ich sehe die sonne allein und nackt mit ausgebreiteten armen und einem schemenhaft verschwommenen bleichen gesicht neben mir unter bäumen liegen. indem sie langsam verglimmend in meinen augen erlischt, weht blütenstaub auf mich herab, den insekten bestäuben, wodurch er ständig aufwirbelt und niederfällt. bald aber umgibt mich rauch, und ich denke, die atmosphäre dünstet so. der qualm jedoch erdrückt die luft. ich spüre, wie mein kopf oberhalb der augenbrauen taub wird, und bemerke, daß der brand aus meinem eigenen fleisch kommt. ich ziehe mir die decke übers gesicht und berühre eine zündschnur auf der haut, die sofort funken sprüht, ehe mir kochend heißes wasser aus dem körper fließt und dutzende küken entschlüpfen, die davonlaufen, wobei die glocken eines nahen klosters läuten. kurz darauf liege ich, mit harnisch und panzer bekleidet, im gelbbraun verbrannten gras unterm verschleierten himmel, und bienen umsummen mich. ansonsten herrscht völlige stille. und die luft lastet lähmend auf meiner brust. unversehens bin ich in einem see von fischen umgeben, und mein gesicht gleitet weiß leuchtend durch ein diffuses licht, das schnell gefriert und mir den atem abdrückt. die sonne schwebt jetzt graublau glänzend überm eis und beobachtet scheinbar gleichmütig, wie ich meinen körper knirschend an der unterseite des eises reibe, um es zu durchbrechen, während die leiber der fische neben mir bereits mit offenen mäulern erstarrt sind.
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traumnotat aus reise im flug, von Holger Benkel, Verlag blaue Äpfel, Magdeburg 1995