Gewählter Autor: Tanja Dückers
Tanja Dückers
Bibliographie
2011
Hausers Zimmer
Berlin 1982: Das Ende des Kalten Kriegs und die Wiedervereinigung schier undenkbar, die geteilte Stadt im Niemandsland immer noch mit Einschusslöchern und Ruinen, Insel und Frontstadt, eingeschlossen und kalt, ihre Bewohner verkrochen in die Höhlen ihrer Hinterhofwinkel und Altbauwohnungen.
Alltag in einer gegensätzlichen Weltordnung mit Poppern und Punks, Bürgerlichkeit und Anarchie. In Mietshaus, Schulhof und Straße prallen Lebenswelten aufeinander und werden ebenso wie die Ideale und Widersprüche der Achtundsechziger aus heutiger Sicht mit doppelbödigem Humor geschildert.
Die Erzählerin Julika Zürn träumt sich hinaus in die weite Welt, nach Patagonien – und mindestens ebenso sehnsüchtig in das Zimmer des Motorradrockers Peter Hauser von gegenüber. Tagsüber bahnt sich die Tochter eines Sammlers ihren Weg durch wuchernde Kunstwerke, markiert ihre Lieblingsorte und macht sich ihren Reim auf die Welt. Während ihrer schlaflosen Nächte zieht Hausers orange leuchtendes Fenster sie in Bann.

2006
Der längste Tag des Jahres
Am 21. Juni, dem längsten Tag des Jahres, reißt das Läuten des Telefons vier Geschwister aus ihrem Alltag: Gerade ist ihr Vater, das "Zentralgestirn" der Familie, gestorben. Was die Todesnachricht bei den Geschwistern auslöst, fügt sich subtil zu einem scharfsinnigen Familienporträt.
Ganz überraschend kommt der Tod des Vaters nicht. Seit er seine Zoohandlung wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten schließen mußte, schien er jeden Lebensantrieb verloren zu haben. Als typischer Vertreter der Nachkriegsgeneration hatte er jahrzehntelang all seine Energie daran gesetzt, das Geschäft auf- und auszubauen. Ja, mehr noch, die Wüstentiere, die er verkaufte, waren die Verkörperung seiner romantischen Sehnsucht nach Exotik.
Allein die älteste Tochter teilt diese wirklichkeitsferne Wüstenleidenschaft - von Dückers "The German Weltflucht" genannt - , die schuld daran war, daß der Vater seine Kinder weniger wahrnahm als die Warane im Terrarium. Der jüngste Sohn hat der Familie den Rücken gekehrt und ist nicht zu erreichen. Die anderen vier ahnen nicht, daß er die ungelebten Träume seines Vaters auf eigenwillige Art wahrgemacht hat. Unter dem Eindruck der Todesnachricht erkennen die längst erwachsenen Kinder auch den eigenen Lebensweg in unerbittlicher Schärfe.

2007
Morgen nach Utopia
Essays
+ Leseprobe

2001
Luftpost
Gedichte
Tanja Dückers ist eine verbale Streunerin im urbanen Raum, den Blick stets geschärft für skurrile Situationen und mit allen Sinnen offen für Inspirationen. Die zwei gegensätzlichen Metropolen Berlin und Barcleona, zwischen denen die Autorin in den letzten Jahren unzählige Male hin- und herreiste, bilden die Spannungspunkte von "Luftpost".
Orte in Dückers Heimatstadt Berlin werden zum Gegenstand der poetischen Betrachtung: die eigene Wohnung mit dem morgendlichen Straßenlärm, kranke Großstadttypen in der U-Bahn, Unentschlossenheit im Supermarkt, die Charitße, der Alexanderplatz, die neue (inszenierte) Mitte.
Barcelona und Katalonien sind Schauplätze des zweiten Teils. Er handelt von mediterranem Sich-Treibenlassen, flüchtigen Kontakten, vom Eintauchen in eine andere Sprache und von einer Stadt, die ebenso hermetisch und provinziell wie möndän ist. Fieberhafte Eindrücke von Neuem und Fremden, Verse, die vom intensivem Erleben des Augenblicks zeugen.
Tanja Dückers literarische Streifzüge führen abschließend in unterschiedliche Gegenden der Welt. Tokyoter Schaufenster, finnische Wälder, Zugfahrten in Asien oder in namenlosen Flufhäfen eingefangene Bilder liefern Mosaikstücke, vermengt mit Erinnerungssplittern an Freunde, Geliebte und Reisebekanntschaften.

2003
Himmelskörper
Sie ist durchscheinend, aber nicht durchsichtig, jene besondere Wolkenart, nach der Freia seit Jahren den Himmel absucht. Der jungen Meteorologin fehlt einzig das Bild dieser Wolke für ihren Wolkenatlas, ein ehrgeiziges Projekt, mit dem sie bereits bei Vorträgen auf sich aufmerksam macht. Als Freia bei einer Zugfahrt unwillkürlich zum Himmel blicken will, bemerkt sie auf einem Bahnsteig unverhofft ihre Mutter. In fremder Umgebung wirkt auch sie fremd, und Freia fragt sich plötzlich, ob sie wirklich die verhuschte, ängstliche Person ist, die sie zu kennen glaubt. Gab es nicht verschwiegene Reisen zu Onkel Kazimierz nach Polen, war da nicht eine stille Jugendliebe?
Jetzt, da Freia selbst bald ein Kind erwartet, sieht sie sich und ihren Zwillingsbruder Paul stärker in einer Generationsfolge. Und als wie wenig später auch den Haushalt der Großeltern auslösen, beginnen Paul und sie sich gemeinsam zu erinnern. Aus Andeutungen der Großeltern von Krieg und Flucht aus Westpreußen über die Ostsee, aus dem Inhalt verstaubter Kartons oder aus von der Mutter manisch aufbewahrten Erinnerungsstücken scheint ein Familiengeheimnis durch, das sie ergründen müssen, um sich davon zu befreien.
Tanja Dückers ist mit ihrem Roman mehr als ein vielschichtiges Familienportrait gelungen. In nachhaltigen, bildkräftigen Szenen stößt sie zum dunklen Kern von Beziehungen und Erinnerungen vor.

1999
Berlin, Mitte der neunziger Jahre, eine Stadt zwischen Provinzialiät und Hauptstadtambitionen. In Neukölln und Prenzlauer Berg - genauer gesagt der Thomas- und der Sonnenburger Straße - treffen beide Welten aufeinander. Da sind zum Beispiel Elida und Jason, zwei Paradiesvögel in Neukölln, die in schrillen Siebziger-Jahre-Klamotten herumlaufen, in mehr oder minder seriösen Jobs Geld verdienen, meist aber nur Musik hören, in der Badewanne liegen und miteinander schlafen. Von den Nachbarn werden die beiden Traumtänzer neugierig-wohlwollend beobachtet, von einem biederen Angestellten sogar vom Dach einer Friedhofsgruft observiert. Das Paar wird zum Inbegriff der ungelebten Sehnsüchte der Leute ringsum. Von Neukölln in den Prenzlauer Berg zieht die junge Studentin Katharina. Im Osten der Stadt trifft sie auf alte Bewohner, die von den Zuzüglern genervt sind, auf biedere Frauenpärchen, die mit den überdrehten Party-Revoluzzern aus dem Westen nichts anfangen können und auf verrückte Gestalten wie Paul, der mit seiner Frau in einem kannibalistischen Akt verschmelzen will oder auf Bennie, der seinen in Formalin ruhenden Bruder nachts aus der Charité klaut. Ein Buch über Berliner Nischen- und Subkulturen.

1996
Fireman
englische Lyrik

1996
Morsezeichen
Gedichte

Theater
"Grüße aus Transnistrien" - Berlin
Theaterstück/Performance , Text: Tanja Dückers, Nicoleta Esinencu; Regie: Isabel Raabe, Franziska Sauerbrey; Bild: Kollektiv Fischka; Mit: Nina Kronjäger, Astrid Meyerfeldt, Uraufführung im Juni 2008, im HAU I (Berlin)
"Spielzone" - Bremen
Uraufgeführt Mai 2007 im "moks", Bremen, Regie: Joachim von Burchard, Dramaturgie: Martin Thamm
"Spielzone" - Bielefeld
Uraufgeführt Juni 2003 im "TheaterBielefeld_", eine Produktion des Jugendclub | NeueSzene, Regie: Joachim von Burchard, Regieassistenz: Almut K. von Wedelstaedt
