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  und über uns schwankt ein Baum neigt Getreide sich in leichtem Wind   finde nach Innen       *** Baumzyklen, Gedichte von Sophie Reyer, KUNO 2019 Ein Porträt von Sophie Reyer findet sich hier. In ihrem preisgekrönten Essay Referenzuniversum geht sie…

Was sich Dir in Sichtnähe aufzählt

Was sich Dir in Sichtnähe aufzählt, die zaghaften Anlässe fürs Orientieren, der Irritation schon verschrieben. Das hebt sich eins aus dem Anderen hervor, mit  dem Augenschein rechnend. Da wählst Du mit Fingerzeig und machst Dich auf den Weg. Da verbirgst…

Café Pathos

„Hier geht’s runter, Sie werden erwartet“, sagte Ortmann, der Regisseur, zu dem einzigen Zuschauer, der an einem Sommerabend im letzten Jahr des letzten Jahrtausends das Stück eines Schauspielers erleben wollte, das nur für einen einzigen Zuschauer gedacht war. Kautsky hatte…

nimm mich [beta]

gelesen alles gelesen / erdacht ergänzt gesagt geschrieben / in form gebracht / bin ich die struktur deiner zeit / und immer ein jetzt / die grablegung der sprache hat uns verständnislos gemacht / erwachen / wachküssen / und das…

Ifflandring sucht neuen Träger

 Ich bin heute, was Kunst betrifft, absolut gegen jede Demokratie. Total. Ich halte die Vorstellung, dass alle gleich gut in einer bestimmten Sache sind, für unwahr. Bruno Ganz Man sollte nichts schlechtes über Tote sagen, aber seitdem Bruno Ganz in…

ewiger streit

immer wieder die schweiz toujours la suisse dorthin führen alle wege zentral gelagert in eisigen höhen la differenza piccola zwischen sein und schein kennzeichen ch *** Gekämmte Zeit, Gedichte von Werner K. Bliß, Pop-Verlag 2019 Weiterführend → Poesie ist das…

Haschisch in Marseille

Vorbemerkung: Eines der ersten Zeichen, daß der Haschisch zu wirken beginnt, »ist ein dumpfes Ahnungs- und Beklommenheitsgefühl; etwas Fremdes, Unentrinnbares naht … Bilder und Bilderreihen, längst versunkene Erinnerungen treten auf, ganze Szenen und Situationen werden gegenwärtig, sie erregen zuerst Interesse,…

Fetzen

Sah ich gerade noch die beiden Damen im Park vertraut sich nähern auf ihrem Weg wohl schon Jahr um Jahr die Zeit vergehen die Köpfe mir zugewandt Laute Töne Konsonanten sich beim Namen nennen, entgegenkommend trafen mich die Worte unvorbereitet…

Poetry Slam

Kautsky stellte sich vor, wie sie kleine Plastikeimer mit Glasscherben austeilten. Die Girls kletterten in den Ring und rissen ihm das Hemd vom nassen Leib. Dann flogen die Scherben durch die Luft. Er brach zusammen. Der Saal zählte ihn aus.…

POLLEN

Seit die stadt sich ablaicht und ihre häuser verstößt ziehn wir dahin   ich geh mit verdammten und halt mich erlöst In wie viel sterbenden städten war es daß ich saß igel gebraten in lehm und ratten gemächlich aß Ich sah…

Das Entlegene

Das Entlegene. Dem Ding Bewegung entzogen. Dort Trensen sich Überlagerungen und stellen sich nebeneinander. Abseits vereinbarter Grenzen, wenn auch nahbar. In seiner Erreichbarkeit bleibt es Ausnahme.  Könnte ich es füllen, meine Gedanken hielten sich außerhalb auf.   *** fern, fern…

Dichtung als Voraussetzung für Philosophie

Nur von den Dichtern erwarten wir Wahrheit, nicht von den Philosophen, von denen wir Gedachtes erwarten. Hannah Arendt Man sollte die Autorin mit diesem hingetupften Tweet beim Wort nehmen und auf andere Weise wiederentdecken. An den Grenzen ihres Denkens kommt…

Herzlose Liebe

Tod. Sich einlassen, Absichten ablegen, auflösen, was hält, zur Bewältigung erlernt, zum Ertragen benötigt war, brechen, was Lust bereitete, Angst versinkt in Selbstauflösung. Mit. Sich ringen, gegen Widerstände werfen, Aufbegehren überwältigen, zu fließen beginnen, verzeihen, entbinden, betrauern, schreien, sich ergeben.…

Kronos IV

Der Raum ist schwarz. Langsam fließt Blau steil hinab, tiefblau, hellblau, zartblau angestrichene Strahlen von Licht. Flirrende Töne fließen mit, sie schwellen an und füllen den Raum so laut, dass die Farben zittern, dann wird es leise. Trommelndes Summen schwingt…

BALLADE FÜR NEAPEL

Kennst du sie wieder Ginetto schau dir das paßfoto an Ihr letztes wort: maledetto Gott du verfaulst in St Gian In staubigen spielen als jungen alles lernten sie was sterben heißt   was: gedungen und wann man da rauskommt: nie Gino…

Jalousienlamellen

Nicht sehr ergiebig das Gespräch, denkt Kathrin und legt die Pfanne in die Spüle. Spült sie später. Sie geht zum Fenster und steckt den Zeigefinger zwischen zwei Jalousienlamellen. Es regnet noch immer. Ihre Freundin ist schlecht drauf. Seit einigen Wochen…

lebenswertewandel

    auf den wendeltreppen der elfenbeintürme steigen intellektuelle notlügen zu harmlosen schadstoffen auf in geringen mengen produziert unterhalb der gefährdung menschlichen glücks warten händler und wirtschaftsweise auf höhere gewinnspanner   bei rosinenbrot und pokerspielen schwingen im politzirkus direktoren ihre…

Dies da

Dies da, in der Ferne unantastbar, lässt es sich greifen, dem GesichtsSinn der Hand nah.  Das, was mit Worten Distanz schafft, entzieht sich in die erstarrende Geste. Die Beharrlichkeit des Abstandes wandert und  bleibt als Gewusstes.    *** fern, fern…

Nebelmeer

Jedes Mal wenn Nebel das Haus umwaberte, fühlte er sich glücklich. Keine weite Sicht konnte diese intime Heimeligkeit stören. Manchmal kamen Vögel aus dem Unerkennbaren angestürmt, vor allem schwarze Amseln. Sie setzten sich dann auf das gegenüberliegende Dach und trieben…

Verblüffende Authentizität

Da haben sich zwei gefunden, notwendigerweise: der Krankenpfleger Jan Kraus aus Vimperk, dem einstigen Winterberg im früheren Sudetenland, und der hochbetagte Sudetendeutsche Wenzel Winterberg aus Reichenberg, Jahrgang 1918. Notwendigerweise, wie der unermüdlich plappernde Kraus, 1986 aus der damaligen kommunistischen Tschechoslowakei…