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Autorenbuch Karlheinz Barwasser San Francisco – FIXPOETRY.com

Gewählter Autor: Karlheinz Barwasser

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San Francisco


Zitternde Gerade, der Kopf paßt, weil schamlos beseelt. Abstrakte
Perspektive mit scharfer Munition, Duftmarken: sondiert, der
Wirklichkeit weggeschnitten. Rippen und Wirbel, so tragende
Worte, und Stirn gegen die Statik: jetzt das Buch aufgeklappt, die
uralten Legenden geholt: Sporn und Stange, denn Milchbart und
Scheitel: Spurgelege. Und so könnte es sich laben, weil mit der
Distanz zur Wirklichkeit (oder ohne? Jedenfalls: eigenbeschattet).



San Francisco


Aortenschnitt im gläsernen Aufzug des Fairmont, für die vielen flinken Eintagshelfer, genauso vielversprechend: gelandet auf dem Dorf, wo die Chroniken längst geschrieben sind, hier am Rande des Wassers, wo noch was sein sollte: es verschwimmt der biographische Blick. Weil ein Lederpolster, ein ungestopfter Riß: die allerwichtigsten Nichts verfolgen sich. Allein ein krudes Paradestehen wie das Streikkomitee von Pacific
Telephone: Jackhammer (play it rough or play it sweet) und guidemäßig India Bonita: ein Achselreißverschluß im Lufthansa-Piloten, hier dann Ostleuchte mit hoffnungsvollem Sprachfehler (kommts darauf an: ja, meine Knaben!): feil geknöpft mit Eingrifflasche, rissige Fontanelle mit Haarspray behandelt. Schreit aus jedem körperlichen Defekt dieselbe Schandtat: animalische Lieder lösen das heimliche Mantra auf den Lippen ab. Wo sonst gäbe man sich ganz ab (Mutationen deponiert im Straßenriß, da wackelt erneut die Bühne), wo sonst Konfetti: ertrag dich voll, don't play it sweet. Heulender Wolf, das blankgelegte Biest.

Sehr wohl haben wir Seuchenlyrik, weil jedes Buch die Seuche ist, wo ganz Amerika die Seucheseuche ist: Howl and Other Poems, heute chlorfrei gebleicht für Sechsdollarsechsundvierzig, weil, Wir sind der Bookstore und Ich bin die Tür, so sagt die Tür in dem Bookstore: und weckt Ginsberg, der zeigt jedem im düsteren Keller die Geschichte der Blasphemie (siebzig Bände, von Moses bis Rushdie): ganz schlau der Mund und weiter abwärts: unter Literaten stirbt man nicht schlecht.

Davor noch Schwärmen: in die tätige, tätliche Lebendigkeit:  wo der
Graben sammelt: Zielscheiben für Rufmord: auch in Sauselito setzt die Kunst nur noch Überlebenszeichen: Lymphozyten an Perlhuhn und anderer Getiermüll, pastellen und schnittlauchgespießt, für Medizin die Fensterbänke: Orange im Glas, ungespritzt. Aufs Rituelle gesetzt, jenes Spiel mit Regeln und Regelverstößen: Inklusive dem cholerischen Zweizentnerschwein, das seinen Gin über Kehlkopfmikrofon bestellt.

Ganz spät, Haight-Ashbury, die einmal hellere Schicht: wieder die
besten Köpfe einer Generation vom Wahn zerstört, hungrig hysterisch nackt. In vollem Wichs vor rosa Türen: Spalten offen, ignorierte Male.

Frei zitiert: »Er sah die besten Köpfe seiner Generation vom Wahn zerstört, hungrig hysterisch nackt«
»I saw the best minds of my generation destroyed by madness, starving hysterical naked«
Allen Ginsberg: »Howl«, City Lights Book, 1956  (»Ich bin die Tür«)
 

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