Janove Ottesen - Francis´ Lonely Nights
ØØØØ
Virgin/EMI
(Norwegen 2004)
Mit seinem Kaizers Orchestra hat er sich in den Fußspuren von Tom Waits die Kontrolle über den Kontinent erspielt. Mit Sirenengeheul beweist er nun solo sein Talent. 16.03.2005
Als die Autorin dieser Zeilen Ottesens Stücke zum ersten Mal hörte, blieb sie zwischen Enttäuschung und Verwirrung hängen. Nicht wegen des Songmaterials, sondern der Hörumstände. Im Groninger Grand Theatre stellte Janove sich und sein Album beim diesjährigen "Eurosonic"-Festival vor, schob dabei aber - meist verstohlen und in kleinen Portionen - bereits bekannte Züge zur Massenbändigung ein. Einen Showcase lang blieb Zeit zum Überlegen, warum er aus dem Orchestra ausschert, um eine andere, zartere musikalische Seite auszuleben und er dann doch live mit Bandunterstützung Gesten und publikumsdirigierende Worte wiederverwertet. Wahrscheinlich, weil er die Erwartungshaltung der Zuhörer zu sich hochdampfen sah.
Den von Kaizers Orchestra verheißenen Jubel, Trubel, Weltuntergang sucht man auf "Francis´ Lonely Nights" vergebens, auch wenn nicht jeder Text, der sich ruhig verhält, automatisch harmlos ist. Bestes Beispiel hierfür ist das von leiser Bitterkeit durchzogene "Neighbour Boy", das einem Jungen aus schlechten Verhältnissen folgt und auf dessen Ende hinausläuft.
Hauptsächlich aber dreht sich "Francis´ Lonely Nights" um Gefühle und deren Vergänglichkeit, um Rastlosigkeit und um den Versuch, mit der Einsamkeit fertig zu werden. Ausgesprochen biografisch soll und will es nicht sein, doch stiehlt sich die private Seite des Sängers mit Sicherheit in sein Songwriting ("Wonderful Show") hinein.
Das Album besticht durch seine Schlichtheit. Den Arrangements wird kein Firlefanz aufgeklebt, sondern der Melodie genug Raum zum Atmen gelassen. Tragend dabei bleibt die Gitarre, der alle anderen Instrumente merklich zuspielen und selbst in der Überzahl nicht abdrängen. "Francis Lonely Nights" erhält dadurch eine Klarheit, bei der sich Verletzlichkeit und Stärke, Leichtigkeit und Überlegtheit nicht ausschließen.
Janove Ottesen - Francis´ Lonely Nights
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Virgin/EMI
(Norwegen 2004)
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