Games_Tomb Raider: Legend

Lara´s back is back

Die attraktivste Archäologin der Konsolengeschichte erstrahlt in neuem Glanz und holt sich wieder einmal - vollkommen zu Recht - den Titel "Queen of Adventure".    28.04.2006

Muskulös, durchtrainiert und knallhart musste ein Action-Held sein. Das galt nicht nur für Filme Marke Hollywood, sondern auch für die Spieleindustrie, zumindest bis 1996. In eben diesem Jahr ging das Entwicklerstudio Core Design einen gänzlich anderen Weg: sein Protagonist war schlank, klein, grazil und vor allem weiblich.

Lara Croft war geboren - und der Begriff "militanter Feminismus" bekam plötzlich eine ganz andere Bedeutung. Ein wahrer Hype entstand, der begeisterten (und vor allem männlich pubertierenden) Spielern mehrere Fortsetzungen und dem Rest der Welt zwei Filme bescherte. Waren die beiden Spielfilme - nicht zuletzt wegen Angelina Jolie in der Rolle der Lara - noch sehenswert, so kann dies von den vergangenen drei Teilen der Spieleserie nicht behauptet werden. Vor allem "Angel of Darkness" erlangte, in erster Linie wegen seiner unglaublich schlechten Spielbarkeit, einen zweifelhaften Ruf. Da verwundert es kaum, daß der Publisher Eidos den Entwicklern von Core Design den blauen Brief schickte und somit den Vertrag kündigte. Crystal Dynamics, bekannt geworden durch Titel wie "Pandemonium" oder "Soul Reaver", und Toby Gard, der Schöpfer von Lara Croft, sollten die Retter in der Not werden. Nach gut zwei Jahren Entwicklungszeit hat CD alles neu gemacht und läßt die süßeste Grabräuberin aller Zeiten in neuem Glanz erstrahlen.

 

In ihrem neuen Abenteuer spielt Laras Vergangenheit eine wichtige Rolle. Dem Spieler werden in Form von Rückblenden und spielbaren Abschnitten die Kinder- und Jugendzeit der Heldin sowie ihre Erlebnisse mit der totgeglaubten Freundin Amanda näher gebracht. Doch auch die Suche nach den Einzelteilen des mysteriösen Schwertes Excalibur spielt eine große Rolle. Mehr soll an dieser Stelle von der Story auch nicht verraten werden. Fest steht jedenfalls, daß der Plot - neben einer hervorragenden Präsentation und tollen Locations (Bolivien, Peru, Himalaya, Tokio) - auch gut durchdacht und sehr interessant ist.

Die wohl auffälligste Änderung betrifft Laras Aussehen: Im nunmehr siebenten Teil der Serie sieht die Gute weiblicher aus als je zuvor - und das, obwohl ihr offensichtlich eine radikale Abmagerungskur verordnet wurde. Im Gegensatz zur vorangegangenen Folge konkurriert ihre Oberweite nicht mehr mit Heißluftballons, was aber nicht heißen soll, daß sie nicht noch immer mehr als genug hat, um so ziemlich jeden Mann glücklich zu machen. Der Unterschied ist nur, daß sie diesmal auch ein virtuelles mittleres Alter erreichen kann, ohne sich Sorgen um ihren Rücken machen zu müssen.

Zudem besitzt Lara eine bis dato unbekannte Grazie in all ihren Bewegungen. Dies wird vor allem im Tokio-Abschnitt sichtbar, in dem sie einen sogenannten "Partycrasher" mimt und - in ein atemberaubendes Abendkleid gehüllt - im Penthouse eines befreundeten Yakuzabosses auftaucht. Ihr beim Dahinschlendern zuzusehen, ist eine wahre Augenweide, und man(n) wird ihren Hüftschwung sicher nicht so bald vergessen. Das dürfte wohl auch im Sinne der Entwickler sein ...

 

Die Steuerung in "Tomb Raider: Legend" wurde ebenfalls total überarbeitet und läßt endlich keinen Kummer mehr aufkommen. Vorbei sind die Zeiten, als Sprünge noch pixelgenau sein mußten, da man sonst Gefahr lief, mit der jungen Dame im nächsten Abgrund zu landen. Wird ein Sprung nicht optimal ausgeführt, hält sich Lara kurze Zeit mit einer Hand fest, und man erhält per Tastendruck noch einmal die Chance zum Nachfassen. Weiters ist die Protagonistin nun endlich so clever, sich bei Überschreiten einer Kante automatisch festzuhalten. Beeindruckend ist auch Laras neues Bewegungsrepertoire: gleiten, springen, hangeln, rollen oder in Gegner reinrutschen. All das wird per Tastendruck ausgeführt und präsentiert sich vor allem äußerst flüssig und nahtlos.

Graphisch kann "TRL", abgesehen von vereinzelten Clipping-Fehlern, auf ganzer Linie überzeugen. Detaillierte Umgebungen, flüssige Animationen, realistische Schatten und eine tolle Ausleuchtung lassen so richtig Freude aufkommen, wobei die Xbox-360-Version naturgemäß am besten aussieht, die PS2- und Xbox-Versionen sich aber auch nicht zu verstecken brauchen. Erfreulich ist der Umstand, daß Marion von Stengel, die altbekannte Synchronstimme Miss Crofts, wieder für den Job gewonnen werden konnte und man sich nicht mit einer Aushilfe zufrieden geben muß. Aber auch die anderen Synchronsprecher leisten ganze Arbeit und sorgen für ein glaubwürdiges Spielerlebnis.

Mit "Tomb Raider: Legend" gibt Lara Croft wieder ein kräftiges Lebenszeichen von sich - und zeigt, daß Totgeglaubte wirklich länger leben.

Dragan Andjelkovic

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