Zum Verständnis von Gedichten

1. Es gibt keine unverständlichen Gedichte (kein einziges).

2. Verstehen findet am und im Rezipienten statt. Das Gedicht liegt vor wie es ist; da ist nichts zu machen.

2.1. Der Leser erschließt sich das Gedicht, und nur so wird er zum Leser. Das Werkzeug dazu muss er am Gedicht entwickeln. Was er mitbringt, ist das Vermögen zu Lesen und zu Denken, und den Willen, sich am Gedicht zu verändern.

2.2. Der Leser selbst ist der Schlüssel zum Text, wenn er sich passend macht.

2.3. Einfache Gedichte können schwerer zu erschließen sein als komplexe, die in ihrer Komplexität zuweilen mehr unmittelbar von sich preisgeben.

3. Verstehen setzt Bildung nicht voraus, sondern ist die Bildung. Der Rezipient also bildet sich im Erschließen des Textes selbst, entwickelt sein Vokabular und Werkzeug, und somit sich selbst.

4. Jedes Gedicht ist konkret.

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