Gewählter Autor: Francisca Ricinski

Francisca Ricinski

Biografie

* 1943 | Tupilati/Rumänien

Erzähltes Leben und Tun

Durch meine Adern fließt romanisches, slawisches und einige Tropfen unbekanntes Blut. Bin also ein Hybrid, hurra und oje! Da Bomben nicht in der Nähe meines Ohrs detonierten & mein Herz keiner kopflosen Puppe nachweinen musste, blieb ich anscheinend ein fröhliches Kriegsbaby. Ein paar Jahre später sammelte ich gefallene Kastanien im Stadtpark, als ich anfing, zum eigenen Staunen, anders als sonst mit ihnen zu sprechen. Das war mein erstes Gedicht. Noch später ließ mich mein Vater Bücher in den heil gebliebenen Truhen aussuchen. Ihm verdanke ich den Liebespakt mit der Literatur, die mein Leben bis heute bereichert. Ich verstand vieles nicht, aber mein Gedächtnis war so gut, dass ich ganze Passagen aus „Divina Commedia“ oder Gedichte von Poe & François Villon rezitierte. Als heranwachsende Schülerin und dann als Romanistik-Studentin an der Uni von Bukarest spürte ich den Drang, mich den schweigsamen Blättern anzuvertrauen.

Die anderen fanden gut, was ich schrieb, und so erschienen Gedichte von mir in Zeitungen und Literaturzeitschriften, Anthologien und – irgendwann auch Bücher.  Mein Erstling war ein Kinderbuch: „Die Reise durch die Kindheit“ (Verlag Ion Creanga, Bukarest) , mit einem rumänischen Literaturpreis ausgezeichnet.. Da wurde ich inzwischen Gymnasiallehrerin für Französisch und Publizistin, aber vor allem Mutter von Fulvia-Isolda. Nach diesem Verlagsdebüt folgte  „Die Überraschungen des Spieles“ (Editura Junimea, Iasi).

1977 inszenierte der heute berühmte Regisseur Silviu Purcarete mein erstes Stück ( „Der Wächter“) auf der Theaterbühne von Constanza am Schwarzen Meer, ein anderes („Spielzeuge mit Herzen“) wurde vom Jugendtheater „Abendstern“ aus Iasi aufgeführt. Dort fand 2003 auch die Premiere meines letzten Stücks „Die Stelzen“, das vom Leben der Straßenkinder handelt, statt. Für dieses Stück bekam ich den Theaterpreis der renommierten rumänischen Literaturzeitschrift „Convorbiri literare“. Für Kinder schrieb ich auch die Drehbücher für eine international erfolgreiche Trickfilmserie „Abenteuer unter dem Meer“.

1979 musste ich u.a. auf alles, was bisher für mich Literaturerfolg bedeutete, verzichten, sonst hätte ich die Ausreisegenehmigung nicht bekommen. Einmal in Deutschland, bin ich erstmals mit einem fast aussichtslosen Schicksal als Schriftstellerin konfrontiert worden, denn damals kannte ich nur 200 deutsche Worte … Nach fünf Jahren gelang es mir,  Angestellte beim Deutschen Bundestag zu werden und ein erstes Buch in deutscher Sprache zu veröffentlichen: „Zaunfreie Gärten“ in der Edition Böhner. Zwei Jahre danach: „Augenblick der Wärme“ im Verlag Junge Literatur, und 1990 „Dein Name wie Licht“ im selben Verlag.

1997 schloss ich das Fernstudium der Theologie in Würzburg ab und begann meine kulturjournalistische und fotografische Tätigkeit für eine rheinische Lokalzeitung, die ich bis heute, auch wenn sporadischer als bisher, ausübe.

1998 veranstaltete ich innerhalb des Rheinland-Pfälzischen Kultursommers das Festival „LiteraMobil“ mit französischen und deutschen Autoren, Musikern, Tänzern und Schauspielern. Seit 1998 leite ich die Literaturwerkstatt der VHS Neuwied. 2001 erhielt ich ein Stipendium vom Bundesschriftstellerverband/Auswärtigen Amt und reiste nach St. Petersburg.

Im Sommer 2005 begann meine Tätigkeit als leitende Redakteurin von „Matrix“, Pop-Verlag, Ludwigsburg. In diesem Verlag ist 2005 auch mein vorletztes Buch „Auf silikonweichen Pfoten“ – Wundprotokolle – mit lyrischer Prosa erschienen. 2008 förderte das nationale Kulturfonds Rumäniens  die Veröffentlichung meines letzten Buches „Zug ohne Räder“ (lyrische Prosa, zweisprachig) in der Kollektion Artemis des Verlags Fundatia Culturala Poezia, Iasi/Rumänien. Lyrische Texte  und Kurzprosa von mir wurden bisher ins Rumänische, Französische, Englische/Amerikanische und Arabische übersetzt. 

Bin Mitherausgeberin der Bonner Literaturzeitschrift „Dichtungsring“ sowie Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller und des PEN.

Ich finde in mir die Brücke zwischen Gestern und Jetzt & von Hier nach Dort, aber Heimat? Noch im Wort und aus Wörtern.    

(aus: Sammels Uri Um , Sonderausgabe, Hg. Theo Breuer, Edition YE, 2008)

 

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