Franz Ferdinand - Franz Ferdinand
ØØØØØ
Domino/Musica (GB 2004)
Heißen superfantastisch ... und sind es auch: vier schottische Kunststudenten mit kauzigem Bandnamen und elf perfekten Gitarrenpop-Songs. Besser geht´s kaum. 22.03.2004
Fragen, Fragen, Fragen: Sind die wirklich so gut? Trotz oder wegen des penetranten Dauergeschreis beinahe aller relevanten Pop-Medien? Und: Wie machen die das nur?
Antworten: Ja, die sind wirklich so gut. Ohne Wenn und Aber. Und deshalb kann man sich auch einmal darüber freuen, daß hier ausnahmsweise eine relevante Band abgefeiert wird inmitten des inzwischen unfein aufgeblähten Vereins der neuen Rockretter.
Franz Ferdinand retten den Rock tatsächlich. Mit Momenten, die allesamt und jeder im einzelnen so viel größer und erhabener sind als das gesamte zweite Strokes-Scheibchen. Beispiele? Track 4, "Matinee" (sowieso der meisterlichste Song unter lauter meisterlichen Songs), Spielzeit 3:10, wenn sich nach kontemplativer Bridge DIESER große Refrain noch ein letztes Mal hochschraubt und kein Halten, kein Zaudern, kein Nicht-Luftgitarrespielen und kein Sich-nicht-in-die-glückstrunkenen-Arme-Fallen mehr zuläßt. Oder Track 6, "Cheating on You", ab Spielzeit 2:02, wenn ein ohnehin schon gnadenlos goldenes Riff sich immer fanatischer in den siebten Gitarrenhimmel hineinsteigert, während Sänger Alex Kaparanos wie im Fieberwahn "Goodbye Girl" in ein Himmelsrund voller trauriger Sterne deklamiert.
Solche Momente sind das. Und "Franz Ferdinand" hat verdammt viele davon (müßig daher, sie alle aufzuzählen). Voll von diesen hochinfektiösen Melodien, dieser räudigen, ansteckenden Hysterie in der Stimme und Instrumentierung, dieser unverschämten Nonchalance, diesem Enthusiasmus, diesem Talent.
Wie kaum eine andere Band dieser Tage haben die vier dem Art-School-Umfeld (nicht der einzige Talking-Heads-Querverweis) entstammenden Schotten so ziemlich jede relevante Gitarrenmusik der vergangenen 25 Jahre verinnerlicht: New Wave, Post-Punk, Brit-Pop, you name it - und aus diesem Wissen (und Gefühl) ein Album geschmiedet, das dennoch vor schierer Originalität und Spielfreude jederzeit zu platzen droht, eines, das dem Rezensenten in den letzten Monaten ans Herz gewachsen ist und seine kleine Welt gerockt hat wie seit (Achtung, schon wieder smarter Zitat-Pop) Interpols "Turn on The Bright Lights" keines mehr. "This Fire Is Out of Control". Und das ist sehr gut so. Denn jetzt und hier gibt es kein Zurück mehr. Album des Jahres? Sehr gut möglich.
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