Musik_Hot Hot Heat - Elevator

Im Fahrstuhl zum Erfolg

Wir sind da wo oben ist: Nach anfänglichen Sprödheiten erweist sich das Major-Debüt der Kanadier als wahrer Himmelsstürmer.    04.05.2005

Verfrüht, allzu verfrüht, wähnt man sich - ungeduldiger Musikschreiber, der man nunmal ist - steckengeblieben, irgendwo im Mezzanin zwischen Erd- und erstem Geschoß. Wenig auszunehmen ist da zunächst vom Fahrstuhleffekt, den einem der Titel des zweiten Albums von Hot Hot Heat zu suggerieren weiß. Hatte das lobgepriesene und Anerkennung galore eingefahren habende Vorgängerwerk "Make Up The Breakdown" (inklusive des Überhits "Bandages") die Latte etwa bereits unüberwindbar hoch gelegt, das kanadische Quartett auf einem schon früh erreichten Schaffenszenit gezeigt?

Aber da sich die Band um Frontmann Steve Bays mit ihrem Major-Debüt alles andere als einen bei den derzeitigen günstigen Marktchancen für junge tanzrockende Gitarrenbands so verlockenden Schnellschuß erlaubt hat - seit "Make Up The Breakdown" sind immerhin gezählte drei Jahre vergangen, eine kleine Ewigkeit im dynamischen Rock-Biz - will man es ihr bei der Beurteilung der Platte doch gleichtun. Also lieber noch ein-, zwei-, dreimal reinhören, dabei die reichlich mißglückte Vorab-Single "Goodnight Goodnight" geflissentlich ausblenden.

Und siehe da: "Elevator" wächst, wird von Durchlauf zu Durchlauf, und im speziellen von Nummer zu Nummer besser. Den ersten richtigen Höhepunkt erreicht es recht spät, mit Track Nr. 9, "Island Of The Honest Man", das mit wahrhaft unwiderstehlicher Hookline den Euphorie-Level schlagartig nach oben schnellen läßt. Noch besser dann "Dirty Mouth", Track 11, ein bedächtig mit akustischer Gitarre beginnender, sich nach und nach ins Hymnische hochschaukelnder Geniestreich, der es in einer gerechten Welt instantly zu Power-Rotation bringen würde. Doch es wird noch besser - und zwar mit dem abschließenden Titelstück, einem schlichtweg großartigen - ja, dem wohl überhaupt besten - Song in der (noch kurzen) Geschichte von Hot Hot Heat.

Aber was soll das für eine Strategie sein, die besten Songs am Ende eines Albums zu verstecken? Man weiß es nicht. Beinahe könnte man meinen, es mit einem besonders bizarren - da nicht besonders verkaufsförderlichen - Konzept zu tun zu haben: Ganz nach dem Fahrstuhlprinzip steigt auch "Elevator" mit jedem Stockwerk/Song in immer lichtere, immer fantastischere Sphären.

Letztendlich ist für die Kanadier und ihren Zweitling wirklich nur noch der Himmel das Limit. Vorausgesetzt man hat Geduld.

 

Live-Tip:

 

16. Mai 2005 - Wien / Flex (Support: The Fever)

Christoph Prenner

Hot Hot Heat - Elevator

ØØØØ


Sire/Warner (Kanada 2005)

 

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