#Selbstantworten

[Fallen]

Ich sehe in die tiefen Abgründe meiner Seele, an deren Rand ich stehe. Ich falle, wenn ich im Schwindel oben und unten verwechsle, immer wieder auf mich selbst herein.

[Alles nichts]

Meine Lebensleistung: Alles was ich nicht gemacht habe, was ich nicht mache, was ich hätte machen können, wenn ich gewollt hätte, was ich machen könnte, wenn ich wollte, und was ich nicht wollte, wenn ich nicht sollen müsste, vor allem aber: was ich nicht tat und was ich nicht mache, um langsamer zu scheitern.

[Warum belüge ich meine Leser?]

Ein guter Lehrer gibt sich dümmer, als er ist, damit seine Schüler denken können, sie seien gescheiter als er. Das Geheimnis meiner Lehre aber besteht darin, so lange dümmer zu scheinen als ich wirklich bin, bis meine Schüler glauben müssen, sie seien tatsächlich gescheiter als ich. – Warum täusche ich meine Schüler? Damit sie lernen sich selber zu unterrichten – der Zweifel ist der beste Lehrer.

[Tragische Ironie]

Nichts lässt mich jetzt, im vierten Akt meines Lebens, mehr erstaunen als der Prozess, in dem (meine) Ideen Wirklichkeit werden: die retardierenden Momente . . .

[An meine Kritiker]

Meine Kritiker, die mich leicht finden, haben keine Ahnung, wieviel Fleiß ich in meine Faulheit investiere, um leicht zu sein.

 

 

Weiterführend →

KUNO hat 2014 unterschiedliche Autoren zu einen Exkurs zur Twitteratur gebeten, und glücklicherweise sind die Antworten so vielfältig, wie die Arbeiten dieser Autoren. Anja Wurm, sizzierte, warum Netzliteratur Ohne Unterlaß geschieht. Ulrich Bergmann sieht das Thema in seinem Einsprengsel ad gloriam tvvitteraturae! eher kulturpessimistisch. Für Karl Feldkamp ist Twitteratur: Kurz knackig einfühlsam. Jesko Hagen denkt über das fragile Gleichgewicht von Kunst und Politik nach. Sebastian Schmidt erkundet das Sein in der Timeline. Gleichfalls zur Kurzform Lyrik haben wir Dr. Tamara Kudryavtseva vom Gorki-Institut für Weltliteratur der Russischen Akademie der Wissenschaften um einen Beitrag gebeten. Mit ‘TWITTERATUR | Digitale Kürzestschreibweisen‘ betreten Jan Drees und Sandra Anika Meyer ein neues Beobachtungsfeld der Literaturwissenschaft. Und sie machen erste Vorschläge, wie es zu kartographieren wäre. Eine unverzichtbare Lektüre zu dieser neuen Gattung. Holger Benkel begibt sich mit seinen Aphorismen Gedanken, die um Ecken biegen auf ein anderes Versuchsfeld. Die Variation von Haimo Hieronymus Twitteratur ist die Kurznovelle. Peter Meilchen beschreibt in der Reihe Leben in Möglichkeitsfloskeln die Augenblicke, da das Wahrnehmen in das Verlangen umschlägt, das Wahrgenommene schreibend zu fixieren. Sophie Reyer bezieht sich auf die Tradition der Lyrik und vollzieht den Weg vom Zierpen zum Zwitschern nach. Gemeinsam mit Sophie Reyer präsentierte A.J. Weigoni auf KUNO das Projekt Wortspielhalle, welches mit dem lime_lab ausgezeichnet wurde. Mit dem fulminanten Essay Romanvernichtungsdreck! #errorcreatingtweet setzte Denis Ulrich den Schlußpunkt.