Wenn uns die Vernunft dabei fehlschlägt, so wenden wir uns an die Erfahrung.
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„Wer hats erfunden?“ Michel de Montaigne! Nach dem Ende seiner Zeit als Bürgermeister im Spätsommer 1585 und der vorübergehenden Flucht vor der Pestepidemie setzte er sich in seine Bibliothek im Schlossturm, um neue Lektüren, Erfahrungen und Erkenntnisse in den Essais zu verarbeiten. Er zeichnet hier als analoger Blogger aus dem 16. Jahrhundert. Falls wir richtig gezählt haben, sind bei der Gattung Essay drei Haupttypen auszumachen, alle gleichermaßen in jener Tradition, die Michel de Montaigne (von dem wir une flankierend ein paar Vorworte borgten) einstmals begründete. Zum einen eine Mischung aus Rezension und Reportage, dann den Essay über entlegene Dinge, und zu guter Letzt den Erinnerungsessay. Seine Aphorismen sind von spielerischer Offenheit, so reichhaltig und flexibel, dass sie von nahezu jeder philosophischen Schule adaptiert werden könnten. Andererseits widersetzen sie sich noch auch heute konsequent jeder konsistenten Interpretation, und damit haben sie mit der neuen Literaturgattung Twitteratur viel gemein.
Weiterführend → ein Essay über die neue Literaturgattung Twitteratur, sowie ein Recap des Hungertuchpreises.