Gewählter Autor: Enno Stahl
Enno Stahl
Bibliographie
2009
Heimat und Weltall
m ersten Teil des Buchs durchmisst der Autor erzählend und nachsinnend den Landstrich des nördlichen Rheinlands, persönliche Gedenkorte und Erinnerungsstätten seiner früheren und aktuellen Lebenswelt. Die Aufmerksamkeit des Erzählers richtet sich auf ORTE und WEGE, die für psychische Räume, biographische Bewegungen und Verbindungen stehen, und schließlich auf PFLANZEN, die aus der Erfahrung des Erzählers heraus charakteristisch für die Schauplätze sein mögen.
Während die „Heimat“-Texte unmittelbar Gegebenes präsentieren, „in der Hoffnung, das Rätselhafte, das uns umgibt, greifbar werden zu lassen“, versucht der science-fiction-hafte Zyklus „Weltall“ Möglichkeitsmodelle zu konturieren, Chancen und Risiken, Formen des Widerstandes zu benennen, wo Freiräume kaum mehr vorhanden sind: „Alles ist elektrifiziert, alles digitalisiert, alles medial, der Wahrnehmungsraum also weitgehend virtuell. Letzte Residuen ,authentischer‘ Repräsentationen sind beständig verschränkt mit holografischen Projektionen, allgegenwärtigen Live-Übertragungen.“
In beiden Zyklen geht es um Deterritorialisierung: „Heimat“ hat sich in ubiquitäre Verwechselbarkeit aufgelöst. Die Vorstellung vom „Weltall“ als utopischem Zukunftsraum zerstiebt unter der Vision eines all-gewaltigen Marktes. Folgerichtig ist der Sprachduktus von „Heimat & Weltall“ von einer artifiziellen Fremdheit geprägt, individuelle Redeweise geht auf im behäbigen Prosa-Stil zurückliegender Epochen oder im technoiden Idiom nachkommender Cyber-Generationen.

2008
"Partei, Partei, wer sollte sie nicht nehmen..."
Kaum eine Phase in der deutschen Literaturgeschichte ist so spannend und spannungsreich wie das Jahrzehnt vor der 1848er-Revolution. Nie zuvor und wohl auch nachher nicht mehr haben Autorinnen und Autoren so sehr an sozialen und politischen Auseinandersetzungen teilgenommen, spielte die Literatur mit all ihren Facetten und Formen eine solch wichtige Rolle im Kampf um Demokratie und Freiheit. Die Dichter stellten sich in den Dienst der politischen Sache und zogen es vor, Pamphlete statt Novellen oder Romane zu verfassen. Dieser Band präsentiert Texte aus einer Zeit, in der jene Idee eines demokratisch verfassten Deutschland geboren wurde, auf die wir uns noch heute berufen.

2008
Diese Seelen
Diese Seelen erzählt Geschichten aus der neoliberalen Wirklichkeit. Der realitätsferne Soziologe Robert rutscht in die Arbeitslosigkeit. Seine Ex-Freundin, die TV-Journalistin Tess, scheitert an ihrer Skrupellosigkeit. Jürgen, ein Junge aus dem Kölner Kleinbürgertum, träumt von der großen Karriere als Tänzer in der Show von Tess, versagt aber auf ganzer Linie. Seine Schwester Mika, Arbeitsvermittlerin, sucht ordentliche Verhältnisse und stürzt in die Katastrophe...
Pressestimmen:
Enno Stahls soziologisch angehauchter Realismus erinnert entfernt an den frühen Houellebecq, unter Abzug von dessen intellektuellem Zynismus. (...) Stahls kritisches Gesellschaftspanorama reicht historisch von Atari-Spielen über Techno, BigBrother bis zu Hartz IV. Diesen Zeitgeist-Begriffen haucht er unterhaltsames Leben ein. Seine schnörkellose Prosa ist sensibel Milieuslangs abgelauscht, die Dramaturgie stimmig, sozusagen kinotauglich.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Der aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammende Jürgen glaubt fest an seine Qualitäten als Star, ob auf dem Fußballfeld oder später als Schauspieler und versagt kläglich. Seine Schwester Mika möchte demgegenüber ganz auf Nummer sicher gehen, strebt ein geregeltes Leben an und endet im Chaos. Den Widerspruch zwischen Selbstbild und Realität führt der Autor dem Leser dabei geschickt, mit einem unglaublichen Gespür für die alltäglichen Widersinnigkeiten vor Augen.
Kölner
"Gemeinsam ist Stahls prototypischen Romanfiguren nicht allein, dass sie sich ausschließlich über ihren beruflichen Erfolg und die soziale Anerkennung definieren, die ihnen zuteil wird, es gelingt ihnen auch bis zum jeweils mehr oder weniger bitteren Ende ihrer Geschichte nicht, ihre gesellschaftliche Konditionierung zu erkennen."
Thomas Blum / Literaturkritik.de
"'Diese Seelen' spiegelt das prekäre Leben rund um überqualifizierte Geisteswissenschaftler, smarte Journalisten und verzweifelte Künstler. Die Kulisse von drohender Verarmung und dem neo-liberalen Imperativ zu Selbstverantwortung und Selbererschaffung macht dabei alles nicht gerade leichter."
Linus Volkmann / Intro
"Über die kranke Seele unserer Gesellschaft schreibt der Autor in seinem Buch, hoch aktuell ist das Buch auch in der jetzigen Finanzkrise."
Begzada Dulovic-Kilian / radio multikulti

