Spagat zwischen Beruf und Familie – wie schützen wir uns vor der Zerreißprobe?

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber gerade zum Jahreswechsel passiert es mir oft, dass ich mich und das, was ich beruflich und privat tue, hinterfrage.

Vielleicht liegt es an diesem „magischen Moment“ des Jahreswechsels, vielleicht aber auch daran, dass man einfach ein bisschen mehr Zeit zum Nachdenken hat.

Dieses Mal kreisten meine Gedanken hauptsächlich um die Frage, ob und in welchem Umfang ich eigentlich meiner Verantwortung für meine Familie gerecht werde. Ein Thema, das mit Sicherheit viele Menschen vor allem in Führungspositionen immer wieder beschäftigt und von dem ich denke, dass viele von Ihnen meine Gedanken teilen werden.

Ich bin jetzt insgesamt fast 27 Jahre bei McDonald’s tätig, davon 17 Jahre in gehobenen Führungspositionen. Dadurch war und bin ich viel unterwegs und öfter auch längere Zeit nicht zu Hause.

Gerade in diesem Zusammenhang gehört natürlich das Thema Erziehung der Kinder zu einem der Kernthemen, wenn es um Verantwortung in der Familie geht. Wie Sie sicher nachempfinden können, wenn Ihnen die Situation nicht allzu fremd erscheint, hat auch bei uns der andere Elternteil, in diesem Fall also meine Frau, die Erziehung unserer beiden Töchter zu gefühlten 85% übernommen. Alles, was beispielsweise mit Disziplin, Verantwortung, Engagement oder schulischem Ehrgeiz zu tun hat, hat sie unseren Kindern beigebracht.

Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, wie oft das Privatleben hinter den „ach so wichtigen“ beruflichen Notwendigkeiten zurücksteht? Und wie oft kommt es vor, dass man die Dinge, die im Berufsleben so „wunderbar“ funktionieren, privat nicht hinkriegt?

Ich bin fest davon überzeugt, dass die aktuellen Burnout-Diskussionen, die momentan überall geführt werden, nicht nur darauf zurück zu führen sind, dass der berufliche Druck immer grösser wird, sondern dass es vielen von uns nicht gelingt, privat und beruflich der gleiche Mensch zu sein. Es besteht die Gefahr, dass dieser Spagat gerade, aber nicht nur, Führungskräfte irgendwann zerreißt. Ehrlich gesagt stand ich auch vor dieser Zerreißprobe und habe mir dazu Rat von Menschen geholt, die ich persönlich und fachlich sehr schätze. Dadurch ist mir einiges klar geworden. Zum Beispiel habe ich Dinge wie das Thema Schuldgefühle gegenüber der Familie lange Zeit kaum wahrgenommen.

Im Beruf kenne ich diese Art von Konflikt nicht. Denn hier investiere ich viel Zeit und achte peinlichst genau darauf, Nichts und Niemanden zu vernachlässigen. Deshalb kann ich hier eher unbelastet an Aufgaben heran gehen und Konfliktsituationen leichter lösen.

Warum schreibe ich diesen Beitrag?

Zum einen möchte ich jedem Leser zu bedenken geben, private Bindungen, die einem wichtig sind, nicht leichtfertig für den beruflichen Erfolg zu opfern. Eher sollte man nach Kompromissen suchen, die einem beides gelingen lassen. In diesem Sinne kann ich auch nur jedem ans Herz legen sich noch besser zu organisieren, mehr zu delegieren und mehr Freiräume für die Familie zu schaffen. Jetzt werden Sie sicher denken, leichter gesagt als getan. Aber zu lernen auch mal „nein“ zu sagen ist extrem wichtig. Ich glaube, dass das einen Mitarbeiter sogar wertvoller macht, wenn er seinem Umfeld auch mal klares Feedback dazu gibt, wenn es „genug“ ist.

Zweitens möchte ich auch an jeden Personaler appellieren, Mitarbeitern, bei denen wir merken, dass sie in einem ähnlichen Konflikt stecken, durch Anbieten von Gesprächen zu helfen. Inwiefern zukünftig vielleicht sogar konkrete Maßnahmen zur Unterstützung und Hilfe von Mitarbeitern entwickelt werden könnten ist mit Sicherheit ein Punkt, den man an einer anderen Stelle noch mal verfolgen sollte.

Und außerdem ist es nie verkehrt, von Zeit zu Zeit, sein eigenes Denken und Handeln kritisch zu betrachten und seine Schlüsse daraus zu ziehen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen ein erfolgreiches, aber vor allem gesundes, nachdenkliches und inspirierendes Jahr 2012!

Herzliche Grüße

Wolfgang Goebel

Kommentare

  1. meine frau und möchten gerne ein mac donald eröffnen an wen kann mann sich wenden

    mit freundlichen gruß
    holger hansen

    • Hallo Herr Hansen, vielen Dank für Ihr Interesse. Am besten gehen Sie auf unsere Unternehmensseite, dort finden Sie alle nötigen Infos und können sich direkt per Franchise-Bewerbungsbogen bewerben.
      Herzliche Grüße, Wolfgang Goebel

  2. Was denken Sie über Mitarbeiterbindung? Was macht Ihre Personalabteilung für Maßnahmen? gerne würde ich darüber einen Artikel von Ihnen lesen. DANKE & Gruß

    • Hallo Frau Ahrens,
      vielen Dank für Ihren Kommentar und Ihr Interesse an meinem Blog. Was das Thema Mitarbeiterbindung anbelangt, ist mir dies ein großes Anliegen. Neben Förder- & Weiterbildungsprogrammen, ist es für mich als Personaler selbstverständlich, Mitarbeitern eine angemessene Wertschätzung entgegen zubringen, u.a. durch interne Auszeichnungen als auch in der alltäglichen Zusammenarbeit.
      Als attraktiver und moderner Arbeitgeber heißt es aber auch, sich der heutigen Gesellschaft und deren Anforderungen anzupassen – Stichwort Work Life Balance oder flexible Arbeitszeiten. Ein spannendes Feld! Ihr Wunsch nach einem Artikel zu dem Thema ist hiermit notiert.

      Herzliche Grüße, Wolfgang Goebel.

  3. Vielen Dank für diesen sehr ehrlichen Beitrag! Als dreifache Mutter in einer Vollzeitanstellung bleibt mein Blick auf Ihrer Prozentzahl 85% hängen. Nimmt Ihre Familie 15% Ihrer Persönlichkeit ein? Definieren Sie sich in erster Linie über Ihre Funktion als Chefpersonaler bei McD oder als Familienvater? Jeder, der Familie hat, kennt diesen Spagat. Ich bin es nur leid, die “alten” Väter zu hören: “Jetzt bei meinem 4. Kind erlebe ich das alles aktiv endlich mit…” Ist nicht fair den anderen Kindern gegenüber. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht NUR über die Flexibilität der Unternehmen. Die Arbeitnehmer sind bereits flexibel und belastbar. Ich wünsche mir von mir selbst, dass ich zu 60% Mutter bin trotz 40h-Woche (es zählen ja auch die Nächte und das Wochenende :) und zu 40% berufstätig. Das geht alles nur, weil mein Mann mitzieht und ähnliche Vorstellungen hat.

    Dies nur mein Senf :)

    • Hallo Frau Mayer,
      vielen Dank für Ihren Kommentar.
      Bezogen auf die 85%, wollte ich zum Ausdruck bringen, dass ich mich über viele Jahre hinweg einfach der Karriere zu liebe zu wenig um unsere Töchter gekümmert habe. In diesem Zeitraum hatte ich auch ehrlich gesagt kein schlechtes Gewissen, die Aufteilung bei uns zu Hause war einfach so.
      Mit Ihrer Meinung, dass sich die Unternehmen bei dem Thema Flexibilität des Arbeitens besser aufgestellt zeigen müssen, haben Sie völlig recht. Wir arbeiten zur Zeit bei McDonald’s Deutschland genau an diesem Thema.
      Herzliche Grüße, Wolfgang Goebel

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