Die Vielfalt auf den Campingplätzen ist immens. Zelte in allen Variationen. Neben wahren Palästen aus stabilen Folien gibt es Kleinstgebäude. Auch Zelte auf dem Dach von Autos, die mit der Leiter bestiegen werden, dafür praktisch und schnell aus- wie einklappbar. Filigrane Gebilde, die allerdings sehr wetterfest daherkommen, neben klapprigen und vor allem altersschwachen Gestellen aus dicken Rohren. Neben dem komplizierten Aufbau, der sich gefühlt über Stunden hinzieht, sogenannte Sekundenzelte, die in 2 Minuten per Wurf und Heringseinschlag fertig sind. Immer wieder gibt es Neues zu entdecken. Besonders schön dann, wenn Uraltfabrikate gesichtet werden können. Oder Pfadfindertipis.
Ebenso vielfältig die Leute auf dem Platz. Ja, natürlich gibt es auch die Aussteigertypen, die man sonst eher auf einem Festivalgelände vermuten würde. Dort, wo sich vier oder fünf Tage lang zigtausende junger und mittelalter Menschen, im Einvernehmen gute oder mediokre Musik zu genießen, zusammenfinden. Auch ungepflegt auszusehen kann eine Kunst sein. Die oft auch als Ratten bezeichneten Autos, die hier gerne genutzt werden, oft monatelang liebevoll verunstaltet oder abgeranzt. Wo der Narzissmus beginnt, wo er in Gleichgültigkeit übergeht, kann kaum benannt werden.
Wir sehen Yuppies mit chicken Flitzern, Familien mit ebensolchen Kombikutschen, alles ganz solide und funktionabel. Einige selbstverliebte selbstständige Selbstdarsteller selbstverständlich mit dicken Karossen in Schwarz oder Leuchtendweiß der Oberklasse. Eher einfach Strukturierte neben Intellektuellen, Arbeiter neben Angestellten, Lehrer neben Kampfsportlern, Camping liefert einen Querschnitt durch die Gesellschaft, wie kaum ein Urlaub sonst. Und trotzdem, er erscheint als Ausnahmesituation, die zusammenschweißt. Hier spülen morgens in aller Frühe in achtzig Prozent der Fälle Männer.
Die Vielfalt von stechenden und saugenden, von angriffslustigen oder lästigen Insekten ist allerdings genauso immens und eine wahre Herausforderung. Manchmal wünscht sich der Camper auch eine Schmetterlingsklatsche.
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Das Mittelmaß der Welt, unerhörte Geschichten von Herrn Nipp, dokumentiert auf KUNO 1994 – 2019
Zu einem begehrten Sammlerstück hat sich die Totholzausgabe von Herrn Nipps Die Angst perfekter Schwiegersöhne entwickelt. Zudem belegt sein Taschenbuch Unerhörte Möglichkeiten, daß man keinen Falken mehr verzehren muss, um novellistisch tätig zu sein. Herr Nipp dampft die Gattung der Novelle konsequent zu Twitteratur ein. Haimo Hieronymus präsentiert zudem Über Heblichkeiten, Floskeln und andere Ausrutscher aus den Notizbüchern des Herrn Nipp.
Zur Subscription freigegeben: Zyklop I, Katalog von Haimo Hieronymus, Edition Das Labor. Erscheint im September 2018 in einer limitierten Auflage von 100 Exemplaren. Freunde und Förderer werden im Katalog mit einer Würdigung dokumentiert.
Anfragen zu Zyklop I und den bibliophilen Kostbarkeiten über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421
Weiterführend → Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie einen Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus.