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04 Dez 2009

Aktion Mensch und Stiftung Digitale Chancen zeichnen die besten deutsch­sprachigen barrierefreien Webseiten aus / Insgesamt 17 Preisträger

Die Entscheidung der Jury des BIENE-Wettbewerbs 2009 war eindeutig. Die einzige BIENE in Gold landete beim Internet-Angebot des Waren­hauses Manufactum. In der Kategorie Einkaufs- und Transaktions­angebote überzeugten jedoch auch die anderen Finalisten. Das Webangebot der Credit Suisse mit dem nur in der Schweiz verfügbaren Online-Banking konnte eine silberne BIENE in Empfang nehmen. Die Angebote der Deutschen Post DHL und des Hamburger Verkehrs­verbundes (HVV) wurden bei der sechsten Auflage des Wett­bewerbs für die besten deutschsprachigen barriere­freien Internet­seiten der Aktion Mensch und der Stiftung Digitale Chancen mit Bronze ausge­zeichnet.

Auch in der Kategorie der tagesaktuellen Recherche- und Servicean­gebote waren die beiden für das Finale quali­fizierten Angebote erfolg­reich. Die Webseite des Süd­west­rundfunks zeichnete die Jury mit einer BIENE in Silber aus. Das Online-Angebot der Wochen­zeitung DIE ZEIT ziert fortan eine BIENE in Bronze. Bei den komplexen Recherche- und Servicean­geboten setzten sich das Verwaltungs­portal bund.de und das Patienten­infor­mations­portal Weisse Liste, das von der Bertels­mann-Stiftung gemeinsam mit Selbst­hilfe- und Sozial­verbänden betrieben wird, durch. Beide Webseiten wurden mit einer BIENE in Silber geehrt ebenso wie der einzige Gewinner in der Kategorie der einfachen Recherche- und Servicean­gebote, die Daten­bank mobidat – Barrierefrei leben in Berlin.

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Anforderungen der BIENE gestiegen

Dass insgesamt nur ein Angebot mit Gold ausgezeichnet wurde, ist für Jutta Croll, Geschäfts­führerin der Stiftung Digitale Chancen, ein Zeichen für die gestiegenen Anfor­derungen des Wettbewerbs. »Um eine BIENE in Gold zu gewinnen, muss eine Webseite sowohl technisch als auch gestal­terisch und inhaltlich überzeugen. Die Jury hat am Welttag der Menschen mit Behin­derungen konsequent die Perspektive der Nutzer­innen und Nutzer eingenommen und keine Kompromisse gemacht.« Weniger Aus­zeichnungen als in den Vorjahren konnte die Jury an Angebote von Behörden und öffent­lichen Auftrag­gebern vergeben. Eine mögliche Ursache dafür sieht Christian Schmitz, stell­vertretender Presse­sprecher der Aktion Mensch, in der unklaren Rechtslage: »Die derzeit noch geltende BITV ist veraltet, die fällige Neu­fassung steht aus. In dieser Situation ist es verständlich, wenn Ministerien und Behörden mit einer Weiter­entwicklung ihrer Seiten abwarten.«

Kommunale und lokale Angebote im Kommen

Davon unbeeindruckt setzt sich das Thema Barriere­frei­heit zunehmend auf der lokalen Ebene durch. Mit der Stadt­bibliothek Marzahn-Hellers­dorf (BIENE in Silber), der Gemeinde Issum und der Stadt Nettetal (beide Bronze) kommen drei Preisträger in der Kategorie Komplexe Informations- und Kommu­nikations­angebote aus dem Bereich kommunaler Angebote. Der einzige öster­reichische Gewinner, die mit Bronze ausge­zeichnete Seite des Kura­toriums Fortuna, kommt ebenfalls aus der Kategorie der komplexen Informations- und Kommu­nikations­angebote.

Die weiteren Preis­träger der BIENE 2009 sind die Webseite zum Bürger­haushalt der Stadt Trier, die Online-Platt­form Tauschen ohne Geld und die Natur­heil­praxis Käßner aus Berlin. Einen Sonder­preis erhielt die Stadt Bonn für ihren Gebärden­sprach­service, bei dem hörge­schädigte und gehör­lose Menschen ihre Anfragen per Video in Deutscher Gebärden­sprache (DGS) an die Stadt­verwaltung richten können.

Wie wichtig der Anschluss an moderne Informa­tions­techno­logien und Barriere­freiheit für die Gesell­schaft ist, erläuterte der estnische Bot­schafter in Deutsch­land, Dr. Mart Laanemäe, in seiner Fest­rede am Beispiel seines Heimat­landes. Er erklärte: »Mittler­weile ist es ein Grund­satz für die Weiter­entwicklung aller Systeme der Infor­mations­techno­logie in Est­land, dass Menschen mit Sonder­bedürf­nissen keine Nach­teile erfahren sollen.« Als Danke­schön über­reichte Martin Georgi, Vorstand der Aktion Mensch, dem Botschafter dafür eine Ehren-BIENE.

Die Gewinner der BIENE 2009 sind:

In der Kategorie ›Komplexe Einkaufs- und Transaktions­angebote‹:

In der Kategorie ›Einfache Recherche- und Servicean­gebote‹:

  • BIENE in Silber: Mobidat – Barrierefrei leben in Berlin: www.mobidat.net

In der Kategorie ›Komplexe Recherche- und Serviceangebote‹:

In der Kategorie ›Tagesaktuelle Recherche- und Serviceangebote‹:

In der Kategorie ›Einfache Informations- und Kommu­nikations­angebote‹:

In der Kategorie ›Komplexe Informations- und Kommu­nikations­angebote‹:

In der Kategorie ›Komplexe Gemein­schafts- und Inter­aktions­angebote‹:

Einen Sonderpreis erhält:

Über die BIENE

Seit 2003 prämieren die Aktion Mensch und die Stiftung Digitale Chancen die besten deutschsprachigen barrierefreien Angebote im Internet mit einer BIENE. BIENE steht für ›Barrierefreies Internet eröffnet neue Einsichten‹, aber auch für Kommunikation, gemeinsames Handeln und produktives Miteinander. Weit mehr als 1.400 Unternehmen und Organisationen, Behörden und Ministerien, Städte und Gemeinden sowie Vereine und Verbände aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol haben sich bislang mit Webseiten am Wettbewerb beteiligt. Mehr als 80 Anbieter – große Namen ebenso wie Betreiber kleinerer Webseiten – haben bisher eine BIENE gewonnen.

Am BIENE-Wettbewerb können Anbieter und Gestalter deutschsprachiger Webangebote teilnehmen. Für Webentwickler in der Ausbildung oder im Studium schreiben die Veranstalter einen Nachwuchspreis aus. Sonderpreise können für Lösungen vergeben werden, die spezifische Bedürfnisse einzelner Nutzergruppen berücksichtigen, etwa Angebote für gehörlose Menschen, die Gebärdensprache verwenden, Angebote für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder andere herausragende und innovative Entwicklungen. Der Preis ist rein ideeller Natur. Für die Betreiber nicht kommerzieller Webseiten, wie Vereine oder Selbsthilfegruppen mit Angeboten von öffentlichem Interesse, können Förderpreise vergeben werden.

Die Preisverleihung fand am 4. Dezember 2009 in Berlin statt. Weitere Informationen zum Wettbewerb gibt es unter www.biene-wettbewerb.de oder bei der Pressestelle der Aktion Mensch.

Hinweis für die Redaktionen: Ein aktuelles Foto der Preisverleihung steht im Pressezentrum der Aktion Mensch ab sofort kostenfrei zum Herunterladen bereit. Weitere Bilder aller Preisträger folgen Anfang der Woche.

Diese Pressemitteilung als PDF: Aktion_Mensch_Gewinner-BIENE-2009-12-13.pdf

Kommentare zu dieser Meldung: 4

Permalink Mirko meinte am 07.12.2009:

Hallo,

wie kann es denn sein, dass eine Seite (Credit Suisse), die sich ohne Cookies nicht betrachten lässt, eine BIENE in Silber bekommen kann? Das hat vielleicht weniger mit direkter Barrierefreiheit zu tun – aber zugänglich ist was anderes. Wohlgemerkt: es geht nicht darum, dass man zum Einloggen in einen speziellen Bereich Cookies aktivieren muss, da ist das völlig in Ordnung. Aber warum braucht man zum Betrachten der Startseite ein Cookie?

Gruß aus Berlin

Permalink Der Caspers meinte am 07.12.2009:

> Das hat vielleicht weniger mit direkter Barrierefreiheit zu tun

Genau.

Permalink Martin Kliehm meinte am 07.12.2009:

Dass dieses Jahr weniger Behörden dabei waren, kann mit der fälligen BITV 2.0 zusammenhängen, andererseits ist mit der WCAG 2.0 (auch in der deutschen, verbindlichen Übersetzung) klar, wohin die Zukunft geht.

Eine andere Erklärung wäre, dass - wie zahlreiche Prüfungen in der Vergangenheit ergaben - die Qualität der Behördenseiten oft nicht überzeugt. Man kann den Eindruck gewinnen, dass es bei der Auftragsvergabe überwiegend nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten geht, nicht wirklich darum, ob die Anforderungen der Barrierefreiheit am Ende erfüllt werden. Interessant wäre in diesem Zusammenhang, ob wirklich weniger Behördenseiten eingereicht wurden, oder ob es nur weniger in die Finalistenliste geschafft haben?

Permalink Der Caspers meinte am 10.12.2009:

Martin Kliehm meinte am 07.12.2009:
> Interessant wäre in diesem Zusammenhang, ob wirklich
> weniger Behördenseiten eingereicht wurden, oder ob es
> nur weniger in die Finalistenliste geschafft haben?

Hallo Martin,
in der Berichterstattung rund um die BIENE werden schon immer grundsätzlich nur die erwähnt, die es bis auf die Shortlist geschafft haben. Der Wettbewerb will ja positive Beispiele herausstellen und niemanden an den Pranger stellen, der schon vorher im Prüfverfahren durchgefallen ist. Dass es viele Angebote gerade im Bereich der staatlichen Seiten gibt, die bestenfalls Accessibility nach Vorschrift machen (und damit auf einem Stand unterhalb der BIENE-Kriterien) dürfte aber auch so klar sein.

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