Juristisches Gedicht mit trivialem Ende

Der Kokon der Aktualität, in dem wir uns gemeinsam mit den Medien und der Tagespolitik einspinnen, ist nicht unsere reale Gegenwart. Sie ist ein Kokon, eine Abwehr gegen das Zuviel an Realität, eine Täuschung. Die Nachrichtenfolge hat einen rasanten Fluss. Eben noch Libyenkrise, dann Affaire Wulff oder das Problem einer Dissertation, bei der abgeschrieben wurde. Es folgt der Syrien–Konflikt. Hundert Jahre Erster Weltkrieg. Hoeness. Die Ukraine–Krise. Das ist Information, aber keine Gegenwart.

Alexander Kluge

Ergänzen sagt nichts über Fehler aus

ergänzen köpft, was aus dem Kopf gebrochen.

Ergänzen ist des Nichtens letzter Akt,

und dieses Nichtens Gänze bleibt

im Schlichten unbefragt.

Geblieben sind Gewichte zwischen Null und Nein.

Das Recht wird böse und es dringt,

wenn wir es schwänzen, schon am Kopf benagt,

ins kalte Nebensachendenken ein.

Dies Recht stirbt billig und bestochen,

wenn ihm ein ZuSatz winkt.

Bekränzter Schein im grellen Todeslicht,

längst skelettierte Schönheitswahl, mehr nicht.

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Weiterführend →

Lesen Sie auch das Kollegengespräch, das A.J. Weigoni mit Angelika Janz über den Zyklus fern, fern geführt hat. Vertiefend ein Porträt über ihre interdisziplinäre Tätigkeit, sowie einen Essay der Fragmenttexterin. Ebenfalls im KUNO-Archiv: Jan Kuhlbrodt mit einer Annäherung an die visuellen Arbeiten von Angelika Janz. Und nicht zuletzt, Michael Gratz über Angelika Janz‘ tEXt bILd

Poesie ist das identitätsstiftende Element der Kultur, KUNOs poetologische Positionsbestimmung.

Anmerkung der Redaktion:

Das 30. Jahr, ist fast überstanden. KUNO dankt allen Lesern und Künstlern, die uns Mut gaben, auch am 1. Januar weiterzumachen. Erinnerung wird zunehmend auf neue Technologien ausgelagert. Das Grundproblem der Erinnerungskultur, der Zeugenschaft, der Autorschaft, ist die Frage: Wer erzählt, wer verarbeitet, wem eine Geschichte gehört? – „Kultur schafft und ist Kommunikation, Kultur lebt von der Kommunikation der Interessierten.“, schreibt Haimo Hieronymus in einem der Gründungstexte von KUNO. Die ausführliche Chronik des Projekts Das Labor lesen sie hier. Diese Ausgrabungsstätte für die Zukunft ist seit 2009 ein Label, die Edition Das Labor. Diese Edition arbeitet ohne Kapital, zuweilen mit Kapitälchen, meist mit einer großen künstlerischen Spekulationskraft. Eine Übersicht über die in diesem Labor seither realisierten Künstlerbücher, Bücher und Hörbücher finden Sie hier.

Zum Thema Künstlerbücher finden Sie hier einen Essay sowie einen Artikel von J.C. Albers. Vertiefend auch das Kollegengespräch mit Haimo Hieronymus.

Die Künstlerbucher sind erhältlich über die Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 0173 7276421

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