Morgen und am Samstag findet in Berlin die Litflow-Tagung über die Zukunft der Literatur und des Buchs statt. Auf der Website der Veranstaltung stehen einige interessante Texte zum Thema, darunter ein großartiger Essay von Clemens J. Setz, der es hinkriegt, über die tatsächlich existerende Software Anonymouth zu schreiben, als sei es Science Fiction. Die Software dient Autoren dazu, stilistische Eigenheiten des eigenen Schreibens aufzufinden, und zwar gerade um in Postings im Netz anonym bleiben zu können und nicht etwa durch Stilometrie, also stilistische Analysen, ermittelbar zu sein:
„Das Gespenst der Stilometrie negiert in gewisser Weise den postmodernen ‚Tod des Autors‘. Diese Idee, dass alles nur Palimpsest sei, Sprache schreibe von sich selbst ab, das Interferenzspiel im Gehege der Diskurse, und so weiter – alles Unfug: Du bist du! Ein für alle mal! Als Autor wird einfach jenes Ding definiert, das Angst haben muss, hinter dem Textcorpus erkannt zu werden, weil es eine Spur hinterlassen hat.“
Wir weisen auch gern auf einen programmatischen Essay des Mitorganisators Stephan Porombka in der fulminanten Datenschleuder Perlentaucher hin:
„Dieses Jahr wird es in Frankfurt eine besondere Buchmesse geben. Nicht wegen der Anwesenden. Viel interessanter ist, was noch nicht da ist. Der Markt für literarische Produkte befindet sich in einem epochalen Umbruch. Und kaum jemand weiß, ob man im nächsten Jahr noch das machen wird, was man jetzt macht.“