Monat: Januar 2018

hallo

    können sie auf knopfdruck bereuen? heyaiajanauuj – hier werden sie später eingeholt wenn nicht dann wird es allerhöchste zeit     *** Spam Poetry von Joanna Lisiak, KUNO 2018 Die Lyrikerin Joanna Lisiak hat aus Spam-Emails Gedichte destilliert.…

Von einer Einmischung

Von einer Einmischung war die Rede, ein Erinnerungsfoto sollte Anlass sein. Eine Verweigerung hat sich eingeschlichen, das Foto hat gar nichts wiedergegeben. Die Mutmaßung hat sich nicht bestätigt, das Foto ist ein Beispiel. Eine Frage wollte lieber nicht gestellt sein,…

kreise

  dreht die sonne weiter das rad des totenkopfs der weltenkugel steigt ein wirbel staub zum auge des alls leuchtet darunter der spiegel der wüste am goldrand eines grabs steht der seher  einsam eingekreist im heiligen bezirk     ***…

FÜR DIE ZIGEUNER IN HILDESHEIM

  du siebensaite schnurre deine klage du tamburin das deren habgier blechte die kinder sind die sterne unsrer tage die kessel sind die sonnen unsrer nächte   die hufabdrücke die das wasser halten beweint der mond   verschwunden sind die pferde…

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  Sternenhimmel   Du mein Aufgeschautes immer schon wie Kind umarmt   Kein Haar in der Milch mehr gefunden wie gut   Und Nachts die Dunkelheit in Wellen überm Wald als Atem ohne Angst     ***   Weiterführend →…

Wie die Verletzungen

Wie die Verletzungen zustande gekommen wären. Wie man sich hätte trotz des Ernstes der Lage weiter fortbewegen können. Wie man hätte den Ernst der Lage übersehen können. Wie man sich trotzdem den Ernst der Lage zunutze gemacht hatte. Wie weit…

Kleine Wende

Früher war die Zeit weit und der Raum eng, sagt Arthur, heute ist es umgekehrt. Das ändert auch die Irrtümer und Illusionen. Also gehen die Irrtümer jetzt weiter, sage ich, und die Illusionen werden enger. Nein, sagt Arthur, da die…

Generative Sozialromantik

  “Ich kann das nicht mehr hören,” denkt Herr Nipp. “Du wirst auch immer empfindlicher,” meint sein Gesprächpartner, ein junger Künstler, der seinen so ganz eigenen Weg geht und dabei immer wieder Mittelpunkt unfreiwilligen Humors wird; sympathischer Kerl mit ganz…

Kehren

Der Weg endete in einer Sackgasse inmitten eines Wäldchens, das die Kinder nur Paradies nannten. Doch daran dachten sie nie. Die Kinder hatten immer nur Augen für die Kastanie, die sie nach der Schule eroberten. Für den Zaun, der den…

GILLAS LIED

  ich hab sie gesehn die weiße stadt am meer aber da ist kein rauch menschen sind da nicht mehr frierend geh ich auch   augen sterben am gleißen der welt und die stirn verdorrt kein tau mehr fällt  …

Fremdheit bei gleichzeitiger fast physischer Nähe

Der Titel stößt ob seiner Gelahrtheit den Leser vor den Kopf. Das mag gewollt sein, eine absichtliche (Ver)Störung des Rezipienten. Dies ergäbe insofern Sinn, als Verstörung (für mich) ein Kennzeichen der enthaltenen Lyrik ist, die so glasklar daherkommt, dass sie jedes Verständnis…

der Aufstand kommt so oder so

sag, was du zu sagen hast sag, wer du bist und sag vor allem, was du wirklich willst wovon bist du abhängig? wer bezahlt dich? wie hoch ist dein Preis? ab welcher Summe begehst auch du Verrat? und dann sag…

Wie es begann

    Ich traf dich auf dem Feld, das Leben heißt: Du klangst am Anfang nicht so sehr begeistert. Am Auge hing ein Lid, es war verkleistert. Der Mann, der dich total vom Hocker reißt,   Den hatte ich gespielt,…

Die Rheinländer, zum Leben verurteilt

  A.J. Weigonis Roman Lokalhelden erzählt von dem, was wir selbst an uns empfinden: Die Welt hat sich zur illusionslosen Realität verengt. Und durch dieses Nadelöhr fädelt sich jede schmalste Individualität, die sich nur aufputzt, um sich in Anführungszeichen eine…

Freier Fall

Das Leben, sage ich, ist eine dunkle Kammer mit zwei Türen. Ein Zimmer hat eine Tür und ein Fenster, sagt Arthur, zur Tür kam ich rein, zum Fenster hinaus geht mein Blick. Kannst du, sage ich, die Schwärze deiner Aussicht…

Sie entbinden sich aller Zutat

Sie entbinden sich aller Zutat, die auf Verknotungen beruht, solange sie einander befestigen am immer Beweglichen. Das Bewegliche hat geordneten Raum und eine Zeit, die sich der Dauer versichert, solange Haltlosigkeit sich Chaos nennt. Da gibt es offene Stellen ohne…

Tundralieder II

blicke aus kalten wüsten heute gelten sie dir du bist die stadt die sie singen wo dein palast steht ist hier   windüberdacht wirst du bauen himmels raspel ruht lange karawanen sendet dir Hatschepsut   unter dem regen glänzst du…

Einziehen

„Vater, ach hilf, wenn Macht euch Strömen gegeben! 
Wandele diese Gestalt, darin zu sehr ich gefallen.“ (Ovid, Metamorphosen) Als sie bei ihm einzieht, ist sie wieder einsam. Viel hat er ihr nicht erzählt von seinem Leben, das könnte man so…

Zeit Rhythmus Alarm – Zu den Gedichten Julia Dathes

Nach langem Leugnen räume ich mein Gedächtnis wieder ein Ein Ausblick, ach welch Winkschaden, steht ein Reh auf der Wiese. Die Wolken über der Stadt tragen Rot und Gelb statt Wetter, na sowas auch ein sattes Grün ist mit von…

Hatte hate Evoltion

  Der Schatten macht nur Sinn, wenn das Weiß dunkler wird in dieser unmenschlichen Wohnform in Erinnerung einer Stadt da muss es Treppen und Türen geben, zur Arbeit muss man kommen die erste Schicht liegt wie schmiegt, sieh an, mehrere…

hommage à jean krier

[Spiegelmensch und letzte Reise] es spielt keine rolle wo sich für uns das jenseits vom diesseits trennen wird nochmal eine reise also nach paris rom helsinki athen new york berlin yaoundé oder basse-terre wäre unsinnig aber danach fragen wir nicht…

Vita omnis mortis hora

  Arthur liest die Zeitung gern. Melancholie ist täglich Ziel und Ausgang seiner Sucht nach schweren Katastrophen, die ihn trösten, wenn er unter Schmerzen seiner Seele neues Leben findet. Sein Lebensthema ist der Tod, in allen Varianten liest er, was…

Ideale der Revolution

Inmitten des blau-weißen Paperback-Umschlags blickt uns die fotografische Abbildung eines jungen Mannes an: Moyshe Kulbak, Autor des 1926 im Warschauer Verlag Kultur-Lige in jiddischer Sprache erschienenen Erzählbandes Montog. Eyn kleyner roman. Aufgeteilt in zwanzig Textpassagen erzählt uns ein vielstimmiger Autor…

Wellen

  Wellen, Wellen, Marina Poncho one size, drahtlos im freien Raum die Wellen sie schweben so elektro und magnetisch – I tell you poems of science and love und wo ist jetzt mein Poncho? Luxemburg ist weit und west scottish…

Das i-Gedicht

Als Lyriker und Schriftsteller hinterließ Kurt Schwitters ein umfangreiches Werk. In seiner Jugend von Expressionisten wie August Stramm beeinflusst, markiert auch für den Dichter Schwitters das Jahr 1919 den Durchbruch zu einem eigenständigen Stil mit dem Gedicht An Anna Blume.…

Tundralieder I

  ich hab dich gesehn da warst du frei da hörten die wilden tiere auf dich du formtest die dinge mit deinem blick und du gabst ihnen deinen eigenen strich   du nanntest den namen und du warst du und…

AbstandNehmen

Wir hatten uns im AbstandNehmen verschätzt. Von Anfang an haben wir uns in der Wahl der Maßeinheit verschätzt. Wir haben uns in der Verwendbarkeit der Geräte getäuscht. Wir haben uns in der Handhabung der Geräte getäuscht.Wir hatten mit einem solchen…

amerika

      amerika schickte freßpakete nach berlin und soldaten nach vietnam und killte seinen mythos als sie peter von der harley schossen   und der große buick nahm dich mit dich und dein süßes dollarlächeln wenn du wüßtest wie…

Frühstücksidylle

  Er hatte aus dem Fenster geschaut, die Sonne brannte schon früh herein, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Vergessen waren plötzlich die langen Monate des Winters. Vergessen war ihm die Kälte, die Mühe des Atmens in frostiger Luft.…

Arthuresk

Du siehst alles zu arthuristisch, sage ich. Das liegt an meiner Arthurität, sagt Arthur, aber arthuretisch hast du Recht. Arthur, ist das nicht arthuriotisch?, sage ich. Arthürlich!, sagt Arthur.   *** Arthurgeschichten von Ulrich Bergmann. KUNO 2018. Als intensiver Beobachter verfügt…

Twitteratur – von John Berger

Was mich mehr als irgendetwas sonst mit meinem eigenen Tod aussöhnt, ist das Bild eines Ortes: eines Ortes, wo deine Gebeine und meine bestattet, unbedeckt zueinander geworfen sind. Sie sind dort wild durcheinander gestreut. Eine deiner Rippen lehnt an meinem…

Ausgehend von Rheinkilometer 630

Traut nicht allem, was ihr seht – nehmt euch Zeit und schaut genauer hin. Emilia Van Lynden Die Kulturnotizen (KUNO) fangen nicht zweimal in der Stunde Null an, die Redaktion muß auch nicht zur Quelle zurück, sondern starten in diesem…