Kolumnen_Breaking the News # 3

Benedikt macht Mode

Es gibt viele Gründe, ein Modelabel zu starten. Präsidentiale Fellatio (siehe "Lewinsky"-Taschen) ist nur einer davon. Päpste haben die besseren Karten - und die bessere Marke.    02.12.2005

Gucci, Lagerfeld und Konsorten gehen in Deckung: Was bisher nur hinter vorgehaltener Hand und den gezückten Hellebarden der Schweizer Garde gemunkelt wurde, ist nun Gewißheit. Im Rahmen einer Pressekonferenz gab Papst Benedikt LVI. bekannt, sich bereits im nächsten Jahr mit Produkten unter dem Label

"Benedictus" das Taschengeld aufbessern zu wollen.

Mit den Worten "Papst ist eine starke Marke, die bislang weitgehend brach lag", stellte der neue Herr im Vatikan vor Pressevertretern klar, daß seine Amtsauffassung über das jährliche "Urbi et Orbi" und einige unverständliche Worte in 156 Sprachen vor den Kameras internationaler Fernsehsender hinausgeht. Schon zu Beginn seines Pontifikats hatte er ja unter anderem mit schicken Sonnenbrillen für mediale Entzückung gesorgt.

Von den Produkten her will man vor allem das Premiumsegment anpeilen. Im Diskonter - so der Papst - wird man "Benedictus"-gebrandete Mode nicht finden. In einem zweiten Schritt und bei entsprechendem Erfolg des Labels könnte man sogar mit der Errichtung exklusiver Shops in europäischen Hauptstädten beginnen. Der Flagship-Store soll freilich am Petersplatz stehen. "Hier ist noch jede Menge ungenützter Platz, der keine Erträge abwirft - bei der beschränkten Fläche des Vatikanstaates eigentlich die reinste Verschwendung", meint ein Mitarbeiter des Papstes gegenüber OPA.

Starten will man schon im ersten Quartal des nächsten Jahres mit einer Handtaschen-Range unter dem Namen "Papa". Eine aus gebürstetem Aluminium gestanzte Tiara prangt als Logo auf den Taschen. In den Monaten darauf folgt eine Sonnenbrillen-Kollektion. Erste Modelle aus selbiger hat Benedikt LVI. ja bereits medienwirksam getestet.

Die in Deutschland verbreiteten "Wir sind Papst"-T-Shirts sind ihm dagegen nach eigenem Bekunden ein Dorn im Auge: "Das verträgt sich nicht mit der wertigen Positionierung der Marke und der Würde des Amtes." Entsprechend schließt der Papst für die Zukunft einen Einstieg in Volumensmärkte und eine Bewegung in die Einstiegspreisklasse dezidiert aus: "Der Vatikan legt sich nicht mit H&M ins Bett."

Nach Einschätzung des Markenexperten Thomas Buddenbrock haben die Pläne Benedikts durchaus Potential: "Ein starker Brand veredelt jedes Produkt, und über einen solchen verfügt der Papst zweifellos. Da ist gar nicht so wichtig, was verkauft wird. Nicht zufällig launchte Gucci genauso Modeartikel wie Hundefutter und Klopapier."

Reinhard Ebner

Quelle: OPA (Obskure Presseagentur)

Redakteur: Reinhard Ebner


 

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