MetaPhon, eine Textonologie

Metaphon ist ein phonetischer Algorithmus zur Indizierung von Wörtern und Phrasen nach ihrem Klang

Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts sieht die Literatur auch die neue Form der Arbeit zwischen Bestellung des Landes durch das Volk und Repräsentanz der Herrschaft: die kollektivierte Arbeit zur Herstellung von Waren, die Arbeit des Menschen mit der Maschine und die Arbeit des Menschen als Maschine. Nicht, daß sich die neugierige Literaturproduktion auch vorher schon mit Webstühlen, Baugerüsten oder Manufakturen auseinandergesetzt hätte, aber das geschah vorwiegend mit einem enzyklopädisch kalten Blick. Die Literatur konnte Arbeit erst darstellen, als sie den Arbeiter als ihr menschliches Subjekt und vorwiegend als ihr Opfer zu sehen gelernt hatte.

Copyright oder Copyleft?

Copy-Art by Klaus Urbons

Und damit begannen auch schon die Probleme. In jener Zeit war die Literatur dabei, ihre politische Ökonomie vergleichsweise radikal zu verbürgerlichen. Sie war ein entscheidendes Mittel der Distinktion, nicht nur nach oben, gegen die Repräsentationsform des Adels, sondern auch nach unten, gegen etwas Diffuses, Unbekanntes, eine neue Klasse, deren Blut, Schweiß und Tränen, Reichtum und Distinktion des Bürgertums erst ermöglichte. Einerseits also mußten sozusagen die neue Arbeit und der neue Arbeiter mit den Mitteln eines bürgerlichen Codes dargestellt werden, andererseits war die neue, industrielle Arbeit von vorneherein mit Elend, Entfremdung, Ausbeutung und Kampf verbunden. Kunst, die Arbeit und ihre Bedingungen zur Kenntnis nimmt, ist gleichsam automatisch dissident, es sei denn, sie folgt den bürgerlichen Prinzipien von Allegorisierung, Heroisierung, Idylle oder Exotik. Mit der Industrialisierung begann das Zeitalter der Kurzgeschichte. Damit war die Geschichte des bürgerlichen Bildungsromans beendet.

MetaPhon auch 2013 auf vordenker.de

Top 100-Cover: Georg von der Gathen

Die Germanistik erweist sich dem Rundfunk gegenüber bisher ohnehin allzuoft als schwerhörig. Dieser „déformation professionelle“ versucht die Reihe MetaPhon zu entkommen. Neben einem Forum hat man bei vordenker.de die Möglichkeit, Hörspiele herunterzuladen. Seitdem Hörspiele ständig und überall herunterladbar geworden sind, schwimmt auch die zuständige Kritik öfter im Ocean Of Sound – und taucht manchmal unter. Zumal die allgemeine Herunterladbarkeit von Hörspielen, die Veränderung der Hörgewohnheiten, die mit dem großen stilistischen Durcheinander auf Festplatten einhergeht, längst auch auf die Hörspielproduktion selbst durchschlägt. Nicht nur die Grenzen zwischen verschiedenen Stilen sind durchlässig geworden, auch der Unterschied zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist längst verwischt. Dem muß man sich stellen. Das mag heißen, daß man mit den Beinen strampelt, daß man um Hilfe ruft oder daß es einem gelingt, auf den Wellen surfen und elegant über die Schaumkronen des Ocean Of Sound zu reiten. Am Ende kommt es darauf an, so wenig Wasser wie möglich zu schlucken. Mit der Digitalisierung beginnt das Zeitalter des Literaturclips.

 

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In den Download-Angeboten der Reihe MetaPhon werden bei vordenker.de Hörspielschreiber, Musiker und Komponisten aus der Rhein/Ruhr-Region vorgestellt: Mario Giordano, Helge Schneider, Jens Neumann, Marina Rother, A. J. Weigoni u.a. als Horspielschreiber, Peter Brötzmann, Eva Kurowski, Franz Halmackenreuther, Mona Lisa Overdrive, Alexander Perkin, Volker Förster, Tom Täger u.a. als Komponisten.

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