Stories_Ane Brun/Interview

Die Kunst der leisen Töne

Sie hat sich Zeit gelassen für ihren Karrierestart. Umso konsequenter setzt Ane Brun nun ihre Musik um. Der EVOLVER traf die Songwriterin auf der norwegischen Musikmesse bylarm.    22.04.2005

EVOLVER: Du hast erst mit 21 begonnen, Gitarre zu spielen? Warum? Aus reinem Spaß an der Freude?

 

Ane Brun: Gewissermaßen, denn für mich war es damals nichts anderes als ein Hobby.

 

EVOLVER: Wie lange hat es gedauert, bis dir klar wurde, daß aus diesem Hobby vielleicht mehr werden könnte?

 

Ane Brun: Dazu brauchte es schon mehrere Jahre. So richtig begriffen, daß ich damit meinen Lebensunterhalt verdienen kann und will, habe ich erst vor zweieinhalb Jahren.

 

EVOLVER: Also erst, als du schon in Schweden gewohnt hast?

 

Ane Brun: Ja, stimmt.

 

EVOLVER: Daß du aus Norwegen weggegangen bist, um in Stockholm zu wohnen, hat nichts damit zu tun, daß in Schweden ein besseres Klima für Singer/Songwriter herrscht? Zumindest fallen mir spontan bedeutend mehr Songwriter aus Schweden als aus Norwegen ein, die auch international ein Begriff sind.

 

Ane Brun: Nein, nein .... Solche Überlegungen gabs nicht. Mein damaliger Freund war Schwede. Ich bin einfach mit ihm mitgezogen und geblieben. Reiner Zufall also, daß ich in Schweden gelandet bin.

 

EVOLVER: Hattest du dann andererseits jemals Schwierigkeiten damit, in der Szene Fuß zu fassen und akzeptiert zu werden? In Schweden den Durchbruch zu schaffen gestaltet sich für viele norwegische Gruppen ja als ein wenig schwierig.

 

Ane Brun: Ich glaube, das ist nur dann schwierig, wenn man nicht direkt in Schweden wohnt. Ich für meinen Teil kann behaupten, daß es sogar ein klein wenig ein exotischer Vorteil war, aus dem ich viel mehr Positives als Negatives ziehen konnte. Außerdem habe ich schon so viele Auftritte hinter mir und die Leute haben begriffen, daß ich dort wohne. Es war für mich also nie ein sonderliches Problem. Aber ich weiß natürlich um die Schwierigkeiten, norwegische Musik nach Schweden zu schaffen. Wessen Fehler das ist, kann ich aber nicht sagen.

 

EVOLVER: Du bist ja nicht nur Musikerin, sondern auch deine eigene Labelchefin. Wie kam es zur Gründung von DetErMine-Records, was hat dich dazu getrieben? Hast du kein Label gefunden, das sich für deine Musik interessiert hätte?

 

Ane Brun: Das eigentlich nicht, ich war nur zu ungeduldig. Ich wollte einfach meine Platten so schnell wie möglich veröffentlichen. Mit Labels zu verhandeln und die Verantwortlichen für deine eigene Sache zu interessieren, dauert aber so schrecklich lange. Dieser Umständlichkeit wollte ich einfach entgehen und um die Warterei einen Bogen machen. Mitgespielt hat auch die Frage der Kontrolle - mit einem eigenem Label habe ich volle Übersicht über meine Musik und kann bestimmen, was mit ihr geschieht.

 

EVOLVER: Ist das nicht aber auch ein wenig anstrengend, zweigleisig zu fahren? Nimmt die Label-Arbeit mitunter nicht zuviel Zeit und Kraft in Anspruch, die dann von der Kreativität abgezogen wird?

 

Ane Brun: So war es nur am Anfang, aber jetzt habe ich ja Leute, die mich unterstützen. Es läuft ganz gut.

Bernadette Karner

Ane Brun - A Temporary Dive


V2/edel (Schweden 2004)

 

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