geh ich disteln an den füßen über land leg ich mich nieder unterm leichentuch des himmels zwischen tieren und pflanzen fern von menschen fällt mir niemand ins wort stürzt nur ein ast auf mich herab springen kerne aus den…
Monat: Juni 2016
Gedankenstrich
Den Raum so gestalten, dass die Vollendung erst mit dem inspirierten Menschen stattfindet, der sich nicht nur im Raum befindet, sondern darin ist. Mit seinem physischen Wesen und seinen sich entfaltenden, freien Gedanken. *** Gedankenstriche von Joanna Lisiak, Kulturnotizen 2016…
Verlustgewinn
Wenn wir uns lieben, Schlange, bin ich doch ganz tief in dir drin? – Ja klar, sagt Schlange. – Ich meine, bin das ich? – Ja, sagt Schlange, ist dir das denn nicht recht? – Ich weiß nicht, sage ich,…
Ich, Schlange
Du, sagt Schlange, ich bin dein Alter Ego, ich stehe immer hinter dir. – Umgekehrt ich auch, sage ich, ich bin am liebsten dein Über-Ich, das mir unterliegt. – Ich bin, sagt Schlange, dein Unter-Ich, das über dir steht. –…
Ein einziger kämpferischer Kommentar zur Gegenwart
Man sollte keine Bücher schreiben ohne Listen drin , zitiert Clemens Schittko Wolfang Herrndorf, um dann in seinem neuen Gedichtband „Weiter im Text“ fast ausschließlich Listen aneinander zu reihen. Klingt langweilig? Unmöglich? Jedenfalls nicht nach Gedichten? Über all diese Zweifel…
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Ich schau dir nach klar Sonnen schein auf gefaltet liegen gelassen im Licht: ich schau dir nach und sing *** Im Monat der Seidenraupe, eine lyrische Entpuppung von Sophie Reyer, Kulturnotizen 2016 Further reading → Ein Porträt von…
Kleine Kindlichkeiten
Gedankenstrich
Das Gerede deswegen nicht ertragen, weil ein Gerede ohne ein Du und ohne ein Ich auskommt. *** Gedankenstriche von Joanna Lisiak, Kulturnotizen 2016 Further reading → Lesen Sie auch das Porträt der Autorin und das Kollegengespräch zwischen Sebastian Schmidt und…
L’ autre monde oder: Von der Unmöglichkeit
1 Es gibt Jahre, in denen man sich das Herz rausschneidet und umständlich ein neues einsetzt. Mechanische Arbeit, Drahtgeflecht, Blut und Gips überall. Oft genug, ist zu befürchten, wird dabei das Sonnengeflecht, das mentale Herz des Körpers, verletzt, in Mitleidenschaft…
Sartres heroischer Nihilismus
Vielleicht das Schönste, das Sartre geschrieben hat, ist das Textbuch zu dem Film „Les jeux sont faits“ (1947; als Theaterstück 1958): Dieses sprachlich einfache Werk ist ein Märchenspiel, in dem durchaus fraglich wird, ob Sartre mit der üblichen Kennzeichnung eines…
nenn es urbanal
stadtlicht, es riecht nach bewegung, zusammengehaltens wünschen aus allen sinnen, über schwellen zu brücken, verbaut verwachsen, krümmungen steilungen, weile an weile gerückt, aus fenstern fällt schwer sickert strömt flutet treppengelächter, ein geländer lädt auf, halte ich händen mein wort, aufwärts…
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Im Kern von so einem Felsen da ist eine Härte die alles übertrifft so bin ich im Innersten erfroren: Du wurdest groß Wie kann man einem Kind ins Grab nachstarren sag es noch einmal: Schmerz ist nicht wahr …
Keine Sprache in der Lunge
Ich, Übergott
Dein Kopf steht dir im Wege, sagt Schlange. – Ich verstehe mich gut mit meinem Hirn, sage ich. – Warum wirkst du dann so verkrampft?, sagt Schlange. – Ich entwerfe mich selbst, wenn ich mit mir rede, sage ich, ich…
Falscher Glaube
Nach sieben mageren Jahren Sollte es doch möglich sein Daß da ein sogenanntes fettes Ins Land geht und ich mich Endlich doch saniere. Zu lange Schon leb ich von der Hand In einen Mund, der wider Jede Vernunft mit…
zaehes klima im schwerkraftsneurotisierten beta-terrain:
rollo der abenteurer schwingt sein `pad´ + ist restlos unzufrieden: fade vibrationen entladen sich in mickrigen hochspannungsblitzen am sorgsam entwoelkten ersatzfirmament: wo ueberdimensionale krawattennudeln die beliebte oil-of-olaz-werbung abloesen: rollos credo („als psychotiker kennst du keine anderen schmerzen!“) geht heute nicht…
Gedankenstrich
Mein Bemühen gleicht der Suche der zwei Parallelen, die in der Unendlichkeit aufeinandertreffen. Oder die Suche nach einer Mitte in einem Universum, das keine Mitte hat. *** Gedankenstriche von Joanna Lisiak, Kulturnotizen 2016 Further reading → Lesen Sie auch das…
Twitteratur
Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken. *** Während ich am „Kraus–Projekt“ arbeitete, war ich mir bewusst, dass seine Form der des Online–Diskurses ähnelt, zumal zu vielen der Fussnoten ja das…
Gegen die Zeit
Picasso in Düsseldorf, sage ich, das haut mich um. – Seine letzten Bilder, na ja, die sind aber sehr sehr – speziell, sagt Schlange, es geht da immer nur um das eine Thema, das euch Männer so beherrscht. – Ach…
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Deine eigene Fülle ist die Landschaft breitet ihre Flügelchen um dich aus und die Frauen schwankten dir entgegen mit einer Blume schwanger Aller Anfang ist leicht *** Im Monat der Seidenraupe, eine lyrische Entpuppung von…
Mehr Licht
Treten Sie bitte zur Seite. Ihr Schatten fällt auf das Gedicht. Gedichte verkümmern im Schatten. Gedichte benötigen Licht. *** Weiterführend → Axel Kutsch erweist sich als Meister der Twitteratur. Aus dem Band Versflug, präsentiert KUNO…
Danksagung
Die Entstehung dieses Buches verdanke ich eigentlich dem Ernst Jandl. Wir sind nach einer Preisverleihung an die Kollegin Elisabeth Reichart, die ich auch schon seit mehr als dreißig Jahren, seit unserer Teilnahme an einer der Rauriser Literaturtage kenne, bei der…
Pyrrhus-Sieg
Komm!, sagt Schlange, wir machen Liebe. – Lass mich, Schlange, sage ich, ich denke nach. – Was ist los, sagt Schlange, worüber denkst du nach? – Über unsere polygame Neigung, sage ich. – Ich wusste es!, sagt Schlange. – Unserer…
Für Orhan Pamuk
Sie badet nackt im hohlweg Bosporus die dampfer leichten schlafes ihr spalier der kabbelwellen papageienkuß und träger tragen nacht nach Cihangir Den hügeln aber zeigt sie sich verhüllt im kleid mit goldnem labyrinth bestickt Wenn der nordost aus…
Gedankenstrich
Heute ist jeder mannigfach vernetzt, an der Vernetzung eifrig immer weiter arbeitend bis zur Verhedderung. Wie viel Grosses aber wurde geschaffen aus der Einsamkeit heraus, mit einer starken, stillen Anbindung zur Welt hin. *** Gedankenstriche von Joanna Lisiak, Kulturnotizen…
Kein einfacher Monolog
Alles liegt viel zu tief. Wenigstens das hellfarbene, in Plastikfolie gewickelte Etwas herausziehen. Mein früherer Klavierlehrer, ein Lisztanbeter, der hatte Riesenhände, für ihn wäre es jetzt ein leichtes Spiel, an meiner Stelle da drin herumzuwühlen. Bevor ich anfing zu üben,…
Don Giovanni
Ach, Schlange, sage ich, als wir in der Gelateria Italiana den Frühling an einem der hellen Tische auf dem Bürgersteig feiern, die Welt ist so schön, der Himmel so blau, und ich habe dich ganz fest in mein Herz geschlossen…
Kinder auf der Landstraße
Gedankenstrich
Von einen bereichernden Austauschs mit einem anderen auf das Ursprüngliche zurückkommen: mit Schwung im Gang und leichtem Haar. *** Gedankenstriche von Joanna Lisiak, Kulturnotizen 2016 Further reading → Lesen Sie auch das Porträt der Autorin und das Kollegengespräch zwischen Sebastian…
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Geretteter Regen: Wir sind *** Im Monat der Seidenraupe, eine lyrische Entpuppung von Sophie Reyer, Kulturnotizen 2016 Further reading → Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie der Frage nach, wie das Schreiben…