Die Tollkirschen der Freiheit

Zur 26. Lesung amschatzhaus wird die junge Lyrikerin Sina Klein aus ihrem unlängst erschienenen Debütband „Narkotische Kirschen“ (Klever Verlag, Wien) vortragen. Diese erste Buchveröffentlichung der Düsseldorferin Klein wurde weithin wahrgenommen, die Berliner Literaturwerkstatt präsentierte es in einer Veranstaltung mit Lyrikdebüts 2014 und es steht auf der Hot List der unabhäniggen Verlage. Bereits 2013 wurde sie zum Literarischen März in Darmstadt, der Lesung zum Leonce-und-Lena-Preis, eingeladen. 2012 war sie Finalistin des Münchner Lyrikpreises.

Über das Buch schreibt die Monatszeitschrift Coolibri: „Das Hirn führt ein kleines Tänzchen auf. Es ist erfreut und angeregt. Schon ist man auf den Geschmack gekommen und will mehr.“ Und das versteht man gut, wenn man Verse liest wie diese: „das nächtliche um uns: / ein specht schlägt eine tanne wund, / und alles nächtliche um uns: / ein mund besiegelt einen mund“.

Dass hier ein Vogel auftritt, wie in vielen der folgenden Gedichte ebenfalls, kann kein Zufall sein, denn Vögel singen, Lyriker auch. Ihr Gesang scheint in Zeiten allgegenwärtigen „Gezwitschers“, Twitter, What’s App oder SMS, fast anachronistisch, aber gerade deshalb so bedeutsam. Zeitgenössische Lyrik, und darin macht Sina Klein keine Ausnahme, will die Zeit aufhalten, dem rasenden Strom der Dinge, Sachverhalte und Fakten Momente der Langsamkeit, der Genauigkeit und der Aufmerksamkeit entgegenhalten – etwa mit Zeilen wie diesen: „brocken bloß das herz und dessen wand. / so lang schon hat die platte einen riss, / in dem die stimmen nisten, – trocken, ungewiss / ist wann wir hornten auf dem weg, / bis wir ganz reglos wurden in der haut“.

Kleins Lyrik gibt uns zu denken und lässt uns zweifeln, sie enthält sich der allfälligen Aussagesätze und fügt dem scheinbar luftdichten Gebilde der Rationalität Risse zu. Sie befragt das „Ich“, seine Verhältnisse und Möglichkeiten: „ich mäste mich am stundentakt der nacht, /die hier gedeiht, auf dass ich finster werde, satt“.

Amschatzhaus wird Sina Klein wird einige Kostproben ihrer Lyrik geben und für Fragen zu ihren Arbeiten bereit stehen. Klein wurde 1983 in Düsseldorf geboren, wo sie als Romanistin und Dichterin lebt. Vor ihrem Band „Narkotische Kirschen“, der durch die Kunststiftung NRW gefördert wurde, veröffentlichte sie bereits Gedichte in verschiedenen deutschen und internationalen Zeitschriften und Anthologien, u.a. Sprache im technischen Zeitalter, Nad Střechami Světlo und Wie er uns gefällt – Gedichte an und auf William Shakespeare (Manesse).

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Sina Klein liest in der Galerie amschatzhaus
Samstag, 7.3.2015, 16.30h: Buchvorstellung „Narkotische Kirschen“ amschatzhaus
Eintritt: 5,- €