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Autorenbuch Karlheinz Barwasser Aus: ÜberGänge – FIXPOETRY.com

Gewählter Autor: Karlheinz Barwasser

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Aus: ÜberGänge


ÜberGänge. Fluchtbilderzyklus, 1999


Auf der Suche nach Bildern der Erklärung: manche hängen in Museen und Galerien, andere entstehen im Kopf. Zuletzt stößt man auf das Bild, das nicht öffentlich aushängt, aber beim Anblick den Schrecken eines Fahndungsfotos produziert: das Titelbild eines Magazins: runder Fleck mit dunkel abgegrenztem Rand, darin ein längliches asymmetrisches Gebilde, mal stäbchen-, mal pyramidenförmig, diabolisch in seiner Ausformung, Grauton, aus rund achtzigtausend Rasterpunkten zusammengesetzt.
Die Spur verliert sich in der Vergangenheit: Illusionen aus der Ferne: auf Leinwände gestrichen, durch Fixierbäder gequält, quer zur Tagesordnung liegende Fragen zu Geschichte und Theorie einer Krankheit, Eindrücke über die ganz individuelle Abwehrschwäche: die ganz große Seuche, aber, Gottseidank, angenehm abstrakt.
So ist ein irreparables Faktum entstanden, eine Krankheit, die den Tod bringt und sich in Kopf und Körper brennt. Was folgt sind die unvermeidlichen Wege durch Stationen, durch und über Gänge: Bilder, von der Malerhand kreiert, vom Kameraauge auf Film gebannt, dazu Kopf- und Körperbilder, Visionen im Kampf gegen die Auflösung.
Ein kleines morbides Endzeitdrama, in dem eine der Hauptrollen eine Gesellschaft spielt, die den Tod und Tote schön malt, sich jedoch dem vorangehenden Prozeß verweigert. Denn: man hat ja ein kleines chemisches Molekül in der Erprobung, und bis dahin bleiben, als Ausgleich sozusagen, die Särge etwas länger offen: für neue Bilder, für noch schönere Bilder.

ER SOLLTE NICHT SO OFT AUF DIE STRAßE
GEHEN, ER WEIß, WIE DIE LEUTE REDEN.
Manchmal kriecht eine Spinne über den
Teppich, manchmal denkt er, daß es das
beste wäre, so weiterzumachen wie bisher.
Er entspricht nicht der Vorstellung, das
nimmt man ihm übel. Sie sagen, daß
Krankheit nichts mehr erlaubt.


VIREN, DIE KLOPFEN UND BEIßEN,
KRANKHEIT HAT EIGENE REGELN UND
EIGENE GESETZE, IHRE EXISTENZ GRÜNDET
AUF DER DISTANZ ZUR WIRKLICHKEIT.
Die Wahrheit liegt nicht in der Mitte, denn
was liegt, tut keinem etwas zuleide: vor der
liegenden Katze ist die Maus (ziemlich) sicher.

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