Es waren einmal zwei Fußballfans. Diese armen, armen Eltern verkauften ihre drei Kinder zu Forschungszwecken, damit sie auch in Zukunft ihre Tickets ins Stadion finanzieren konnten. Da gab es nichts zu diskutieren. Die Kinder wurden nach all den Experimenten in neuen Familien aufgezogen. Der eine wurde Anwalt und verklagte die leiblichen Eltern. Der zweite wurde Staatsanwalt und trug die Klage mit. Der dritte wurde Richter und steckte die leiblichen Eltern für den Rest ihres Lebens in den Knast. Und wenn sie nicht gestorben sind, müssen sie dort noch viele Jahre erleben, dass Schalke niemals Meister wird.
***
Gerade erschienen: Fatale Wirkungen, von Herrn Nipp. Mit Fotos von Stephanie Neuhaus. Edition Das Labor 2019
In ihrer aktuellen Kollaboration verbinden Stephanie Neuhaus und Haimo Hieronymus Fotographien aus der Natur und aktuelle Märchen. Dabei stehen in Neuhaus‘ Bildern die Pilze im Fokus. Aus sehr persönlichen Perspektiven fotografiert wirken die organischen Gebilde wie aus der Zeit gefallen. Was wir als Pilze wahrnehmen, ist eigentlich vergleichbar mit Geschlechtsorganen, der eigentliche Pilz, das Hyphengeflecht, bleibt meistens unsichtbar, vor allem unfassbar. Um so erstaunlicher die Formenvielfalt allerorten. Pilze zerstören und ernähren, sie leben in Symbiose oder parsitär, sie erzeugen Gifte und Heilmittel und immer wirken sie uns irgendwie fremd. Keine Pflanze. Kein Tier. Heimlich und prächtig. Intelligent und unerbittlich. Ähnlich dem Myzel der Pilze verhält es sich mit Märchen. Sie ernähren sich aus Hoffnungen und Ängsten, aus überbordenem Leben und stumpfem Tod der Menschen. Sie sind nie hundertprozentig fassbar und wenn jemand glaubt, er habe sie wirklich verstanden, tauchen sie unerwartet in neuem Gewand auf. Vielleicht ist dieses digitale Zeitalter der optimale Nährboden für ein neues Erzählen. Hieronymus verändert die Perspektive auf die Figuren und entdeckt neue Facetten und gelogene Wahrheiten. Bitter und böse, verstörend manchmal, doch immer aktuell. Er findet hiermit sozusagen eine mögliche Quintessenz unserer Zeit.
Weiterführend → Zum Thema Künstlerbucher lesen finden Sie hier einen Essay sowie einen Artikel von J.C. Albers. Papier ist autonomes Kunstmaterial, daher ein vertiefendes Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus über Material, Medium und Faszination des Werkstoffs Papier.
Die bibliophilen Kostbarkeiten sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421 – Bestellungen per mail über: edition-das-labor@web.de