auf KUNO als eine Versuchsanordnung, undogmatisch, subjektiv, experimentell, ergebnisoffen. Was den Rezensionsessays von Holger Benkel die Überzeugungskraft verleiht, ist die philosophische Anstrengung, denen er sein Material unterwirft, seine Texte zeigen, was der Fokus auf eine Fragestellung sichtbar machen kann, wie diese Konzentration aufdeckt, was dem Schreibenden selbst verborgen blieb, wohl wissend, daß die Fülle der Literatur, der Kunst und des Lebens eben darin liegen, nie alles wissen zu können.

Seelenland, Gedichte von Holger Benkel, Edition Das Labor, Mülheim 2015

Essays von Holger Benkel, Edition Das Labor 2014

Gedanken, die um Ecken biegen, Aphorismen von Holger Benkel, Edition Das Labor, Mülheim 2013

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