Monat: August 1995

Señora Nada

ein lyrisches Monodram (Auszug)   Langsam und stetig dreht sich dieser Erdteil aus der Sonnenseite heraus.   Flutzungenschläge belecken den Strand tasten ihn nach Widerstand ab schieben Treibgut vor sich her den übervollen Mond im Schlepptau gemahlener Salzkristalle umlechzt von…

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gleißend weiß streckt Schnee sich eben, weit, geduckt flacher Wintersonne entgegen kristallen streut Lichtgemisch lange, helle Schatten, Gischt von Hauch und Kälte gebläute Baumschemen sind ungehbar weit verhängt verloren dem Horizont geschenkt und es schnellt nichts nichts geht oder weht…

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glühe ich breche Sterne Münder die Mauern Auffanglager Angst in diesen Nächten Nester letzter Beschäftigung Kinnverlust so überreichst du mir strauchweise Leben als wärs schon *** Weiterführend → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum…

STRAND

dein morchelfarbner mund ophelia ragt aus dem wasser und der leib hält muschelgleich an den stein geheftet sich im schlamm taumelndes kind die fettzungen des winds werden dich begrünen bevor noch dein rachen geölt ist vom meer erhebst du die…

Neuschnee

Zum Schluss des „Zauberbergs“ Als ich nach meiner Schülerzeit den Zauberberg noch einmal las, erkannte ich erst die ästhetische Struktur, die metaphorische Vernetzung. Ich wusste damals auch noch nicht viel von Thomas Manns Leben, nichts über seine Veranlagung. Als ich…

Ein Schreibtischtäter – im positiven Sinn!

WEIGONI: Muss man als Herausgeber von Lyrik-Anthologien ein Masochist sein? AXEL KUTSCH: Im Prinzip nicht. Aber es bleibt kaum aus, dass man im Laufe einer langjährigen Herausgebertätigkeit zum Masochisten wird. Es spricht sich schnell in Deutschland herum, wenn irgendwo seriöse…

heimat

nicht nur märzsonne zwischen regenwolken leb wohl als zynischer gruß schreie bleiben ohne schnelles echo nur schweigen antwortet prompt auf borneo oder wars java stirbt der letzte affe seiner seltenen art ratten fressen ihre jungen nichts menschlicheres ist ihnen fremd…

Wörter

  Es gibt regelmäßig ein Problem bei Herrn Nipp und seinen Freunden. Missverständnisse. Irgendwann stellt sich dann heraus, dass irgendetwas ganz anders gemeint ist, als es verstanden wurde. Sie stolpern in ihren Gesprächen über Wortbedeutungen, semantische Füllungen. Und daran kann…

Interkulturelle Existenz

Holger Benkel verfügt über kulturelle Deutungsmuster und Übersetzungsmöglichkeiten, die anderen fehlen. Seine Biographie erscheint als Zwischenexistenz, als interkulturelle Existenz, aber sie dient ihm der produktiven Herausforderung und nicht irgendeiner Verostung. Für jemanden, der auf dem Land zu Hause ist und…