Michael Marrak - Morphogenesis
ØØØØ
Bastei-Lübbe Verlag (Bergisch Gladbach 2005)
In seinem neuen Phantastik-/Abenteuerroman erkundet der deutsche SF-Shooting-Star das zum postmodernen Alptraum mutierte Totenreich des alten Ägypten. 16.11.2005
Marrak. Michael Marrak. Klingt wie der Name eines Fernsehkommissars bei einem Privatsender. Könnte auch ein erfolgreicher Privatdetektiv sein; einer, der hart ist und Nadelstreif trägt. Die Wahrheit sieht anders aus: Michael Marrak ist Science-Fiction-Autor - und zwar einer der derzeit erfolgreichsten des deutschen Sprachraums.
Der 1965 in Weikersheim geborene Autor gilt als Shooting-Star der heimischen SF-Szene. Sein Roman "Imagon" wurde mit dem Kurd-Laßwitz-Preis als bester Science-Fiction-Roman 2002 ausgezeichnet. Marrak, der heute in der Nähe von Stuttgart lebt, verknüpft in seinen Romanen und Erzählungen SF, Fantasy und Horror zu grotesken, manchmal auch recht surrealen Szenerien, die von mythologischen oder dämonischen Wesen bewohnt werden. Gattungsgrenzen kennt er nicht - alles ist erlaubt, wenn es der Erzählung dient.
Auch in seinem neuen Roman "Morphogenesis" verquickt er moderne und mythologische Elemente zu einer bizarr-spannenden Story. Wieder wird eine Tür zu einer anderen Welt aufgestoßen, und zwar zum Totenreich der alten Ägypter, das sich in eine Hölle aus Hieronymus-Bosch-Gemälden, altägyptischer Mythologie, Orwells Politphantasien und Dantes "Inferno" verwandelt hat. Dort stirbt der Held Hippolyth Krispin buchstäblich tausend Tode - bis er schließlich herausfindet, warum aus der Duat ein moderner Alptraum geworden ist, der die Höllen der irdischen Kulturen aufsummiert.
Zwar gibt es in der phantastischen Literatur und der Science Fiction bereits einige Romane, die im Jenseits angesiedelt sind - etwa "Das zweite Inferno" von den SF-Hardlinern Larry Niven und Jerry Pournelle, "Das Land der Lebenden" von Robert Silverberg oder die "Flußwelt"-Romane von Philip José Farmer -, doch kaum einer erreicht die bizarre Intensität von Marraks Höllenwelt. Einziges Manko: Das eindeutig dem SF-Genre zugehörige Ende bricht ein wenig mit dem Rest des Buches und hinterläßt ein leichtes Hungergefühl.
Eine gekürzte Version des Romans erschien übrigens bereits im Jahr 1997 unter dem Titel "Die Stadt der Klage" in der edition mono. Laut eigener Aussage war Marrak dazu gezwungen, das Buch dramatisch zusammenzustreichen, weil sich der Verlag die Herausgabe eines umfangreicheren Werkes oder eines Zweiteilers nicht leisten konnte. In der aktuellen Ausgabe von "Morphogenesis" hat Marrak den Roman um etwa 250 Manuskriptseiten gegenüber dem Original erweitert.
Seine erste Kurzgeschichte mit dem Titel "Charterflug zur Hölle", die er heute als "literarischen Unfall" bezeichnet, schrieb Michael Marrak 1980 innerhalb von zwei Wochen, nachdem "ich als Fahrradfahrer von einem Citroen über den Haufen gefahren wurde. Ich besitze diese Story noch. Hin und wieder fällt sie mir beim Stöbern in die Hände. Handkoloriertes Aquarell-Titelbild, 70.000 Tippfehler und natürlich eine Vorschau auf die kommenden zehn Romane als Abspann ..."
Heute macht Marrak neben Schriftstellern wie Uwe Anton oder Wolfgang Hohlbein, die zu den markantesten deutschen Phantastikautoren zählen, eine gute Figur. Sein ungewöhnlicher Stil und die Fähigkeit, verschiedenste Genres glaubwürdig und spannend zu verknüpfen, lassen auf weitere Bücher hoffen.
Michael Marrak - Morphogenesis
ØØØØ
Bastei-Lübbe Verlag (Bergisch Gladbach 2005)
Im Internet sind die Lauscher immer und überall. Digitale Selbstverteidigung ist angesagt. Die notwendigen Tips gibt Steffan Heuer in seinem Buch "Mich kriegt ihr nicht!"
Big Data und Social Media halten zusammen wie Pech und Schwefel. Ihnen verdankt Barack Obama seine zweite US-Präsidentschaft.
Zum zweiten Mal hat Regisseur J. J. Abrams den Motor der "Enterprise" angeworfen und sie auf eine für den Titel "Into Darkness" eigentlich recht gut ausgeleuchtete Reise geschickt. Chris Haderer ist eine Runde mitgeflogen.
Vom 8. bis 15. Februar geht das "Festival des gescheiterten Films" in den Breitenseer Lichtspielen vor Anker. Gezeigt werden Filme, für die es leider keinen kommerziellen Markt zu geben scheint.
Am 25. Oktober werden im Wiener Rabenhof die 14. "Big Brother Awards" verliehen. Traditionell finden sich unter den Nominierten illustre Namen von Beatrix Karl bis Marie Vassilakou.
Regisseur Julian Roman Pölsler hat sich an der Verfilmung von Marlen Haushofers "Die Wand" versucht - und ein schön photographiertes Hörbuch abgeliefert.
Kommentare_