Was eine HR-Konferenz wirklich wertvoll macht

Nach gut drei Jahren in meiner Tätigkeit als Personalvorstand habe ich doch schon so einige HR-Konferenzen besucht. Bei einigen war ich sogar als Sprecher eingeladen.

Es gibt gute und weniger gute HR-Veranstaltungen und wenn Sie mich fragen würden, welche Veranstaltungen mir in meinem Job wirklich geholfen haben und was ich eher kritisieren würde, möchte ich mal mit ein paar negativen Aspekten beginnen.

Es gibt nämlich Veranstaltungen, da geht es kaum um Vorträge und deren Inhalt, sondern viel mehr um die Präsenz von Anbietern aus dem weiten Feld der vermeintlichen HR-Lösungssysteme. Es wird an einem herum gezerrt und freundliche, junge Menschen beobachten einen ganz genau, ob man auch jeden Anbieter besucht bzw. Termine einhält.

Ich verstehe natürlich, dass sich diverse Veranstaltungen so finanzieren und ich verstehe auch, dass es Menschen gibt, die diese Form schätzen und sie vielleicht gerade nach Beratern zur Lösung bestimmter Probleme suchen. Mein Ding ist es aber nicht.

Viel mehr schätze ich Veranstaltungen, bei denen wirklich fachlicher Input diskutiert wird, der auch einen Mehrwert hat. So kann ich am Ende zufrieden nach Hause gehen und weiß, dass ich eine Menge mitgenommen habe und dieses neugewonnene Wissen in meinem Job umsetzen kann. Schließlich geht es doch in erster Linie darum voneinander zu lernen und nicht darum etwas zu verkaufen.

Ein gutes Beispiel für eine gelungene HR-Veranstaltung ist die Kienbaum Jahrestagung und ganz speziell die Tagung in diesem Jahr.

Man trifft dort sehr angenehme Kolleginnen und Kollegen aus diversen HR-Funktionen. Das „Setup“ in Ehreshoven ist schon fast legendär und der Networking-Grillabend macht einfach nur Spaß. Natürlich verkauft Kienbaum generell auch Beratungsleistungen, aber das steht an beiden Tagen nicht im Vordergrund und genauso sollte es auch sein.

Meine zwei Highlights der Tagung waren zum einen der Vortrag von Dr. Jochmann über das Revival von Talentmanagement, und warum es immer wichtiger wird. Ein anderer wichtiger Punkt war die Notwendigkeit internationale, diverse Teams zu bilden, die ja leider immer noch viel zu sehr unterschätzt werden.

Zum anderen war es am Nachmittag die Rede von Dr. Joachim Gauck, den ich bisher nur durch die Medien als Leiter der Stasi-Unterlagen in der sogenannten Gauckbehörde und natürlich als Präsidentschaftskandidat im letzten Jahr wahrgenommen hatte.

Zuerst war ich ein wenig skeptisch, denn ich fragte mich, was jemand wie Dr. Gauck denn überhaupt mit HR zu tun hatte? Umso beeindruckter war ich am Ende seiner Rede, denn dieser Mann hat wirklich etwas zu sagen! Seine Keynote über die Themen Freiheit und Werte hat die Anwesenden tief berührt und zum Nachdenken gebracht. Seine Rede war äußerst authentisch, Dr. Gauck hatte selber lange nicht das Recht zu wählen und setzt sich deshalb besonders dafür ein, dass man als Staatsbürger die Pflicht und Verantwortung hat zu wählen, um die Demokratie zu beeinflussen. Zudem hat er eine sehr angenehme Stimme. Er sprach über eine Stunde völlig frei und danach hätte man jeden Satz 1 zu 1 drucken können. Das habe ich in dieser Intensität bisher noch nicht erlebt. Ich muss sagen, ich war wirklich sehr bewegt.

Natürlich war ich aber auch stolz, dass ich am Vormittag selber zusammen mit Rene Werthschütz einen Vortrag zum Thema „Entwicklung der Personalarbeit vom administrativen zum strategischen Wertbeitrag“ halten durfte. Anhand der Tatsache, dass wir den Vortrag im großen Zelt halten konnten, das gut gefüllt war, waren wir beide topmotiviert und ich glaube auch wir haben gut „abgeliefert“.

Im Großen und Ganzen war es eine sehr schöne und interessante Veranstaltung. Ich glaube, da gehe ich nächstes Jahr wieder hin!

Kommentare

  1. Lieber Herr Goebel,

    ich möchte an Ihren Artikel zum Thema “gelungene” HR-Konferenz anknüpfen und auf eine (nichtkommerzielle) Veranstaltung für HR hinweisen, welche u.a. von mir organisiert wird: Das HR Barcamp am 17.02.2012 in Berlin. Diese Veranstaltung wird anders sein als typische HR-Kongresse/ -Events.

    Ein Barcamp ist als Gegenentwurf zu klassischen Konferenzen eine sehr freie, aber nicht strukturlose Veranstaltungsform. Es gibt nur einen allgemeinen thematischen Rahmen. Alles weitere (Ablauf, einzelne Themen, Beiträge, Diskussion) wird von den Teilnehmern vor Ort selbst organisiert. Das klingt vielleicht etwas chaotisch, hat sich aber in der Praxis schon häufig bewährt. Viele kennen das Format sicher schon…

    Nun wird es das erste Barcamp in Deutschland speziell für Personaler geben.
    Thematischer Anker: Die Beiträge sollen im Zweinull/SocialMedia Kontext mit Bezug zu Human Resource Management stehen. Wr glauben, dass diese Veranstaltungsform ein glaubwürdiges und passendes Format ist, um gerade diese Themen zu adressieren. Persönliches Networking und ein angenehmer Rahmen (Faktoren, den Sie ebenfalls als wichtig genannt haben) werden groß geschrieben.

    Die Organisation läuft bereits und interessierte Personaler treten der HR Barcamp Gruppe auf Xing bei. http://www.xing.com/net/hrbarcamp

    Weitere Infos finden sich hier: http://www.hrbarcamp.de/

    Vielleicht ist das ja auch eine Veranstaltung, die Sie interessieren könnte?! In jedem Fall verfolge ich Ihr schönes Blog weiterhin und wünsche Ihnen alles Gute.
    Grüße, Christoph Athanas

    • Hallo Herr Athanas,
      vielen Dank für Ihr Feedback. Das Barcamp klingt sehr spannend und scheint wirklich mal was anderes zu sein. Ich werde es mir auf jeden Fall für das nächste Jahr vormerken und hoffe, dass ich es zeitlich auch schaffe.
      Herzliche Grüße,
      Wolfgang Goebel

  2. Interessanter Post. Würde gern mehr Beitraege zu der Thematik lesen. Freu mich auf die naechsten Posts.

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