Philip Kerr - Das Janus-Projekt
Wunderlich 2007
Wir kennen Bernie Gunther. Er war der deutsche Privatdetektiv, der in Philip Kerrs berühmt gewordener "Berlin-Trilogie" in der (Prä-)Nazi-Ära ermittelte - Noir in einer wirklich finsteren Zeit. In der Zwischenzeit hat sich Kerr mit zunehmend seelenlosen Techno-Thrillern auf dem Krimimarkt etabliert und schickt Bernie jetzt noch einmal los. In "Das Janus-Projekt" (der Titel soll wohl an die zahllosen Dan-Brown-Kopien erinnern, ist aber schlecht und irreführend) hat sich Gunther aus dem Ermittlerdasein zurückgezogen. Er versucht das Hotel seines verstorbenen Schwiegervaters zu führen - aber da will keiner hin, weil es blöderweise mitten in Dachau steht. Bernies Frau ist im Irrenhaus; ihr Gehirn hat den Greueln des Hitler-Regimes nicht standgehalten.
So sieht es in Kerrs Roman allerorten aus: unverbesserliche alte Nationalsozialisten, kollektivschuldige Deutsche, schlechtgelaunte Besatzungssoldaten und korrupte CIA-Agenten - alles in allem eher eine abgenudelte Antifa-Propagandaschrift denn ein Krimi. An dem versucht sich Kerr zwar auch, indem er Gunther in München wieder zum Private Eye werden und sich auf die Spuren "alter Kameraden" setzen läßt. Dabei verschlägt es ihn auch nach Wien, wo er bald des Mordes verdächtigt wird und ausgerechnet mit Eichmann (!) nach Südamerika flüchten muß. Alles schön und gut, aber die Intrige, in die der Ermittler da verwickelt wird, ist so durchsichtig, daß sich der Leser spätestens in der Hälfte des Romans denkt: "Das gibt´s doch nicht, daß der Idiot darauf reinfällt, Schuldkomplex hin oder her!" Tut er aber. Vielleicht hat Janus ja gerade in die andere Richtung geschaut ...
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