Mit „Fraglos LEBEN“ legt Tom de Toys einen weiteren Beweis vor, daß die Herstellung eines Gedichtbandes nichts mit Lyrik zu tun haben muss.
Der Typografensalat verdirbt bereits aus den ersten Blick die Leselust. Die DIY-Ethik des Punk erweist sich als überholt. Wir sehen einen Autor, dem das Layout wichtiger ist als die Worte. De Toys hat keine Substanz, und daher macht er eben ganz auf Form. Mit dem neuen Band werden seine „Popper-Lyrics“ noch unterkellert. Das – wenn man so will – stilistische Rezept diese durch Absätze gebrochenen Gedanken lautet: man nehme ein halbes Dutzend Wie-Vergleiche, eine mit durchschnittlicher Intelligenz ausgestattete Reflexion, irgendeine vage esoterische Theorie und ganz viel Stimmung – und fertig ist die „Antiprosa“ des großen Zampanos de Toys. Es bleiben unscharfe Behauptungssätze, die sich außerdem auch noch von Zeile zu Zeile zu widersprechen beginnen. Alles steht unverbunden nebeneinander. Diese zu Zeilen zerhackten Texte erschöpfen sich bestenfalls in Wallungswerten, meist laufen sie auf eine krude Selbsterkenntnis hinaus und einer eitel zu nennenden Eingeweideschau, warum sonst bezeichnet der Autor und Herausgeber sie in Personalunion als „Großartige Gedichte“? Weite Abschnitte – dieser von ihm edierten Anthologie in eigener Sache – zeigen einen wendigen und wechselhaften Charakter, sie wirken literarisch völlig unausgegoren. Seit seiner Anthologie mit Trash-Lyrik ist ihm ganz offensichtlich das Sprachgefühl abhanden gekommen. Es handelt sich bei „Fraglos LEBEN“ um jene schlechten Tendenztexte, die ihrem Stoff seine Widersprüche nehmen. In diesem fraglos überflüssigen Band leidet de Toys ostentativ unter einer unerwiderten Liebe zur deutschen Sprache, die ihn partout nicht mehr erhören will.
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Fraglos LEBEN: 55 Großartige Gedichte 2015-2019

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